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Isabel Moctezuma

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Die Idee und den Beginn der Serie “Regia Royale Rebellinnen” kannst du im Beitrag “Sobekneferu” nachlesen.

Prinzessin II

Die Lebensgeschichte unserer zweiten royalen Rebellin beginnt in Mittelamerika im frühen 16. Jahrhundert, im heutigen Mexico.

Wenige Jahre zuvor hatte Cristobal Colon im Auftrag der spanischen Krone Amerika entdeckt – also wie sich später herausstellte, denn er war ja davon überzeugt an der Ostküste Indiens gelandet zu sein… Männer können halt nicht nach dem Weg fragen 😉

Es war also inzwischen klar, dass am anderen Ende des Atlantiks Land liegt, Land, das bitteschön erobert werden wollte. Und so landeten immer mehr “Conquistadores” an den Küsten der Amerikas, und rückten den Einheimischen auf den Leib. Besonders berühmt/berüchtigt ist dabei Hernán Cortés geworden. Auf ihn kommen wir später noch zurück, denn im Leben unserer Prinzessin hatte er prägenden Einfluss.

Aber von wem reden wir diesmal denn nun eigentlich?

Es geht um Tecuichpoch Ixcaxochitzin – das wäre Höchspunktzahl beim Scrabble, wenn die Steinchen dafür reichen würden – oder für uns einfacher, ihr christlicher Name: Doña Isabel de Moctezuma.

Von Moctezuma hast du bestimmt schonmal gehört, nur wird er bei uns oft MoNtezuma geschrieben… Unsere Prinzessin war seine Lieblingstochter (unter gerüchteweise etwa 100 Geschwistern ist das ne Leistung!), hatte also hoffentlich selten mit seiner sprichwörtlichen Rache zu tun.

Bei den Azteken wurde der königliche Machtanspruch über die weibliche Linie vererbt, AAAAABER – jetzt mal bitte nicht zu euphorisch werden – nur um die Herrschaft des werten Herrn Gemahls zu legitimieren. Herrschen konnten auch Azteken nur mit Penis, das ist klar. 


Du kannst dir aber denken, wie begehrt die Hand dieser holden Maid unter diesen Umständen war… wer an ihrer Seite war, hatte allerbeste Chancen Herr über Tenochtitlán und das ganze Reich zu werden. Und wie sagt man doch so schön im Ländlichen: Liebe vergeht, Hektar besteht!


Isabel wurde also schon als kleines Mädchen mit einem Onkel, der gleichzeitig auch Cousin war (ööööh?) verheiratet, der aber bald darauf verstarb.


Um diese Zeit herum müssen die Conquistadores um Cortés aufgetaucht sein, und haben Isabels Vater entmachtet. Moctezuma wurde als eine Art Marionettenregierung in seinem Palast gefangen gehalten. Im Zuge dessen wurden Isabel und zwei Schwestern zu “Ziehtöchtern” Cortés’ erklärt. In den Wirren eines Aufstands wurde ihr leiblicher Vater dann entweder von seinen eigenen Untertanen, oder von den spanischen Eroberern um den “Ziehvater” ermordet, und Isabel war noch begehrtere Junggesellin, und wieder ergriff ein Onkel Hand und Herrschaft, und … starb. Es fand sich noch ein Marionetten-Regierungs-williger Onkel, Isabel wurde zum dritten Mal verheiratet, nur um wieder verwitwet zu werden. (Diesmal folterten die Spanier ihren Mann zu Tode um zu erfahren wo ein mystischer Goldschatz versteckt sein könnte – wir erinnern uns an El Dorado, die Stadt aus Gold, die Spanier witterten in der neuen Welt hinter jeder Flusswindung Gold, Gold, Gold.)

Nachdem Isabel jetzt Tochter des drittletzten Königs, und Ehefrau vom vorletzten und letzten Königs gewesen war, reichte es Cortés mit den Marionettenregierungen und nahm seine “Ziehtochter” unter seine eigenen Fittiche, sie konvertierte bald zum Glauben der Europäer, heiratete einen Waffenbruder ihres “Ziehvaters” (endlich eine Ehe ohne Blutsverwandtschaft!), bekam von Cortés alle möglichen Reichtümer und Ländereien ihres Vaters übertragen, und lebte glücklich und zufrieden bis ans Ende, naja, bis ans Ende der Tage ihres Mannes, der recht bald verstarb.

