Ein neuer Kalender
Immer um diese Zeit strotzt ja der Mensch an sich vor guten Vorsätzen. Manch einer kommuniziert sie, manch einer behält sie lieber für sich.
Für die meisten Deutschen zumindest scheint der Fokus auf Selbstdisziplinierung zu liegen: weniger Kalorien, mehr Sport, mit dem Rauchen aufhören, etc.
Manch eine von uns Strickliesln macht einen festen Plan mehr Lagergarn zu verstricken, mehr/weniger zu verschenken, oder gar eine fixe Liste an Strickprojekten für das ganze Jahr.
Selbstkasteiung ist gar nicht meins. Außerdem finde ich es unglaublich demoralisierend wenn ich dann meine Vorsätze nicht einhalte. Daher versuche ich mir realistische Ziele zu stecken, und auch dauerhaft in mein Leben einzubauen. Dabei geht es (meistens) um bewussteren Konsum.
2015
bin ich viel über Land gefahren, und ständig habe ich Tiertransporter gesehen. Dabei ist in mir die Idee entstanden meinen Fleischkonsum drastisch zu überdenken, und wo möglich nur noch regionales Fleisch zu kaufen. Zum Glück war ganz in der Nähe ein Galloway Züchter, der super nachhaltig und ohne Transporte Rinder und Schafe züchtet und das Fleisch direkt am Hof verkauft. Ansonsten wähle ich gerne saisonal Wild, das kommt auch aus der Region und konnte ohne Mast und Massenhaltung bis zum letzten Moment das Leben genießen. Klappt. Wir sind jetzt Flexitarier 🙂
2016
hatte ich dann entschieden keine Zeitschriften mehr zu kaufen. Dabei habe ich mir von vornherein zwei Ausnahmen gelassen: Die Brandeins und die Deli mussten sein, denn beide „studiere“ ich wirklich intensiv, und die Rezepte aus der Deli gehen bei mir eigentlich immer direkt in die Rezept-Rotation ein.
Aber insgesamt wollte ich einfach die Papierberge bei mir daheim reduzieren.
Im letzten Jahr habe ich den Vorsatz dann noch etwas aufgeweicht, denn Siv hat mir die Kreativ Stricken ans Herz gelegt, und die darf nun auch jedes Mal mit. So viele tolle Ideen, oft mit Sandnes Garnen, da lohnt sich sowohl die Anschaffung als auch die Lagerung.
Insgesamt muss ich aber viel weniger Papier wegwerfen als früher.
(Mit diesem Hintergedanken habe ich mir auch angewöhnt Broschüren abzufotografieren aber nicht mitzunehmen)
2017
war der Plan anders: einmal die ganze Strecke vom Schwedenhaus bis zum nächsten Ort und zurück laufen. Das haben wir eingehalten. Fast 46.000 Schritte waren das.
Die Tage danach haben wir uns angehört wie die Synchronsprecher von Erwachsenenunterhaltung… jede Bewegung wurde mit Stöhnen, Ächzen und Quieken begleitet, so schlimm war der Muskelkater. (Es geht in der Gegend sportlich auf und ab, die überwundenen Höhenmeter haben da gut reingehauen)
2018 – Das Jahr der Flaschen
Dieses neue Jahr will ich wieder meine Ökobilanz und meinen Konsum optimieren.
Du hast sicher auch schon von den Teppichen aus Plastikflaschen im Meer gelesen… leider gehöre ich auch zu diesen Impulskäufern, die bei „unerwartet“ auftretendem Durst nach der ersten Flasche mit Schorle greifen und dabei oft die PET Flasche an den Hals setzen.
Von Textilien weiss ich, dass Polyfasern nicht stabil sind und ins Waschwasser (und damit unser Leitungswasser) übergehen. Ob das – gerade bei säurehaltigem Inhalt – nicht auch bei Getränkeflaschen passiert? Jedenfalls habe ich beschlossen dass ich das System Plastikflasche nicht unterstützen möchte.
Als Ökonomin weiss ich: Veränderung kann am besten durch kritischen Konsum gefördert werden. Das hat bei Eiern aus Käfighaltung gut funktioniert, so dass die in Deutschland inzwischen klar an Marktanteil verloren haben – warum soll das bei Plastikflaschen nicht auch gehen?
Also werde ich 2018 nur noch Getränke in Glas kaufen.
In diesem Zusammenhang habe ich mich auch auf die Suche nach einer neuen Milch in Glasflaschen machen müssen, und dabei bin ich über den Milchreport von Tim Mälzer gestoßen.
Wusstest du, dass Milch nicht vom Euter in den Tankwagen in die Molkerei in die Verpackung geht?
Unsere Milch darf aus Milchpulver aus Osteuropa (unter anderem der Ukraine…ich sag nur Tchernobyl) mit Wasser aufgegossen werden! Ohne Kennzeichnung!