Also zurück zum “Ziehvater”. Der nahm es mit dem christlichen Glauben so ernst, dass Isabel bald sein Kind erwartete. Um die Situation zu entschärfen (Cortés war nämlich schon verheiratet), wurde Isabel noch schwanger an einen von Cortés’ Single Freunde verheiratet. Der neue Mann zeugte noch einen eigenen Sohn, und… wait for it … starb. 


Man fragt sich langsam ob Isabel eventuell eine richtig schlechte Köchin war, oder? Sie wird doch nicht …?

Interessanterweise meinten auch die Spanier, dass aztekische Prinzessinnen eine erstrebenswerte Frischzellenkur für alte Adelsfamilien in Spanien seien, so dass Isabel und ihresgleichen auf dem spanischen Heiratsmarkt 1A Chancen hatten. Selbst für eine Anfang-20-jährige, fünffache Witwe fand sich noch ein eifriger, eventuell lebensmüder, sechster Mann, der Vater ihrer fünf jüngsten Kinder wurde, und sie am Ende tatsächlich überlebte! 


Durch ihre insgesamt sieben Kinder begründete Isabel mehrere Adelsstämme, die noch heute Moctezuma im Namen führen. Nach fast 500 Jahren ist es schwer ein Gefühl dafür zu bekommen, in wie weit Isabel in diesen wilden Zeiten ihr eigenes Geschick beeinflussen konnte. Nur ihr Testament ist der Nachwelt als Zeuge ihrer Persönlichkeit geblieben, und aus der klaren und bestimmten Art, wie sie ihre Habgüter einordnet und verteilt, entsteht zumindest der Eindruck, dass sie durchaus selbstbewusst ihre Frau stand, einen eigenen Willen und Handlungsraum hatte. Und dafür feiere ich sie umso mehr. Denn als echte Prä-Mexikanerin hat sie scheinbar als das Leben ihr Zitronen gab, nach Tequila und Salz gerufen, die Zähne zusammengebissen, und das beste draus gemacht!

 

Lange Rede zur Prinzessin, kommen wir zum Design:

Isabel de Moctezuma hat mich zu einem Loop aus Regia Premium Cashmere* inspiriert.


Das Lochmuster der Hauptteils erinnert mich an die geometrischen Details aztekischer Kunst. Nicht viele Schnörkel, sondern klare Linien.

In Anlehnung an den spanischen Einfluss auf ihr Leben, wollte ich mit dem Design auch an die Gebetsschals der spanischen Katholikinnen, die Mantilla erinnern. Allerdings ausdrücklich nicht in traditionellem schwarz, sondern in einem cremeweiß, wie es manchmal zu Hochzeiten getragen wird. (Denn Hochzeiten sind ja irgendwie ein echtes Dauerthema bei dieser Story.) Der Loop kann also wie eine Mantilla über den Kopf getragen werden, ähnlich wie eine Kapuze, was ich bei Zugluft gerne mit meinen Tüchern mache um Ohren und Nacken warm zu halten.

Vorne wird der Loop mit einem gestrickten Zopf aus drei Teilen gerafft. Die drei Stränge können dabei gut für die drei spanischen Ehemännern gelten, die sich schützend – oder raffend – um ihr aztekisches Erbe gelegt haben. Das Gewicht des Zopfs sorgt jedenfalls für einen guten Fall des Loops, wenn er um die Schultern oder über den Kopf getragen wird, außerdem ist er ein schönes Detail, wenn der Laceteil doppelt genommen eng am Hals getragen wird.

Um den Loop nachzustricken brauchst du etwas weniger als zwei Knäuel Regia Premium Cashmere, oder ein anderes Garn mit ähnlicher Lauflänge, sowie drei 10 g Reste gleicher Stärke für den Raff-Zopf.

Auf 4 mm Nadeln ist der Loop relativ zügig gestrickt und ist absolut für Anfänger geeignet. Wie immer sind für ungewöhnliche Techniken Tutorials im Anleitungs-PDF verlinkt, wobei das hierbei wirklich nur minimal nötig war. Die Anleitung findest du bei Ravelry und bei Lovecraft, ein Kit wird es außerdem zeitnah bei Maschenfein geben.

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Sobekneferu

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Kennst du die Regia Premium Garne, auch “Krönchenwolle” genannt?

Sockenwolle, aber mit dem gewissen Extra, von Seide über Cashmere oder Yak zu Bambus. Alle Krönchengarne haben einen Anteil Luxus-Fasern.
Anfang des Jahres habe ich mit einem Probeknäuel der neuen Cashmere* Qualität herumgespielt, während ich gerade ein Buch über meine Namensvetterin (?) Sophia Duleep Singh, Prinzessin des Punjab und Patenkind von Queen Victoria gelesen habe.
Im Maschenfein Podcast hatte ich kurz zuvor gehört, dass Schachenmayr alle Designs mit Krönchenwolle nach Schlössern benennt, und mein Gehirn kam ins Rattern:

Wäre es nicht total naheliegend, eine Kollektion an Anleitungen zu entwerfen, die von relativ unbekannten, historischen Prinzessinnen / Königinnen / Adligen inspiriert sind?
Ladies, die im Geschichtsunterricht eher nicht vorkommen, aber bei genauem Hinsehen halt doch ziemliche Badasses sind?
Und so entstand die Idee für die “Regia Royale Rebellinnen“.

Für die nächsten Monate habe ich eine Reihe an noblen Damen aus der ganzen Welt herausgesucht, und jeden Monat wird es ein Design und einen Blogbeitrag geben, in dem ich dir die ungewöhnlichen Frauen und ihre Geschichten vorstelle, erzähle wie meine Verknüpfung von Person und Strickstück, Material und Methoden kommen.

Und den Anfang macht:

Sobekneferu aus Altägypten

Sobekneferu Pharaonin SockenZu Ehren der ersten verbrieften regierenden Pharaonin, habe ich mir ein Paar Sneakersocken ausgedacht.

Gestrickt habe ich aus Regia Premium Bamboo*.

  • Erstens weil noch Sommer ist, und Sneaker-Woll-Socken klingt erstmal wie ein Oxymoron. Bambus ist kühl auf der Haut, ein typisches Sommergarn.
  • Zweitens weil Bambus auch am Nil entlang wächst, ein beliebtes Baumaterial durch die Geschichte ist, und gerne für Gitterwände gebraucht wurde/wird, bei denen mit durchbrochenen Mustern Licht und Schatten zu eigenen Bauelementen werden.

Das passte gut zu meiner Eingebung von einem einfachen Lochmuster, das sich über den Fußrücken bewegt. Sommerlich, leicht, vielleicht sogar eher Mückenschutz als Wärmequelle?

Und wenn du doch lieber warme Füße magst, mir gefällt meine Yak Version* in 7504 auch sehr gut.

Der geriffelte Effekt der Ab- und Zunahmen erinnert mich an den Rücken eines Krokodils, wenn es träge im Nil planscht und auf Beute lauert.
Die Farbe 070 “grasgrün”* war also schnell klar, denn wer erinnert sich nicht mehr an Schnappi, das kleine Krokodil vom Nil? Eindeutig grün. Bambus auch, eindeutig grün.

Und wer ist jetzt diese royale Rebellin?

Tja, wir bleiben beim Krokodil. Denn Sobekneferu bedeutet “die Schönheit des Sobek”, und Sobek war der krokodilköpfige Gott der pharaonischen Macht und der Fruchtbarkeit.
Eins vorneweg, mit der Fruchtbarkeit hat es in diesem Fall nicht so geklappt, denn Sobekneferu war die letzte Vertreterin ihrer Dynastie – der zwölften – und als sie nach vier Jahren Herrschaft starb, endete mit ihr ein Zeitalter.

Regiert hat Sobekneferu zwischen 1806 & 1802 v.Chr., also langlangher.
Sie war wohl die Tochter des Pharao zwei vor ihr, ihr direkter Vorgänger eventuell ihr Stief- oder Halbbruder.
Da sie sich als “Tochter des Pharao von vor einigen Jahren” und nicht als “Schwester von dem Pharao an den ihr noch frischere Erinnerung habt” bezeichnete, gehe ich davon aus dass keine große Geschwisterliebe bestand, und die beiden auch nicht – wie sonst häufig in den pharaonischen Familien – miteinander verheiratet waren.