Da kann Landmilch, Alpenmilch, Bauernmilch draufstehen, das sind keine geschützten Begriffe. Nur Bio oder Heumilch ist wirklich Milch so wie sie aus der Kuh rauskommt.
Also steht auch Milch auf meiner Liste 2018: Ich habe eine Biomilch in Pfand-Glasflaschen gefunden, bei meinem Supermarkt ist die sogar überraschend günstig, und bei einem Milchkonsum von ca 2l die Woche macht es in unserem Portemonnaie keinen wirklichen Unterschied.
Wenn ich aber durch mein Verhalten einer deutschen Kuh pro Jahr ein gesundes, schöneres Leben ermögliche, dann ist es mir das wert.
Teil zwei meines Vorsatzes ist, keine Süßigkeiten und weniger Brot zu kaufen. Das ist kein versteckter Diätvorsatz, sondern ein Versuch mich wieder an den Herd zu locken.
Im Umzugswahn hat das letzte Jahr leider weniger Küchenstunden von mir gesehen als üblich.
Gerade Süßkram und Brot mag ich aber eigentlich viel lieber hausgemacht.
Also ran an den Herd…
Ganz besonders wichtig ist mir immer: Meine Vorsätze sind meine. Da muss sich kein anderer mit beschäftigen und keiner dran halten.
Wenn ich eingeladen bin, esse ich ohne nachzufragen was auf meinem Teller landet – mag das Rind auch aus Turkmenistan angereist sein.
Ich versuche auch niemanden von meiner Philosophie zu überzeugen oder zu erziehen.
Mein „bewusster“ Konsum hat alle möglichen undichten Stellen, dessen bin ich mir bewusst.
Trotzdem verlangt es auch so schon ein wenig Aufwand, denn ich muss recherchieren was in meinen Einkaufskorb kommt, und in Zukunft meine Soulbottle und einen Thermobecher häufiger dabei haben.
Aber das sollte jawohl schaffbar sein. Hauptsächlich will ich mich dazu bringen, ohne wirklich etwas aufgeben zu müssen an möglichst vielen Stellen eine nachhaltigere Kaufentscheidung zu treffen.
Beim Stricken achte ich übrigens ganz von Anfang an darauf indem ich möglichst wenig Poly-Mischgarne kaufe und Hersteller unterstütze, die eine tierfreundliche Wollindustrie leben.
2017 ist meine Bilanz da leider nicht komplett positiv, denn ich habe übersurchschnittlich viel Sockengarn verwendet, also immer 20-25% Kunstfaser und viel Superwash (gar nicht gut fürs Wasser).
Leider habe ich bisher noch kein einziges Natur-Sockengarn gefunden, das haltbar genug für meine Ansprüche ist. Selbst die angeblich robusten Industriegarne laufe ich nach spätestens 3 Monaten durch.
Es ist für mich also die Alternative warme Füße haben, oder kategorisch auf eigentlich nicht-optimale-Sockenwolle verzichten.
Und da stehe ich mir doch selbst am nächsten (und meinem Bruder, denn der wäre sterbensunglücklich wenn es keine weiteren Wollsocken für ihn gäbe).
Daher habe ich mir andere Strickvorsätze für 2018 gemacht:
1) Reisegarnsocken
Der Bruder und ich haben uns eine kleine Challenge ausgedacht, bei der wir seine vielen Reisen, den Wunsch nach warmen Füßen und meine Lust auf neue Garne sinnvoll zusammenführen können:
Wenn er auf Reisen Zeit hat zu einem lokalen Garnshop zu düsen, wird er ein Knäuel Sockenwolle mit Angabe des Kauforts an mich schicken. Ich stricke aus dem Knäuel ein Paar Socken für ihn, und markiere auf einer Weltkarte alle Orte. Die Socken gibt es zu Weihnachten und Geburtstag.
Der Rest der Brüder ist auch eingeladen, allerdings habe ich Befürchtungen, dass ich nicht hinterherkommen werde… wir reisen alle privat und geschäftlich doch eine ganze Menge, und ich muss ja noch ein paar andere Frostbeulen umstricken 😮
2) Das Jahr der Handschuhe
Plan ist es, jeden Monat ein Paar Handschuhe nach einer anderen Methode zu stricken. Die Methoden werde ich dir so ausführlich wie möglich vorstellen.
Mit dem Plan erschlage ich hoffentlich mehrere Fliegen mit einem Handschuh, denn ich kann viele Stashgarne verwerten, interessante Techniken vorstellen, habe immer kleine, reisetaugliche Projekte, und sogar schon Weihnachtsgeschenke für nächstes Jahr 😉
Das tolle an Handschuhen ist doch einfach dass man an so kleinen Teilen wunderbar verrückte Sachen ausprobieren kann, sich mit Farben und Mustern austoben kann ohne dass man nachher aussieht wie Pippi Langstrumpf, und dass man sie (im Gegensatz zu Socken) am Ende sogar immer sichtbar hat.