Von ihrer Herrschaft ist nicht viel bekannt, außer die Nilstände, die wurden immer artig notiert, denn von der Höhe der jährlichen Nilflut hing fast die gesamte Nahrungsversorgung des Reichs ab.

Ansonsten wissen wir nur, dass sie die erste eigenständige Regentin von Ober- und Unterägypten war, und – etwas untypisch – ihre Namen auch nachträglich nicht aus den Königslisten gelöscht wurden. Das haben die Jungs im Reich am Nil später nämlich gerne gemacht wenn ein “Unfall” der Geschichte ihnen eine weibliche Herrscherin verschafft hatte.
Nach deren Tod wurden sie meist schnell ausradiert, nicht dass sich diese Idee rumsprechen würde…
Frauen auf dem Thron, da wird ja die Sphinx in der Pfanne verrückt!

Insgesamt muss sie also eine mindestens durchschnittliche Herrscherin gewesen sein, denn wenn der erste Versuch einer Frau an der Macht nach hinten losgegangen wäre, man stelle sich die Klatsch-Papyri jener Zeit vor…

Und wie sah die Krokodil-Schönheit aus?

Keine Ahnung.

Denn leider sind aktuell alle Sobekneferu Büsten, die mit ihrem Namen beschriftet sind, kopflos.
Eine einzige Darstellung mit Gesicht wurde ihr zugerechnet, aber die ist leider im zweiten Weltkrieg in Berlin verschollen.

Bild Sobekneferu Büste
Quelle: Wikipedia

So viel dann auch zum gern genutzten Argument, dass altertümliche Kunst besser in den Museen der “entwickelten Welt” aufgehoben ist, weil man bei uns so gut auf alles aufpasst.

Ägypten: fast viertausend (in Zahlen: 4.000) Jahre mit heiler Büste,

Deutschland: Uuuups. Also die deutsche Gründlichkeit meinten wir mehr so sprichwörtlich. Immerhin, fast 50 Jahre! Aber no hard feelings, wir haben immerhin nen schwarz-weiß Foto davon gemacht…guckt’s halt eh mal die Ohren…eher so ne 4/10, tendenziell auch etwas kräftig…”Schönheit” des Sobek ist da wohl auch etwas weit hergeholt… wir haben uns dann lieber schützend über die Nofretete geworfen, weil dit war ja mal ne richtich eene Schönheit, wa?

Über das Design:

Die Anleitung zu den Sobekneferu Socken kannst du bei Ravelry oder Lovecrafts bekommen, sie ist für EU Schuhgrößen 36 – 43, solange du dich artig an die Maschenprobe hältst.
Und aus einem 100 g Knäuel kannst du sogar zwei Paar stricken.

Im Pdf sind Tutorials verlinkt, so dass du auch als ambitionierter Sockenneuling mit dem Muster klarkommen kannst.

Für die einzige – zugegebenermaßen – komplizierte Methode biete ich eine Alternative an, aber ich finde das winzig kleine Kontrastdetail im Bündchen allerliebst.


Außerdem sitzt es etwas besser als die anfängerfreundlichere Methode.
Probier’s doch einfach mal, wenn du vorher einen Sicherheitsfaden einziehst kannst du ganz ohne Risiko zurückribbeln falls es absolut nicht klappt mit dem fummeligeren Bündchen.

Apropos Bündchen… siehst du auch die Krokodilzähne vom schönen Sobek?

Und falls du bis hierher noch den Ohrwurm vom Schnischnaschnappi hast, dann gebe ich dir hier das Gegengift:
Wieder ein Ohrwurm, wieder seichtes Liedgut, aber mit Max Raabe und seiner “Bar zum Krokodil” wirkt man vielleicht kultivierter?

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Grüne Socken gegen den Eierstockkrebs

Drei unterschiedliche Paare handgestrickte Socken in unterschiedlichen grünen Garnen. Farbverlauf, Norwegermuster / Selbu, und Ringel

Drei unterschiedliche Paare handgestrickte Socken in unterschiedlichen grünen Garnen. Farbverlauf, Norwegermuster / Selbu, und Ringel

Strickend etwas Gutes tun

2020… ein Jahr an das wir uns alle erinnern werden. Ein seltsames Jahr, mit vielen Einschränkungen, erzwungener Tatenlosigkeit und vielfach dem Gefühl von Ohnmacht und Einsamkeit.