In meinen Bücherregalen habe ich einige Bücher mit Handschuhmustern, bei der Gelegenheit kann ich sie dir direkt einmal vorstellen…
Den Anfang werden diesen Monat Lovikka Handschuhe (hab ich hier schon mal beschrieben) machen.
Das mit den Reisesockenknäulen find ich eine Superidee! Leider bin ich die einzige, die gelegentlich geschäftsreist, und da seh ich meistens nur Hotel, Messezentrum und Bahnhof/Flughafen. Aber zumindest kann ich mir ja vornehmen, immer ein On-the-Go-Sockenstrickzeug dabei zu haben. Es sollen nämlich mindestens 12 Paar Socken fertig werden in 2018.
Ein Unterwegs-Projekt ist immer gut zu haben. Ich habe eigentlich immer ein Paar Socken im Auto liegen – falls ich mal unerwartet irgendwo warten muss. Und im Flugzeug oder Zug ist sowieso immer was dabei – ich weiß gar nicht mehr was ich früher in diesen Reisezeiten alles gemacht habe…
Und zu den Reisesockenkäufen: Vielleicht reisen deine Lieben ja privat auch mal? Muss ja auch nicht die halbe Welt sein, Deutschland hat so viele kleine Garnlädchen. Ich finde es für meinen Bruder schön wenn er sich schon vor dem fertigen Paar mit dem Prozess mitbeschäftigen kann, er Mitspracherecht bei Farben und Material hat, und eben auch immer einen Grund hat nach einem Termin noch mal alleine aus dem Hotel zu gehen. Sonst versandet man auf Geschäftsreisen doch gerne mal in Überstunden und an der Hotelbar:-)
Klasse, liebe Sophia, wir sind beeindruckt.
Plastik versuchen wir seit Jahren zu vermeiden – ist gar nicht so einfach.
Das Thema „Milch“ kannten wir so noch nicht – werden uns damit aber beschäftigen und entsprechend handeln.
Tja, und plastikfreie Socken: Ich habe für unseren Sohn ein paar aus Wolle und Ramie gestrickt – wie lange sie halten – ich bin gespannt.
Auf jeden Fall dankeschön für Deine Anregungen.
Bestrickende Grüße
Ulla
Mit den Poly-Alternativen teste ich auch immer mal wieder herum, aber wie gesagt: Bis jetzt überzeugt mich noch kein Garn so sehr wie Sisu, und 2017 wäre ohne Pairfect echt langweilig gewesen 😉
….danke für deinen tollen bericht….milch kaufen wir schon ganz lange in der braunen flasche….früher direkt vom bauren, das war so richtig toll…..bei getränken hinke ich noch hinterher, da ich das mit den kids nicht so gut hin bekomme…..
auf die handschuhe bin ich ser gespannt…..
herzlichst
annetteh
Die in den braunen Flaschen ist auch meine 😉
Für die Kids kann ich nur Metall-Thermoflaschen empfehlen, die halten auch mal den Alltag neben den Schulbüchern im Tornister aus – oder wie bei mir: In der Handtasche, direkt neben Stricksachen… ich habe eine flsk, die ist super leicht und darin kann ich warme und kalte Getränke bis zu zwei Tage warm oder kalt halten.
Danke für deine tollen Ideen für das kommende Jahr!
bitte bitte – freut mich wenn es dich inspiriert 🙂
ein sehr interessanter Blog, kannte ich noch gar nicht – bin über den Umweg Strickfisch darauf gestossen – das mit der Milch wusste ich auch noch nicht und weiß auch nicht, ob das hier in Österreich auch so gehandhabt wird. Werde mich mal schlau machen. Versuche aber schon seit Jahren möglichst viele regionale Produkte zu kaufen. Die Idee mit den Wollknäueln aus aller Welt ist einfach genial – mal schauen ob ich meinen Sohn und die zukünftige Schwiegertochter dazu animieren kann.
Bei den österreichischen Kennzeichnungen kenne ich mich noch weniger aus, aber meist seid ihr ja etwas patriotischer als wir…
Ich versuche halt nicht kategorisch regional oder Bio oder vegan oder sonst etwas zu vertreten, sondern meine Einzelentscheidung minimal schädlich zu halten. Um mich selbst wirklich komplett einzuschränken bin ich einfach zu viel Genussmensch 🙂
Berichte gerne von den Wollkäufen deiner Liebsten, ich bin ja gespannt wie zäh mein Bruder das wirklich durchhält…
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