Auch ich werde dieses Jahr nicht als das tollste meines Lebens verbuchen, aber ich bin in der (un-)glücklichen Lage dass es wahrscheinlich auch nicht mein bisher schlimmstes sein wird…*klopf auf Holz, denn noch ist es ja nicht vorbei*. Mir ist bewusst, wie unendlich viel Glück ich dieses Jahr hatte.

Und weisst du was? Ich bin dafür so unendlich dankbar.

Drei paar grüne handgestrickte Socken für den Verein Eierstockkrebs eVIch weiß, dass ich Glück habe. Und dass das nicht “verdient” oder “erarbeitet” ist, sondern einfach nur pures Glück.

Natürlich habe ich mal schlechte Laune, und ich bin froh wenn der Impfstoff da ist. Aber ich weiß, dass es da draußen Menschen gibt, die unter den Umständen viel viel mehr zu leiden haben.

Nicht zuletzt auch schwer kranke Patienten, die den Besuch beim Arzt nicht wie ich aufschieben können. Die regelmäßig zu Behandlungen in die Praxen und Krankenhäuser des Landes müssen, und das dann auch noch allein. Keine Begleitperson zum Handhalten, Fakten begreifen, oder auch einfach nur zum nicht allein warten.

Grüne Socken handgestrickt für den guten Zweck spendenUnd zumindest für drei solche Patientinnen kann ich gerade etwas winzig Kleines tun. Trotz Corona, ganz ohne jemanden zu kennen, ohne Kontakt, und ohne Risiko für mich oder andere.

Denn ich stricke gerade parallel an drei Paar grünen Socken für die Aktion #OvargrüneSocke vom Verein Eierstockkrebs Deutschland e.V..
Nikolausteller mit grünen Wollsocken Mandarinen Nüssen Granatapfel Apfel und Ingwer
An Nikolaus (aber auch unterjährig), werden deutschlandweit gespendete grüne Stricksocken an Patientinnen mit der Diagnose Eierstockkrebs verteilt, mit der Botschaft: „Mit uns bekommt ihr keine kalten Füße, sondern viel Hilfe und Informationen rund um Eierstockkrebs!“

Das ist zwar nichts als eine Geste, aber ich hoffe dass “meine” drei Patientinnen durch sie einen kleinen Lichtblick in einer angsteinflößenden Zeit bekommen.

Eine meiner liebsten Strick-Göttinen, Tanja, unterstützt die Ovar Grüne Socke Aktion übrigens schon seit Jahren, und seit genausovielen Jahren nehme ich es mir vor, komme aber nicht dazu. So hat die Extra Zeit eben auch etwas Gutes.

Kommen wir zu den Socken:

Grüne Wollsocke aus Knitpicks Stroll in der Farbe "Koi Pond".Das erste Paar habe ich mit der Maschine aus einem amerikanischen Garn gestrickt, das mir ein Freund in den USA mal besorgt hat, und das seitdem auf einen würdigen Einsatz wartete. Dieses Garn besteht aus 75% “fine Merino”, und das fühlt man. Selten ein so butterweiches Sockengarn in der Hand gehabt. Zur Haltbarkeit kann ich leider noch nix sagen, aber bei Ravelry ist man einhellig voll des Lobs. Falls du Kontakte hast: Knitpicks Stroll in der Farbe “Koi Pond” gibts hier, aber eben leider Versand nur innerhalb Nordamerikas, Australien und UK.

Spitzen, Bündchen und Nachtragsfersen werden mit Regia in der Farbe 4169 “Winter Stars” gestrickt. Ein toller Terracotta-Ton, der die Farbe der “Koi Karpfen” im Hauptgarn wieder aufgreift. Leider ist wohl das letzte Knäuel damals in den Stash gewandert, und die Farbe offenbar aus dem Programm genommen. Schade. Ich mag sie echt gern.

Wollsocken gestrickt aus About Berlin Yak Relax von Lana GrossaBeim zweiten Paar ist auch wieder die Maschine am Werke gewesen. Die Kontrastspitze etc stammt aus dem Stash, wieder das geliebte Regia, diesmal Farbe 1994 “Loden”. Die Fersen stehen noch aus, aber es ist noch genug Loden da. Das Streifengarn stammt von Lana Grossa: About Berlin Yak Relax in Farbe 665. Da bin ich bei meinem LYS, Loops Berlin schwach geworden, als ich eigentlich das Garn für das dritte Paar kaufen wollte.

Ich habe auch hier bisher noch keine Trageergebnisse zu diesem Garn, aber es war mein bisher liebstes Garn für die Maschine. So locker ist bisher noch kein anderes durchgelaufen.

Und nun zum heimlichen Star der Show:

Grüne Selbu Socken im Norwegermuster gestrickt. Muster aus Meilenweit Booklet 6Das dritte Paar habe ich aus Lana Grossa Meilenweit Cashmere (wie gesagt, vom Loops Berlin) in 33 “Apfelgrün” und regulärem Meilenweit in weiß gestrickt. Das Muster stammt von mir, und ist im aktuellen Meilenweit Booklet Nummer 6 als “Modell 40” ganz am Ende zu finden, das grüne Paar ist tatsächlich mit dem Rest weiß vom Sample gestrickt. Hier kannst du das ganze Heft auch online durchblättern, Modell 41 & 42 sind auch jeweils meine, traditionell angehauchte Norweger Fäustlinge in 4- und 6-fädigem Sockengarn. Das Cashmere Meilenweit ist ein Genuss, allerdings erstaunlicherweise nicht annähernd so weich wie der Karpfenteich von oben… mit den Resten werde ich mir noch eigene Socken stricken, ich bin auf die Belastbarkeit echt gespannt! Die beiden anderen Sockenschläuche ergeben sowieso noch je ein identisches Paar für meine persönliche Freude 🙂

Lana Grossa Meilenweit Booklet 6 Modell 40 Selbu Socken und Meilenweit Cashmere in grün

Für’s Booklet habe ich das Original mit einer Bumerangferse gestrickt, diese habe ich mit einer Nachtragsferse gestrickt. Einfach weil ich das besser nebenbei kann. Das haben alle drei Paar gemeinsam. Genau wie die italienisch abgeketteten Bündchen. Die sind einfach langlebiger und flexibler. Da ich die drei Trägerinnen ja nicht kenne finde ich das besonders wichtig.

Selbu Muster in Grün. Traditionelle Socken im Norwegermuster stricken aus dem Lana Grossa Meilenweit Booklet 6

Und zum guten Schluss: Falls ich dich in Stimmung gebracht habe, und falls du die gute Sache vom Eierstockkrebs e.V. auch unterstützen möchtest, habe ich alle Grüntöne von Sandnesgarn Sisu um 20% reduziert. Der Rabatt gilt bis zum 6.12.2020, da an Nikolaus eine große Verteilaktion vom Verein stattfindet. Aber auch das ganze Jahr über freuen sich Patientinnen über ein Paar grüne Socken, daher sind deine Spenden auch das ganze Jahr über willkommen.

Ran an die Nadeln!!!

Alle Details zu den Projekten habe ich – wie fast immer – bei Ravelry hinterlegt.

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Die Sockenmaschine aus dem 3D Drucker

Es ist Socktober!

Der perfekte Zeitpunkt um dir mein neues Spielzeug vorzustellen:

Die Ashcroft Makers 3D Printed Circular Sock Machine

Und damit du es überhaupt durch diesen sehr sehr langen Post schaffst: 
Den gesamten Socktober lang gibt es im Shop 10% auf die Kategorie "Socken Stricken". Einfach beim Chech-Out den Gutschein Code:   Socktober2020 eingeben.

Vor einem halben Jahr, also im tiefsten Corona Lockdown, habe ich mal wieder meine Kisten voll Sockenwolle angestarrt. Mensch, Mensch, Mensch… was sich da angesammelt hat. Ob ich das in meinem Leben noch mal weggestrickt bekomme? Oder zumindest bis zum nächsten Umzug?

Dazu der ständige Bedarf nach neuen Socken von allen Seiten.

Ich habe ja wirklich erfreulich viele Fans von Wollsocken um mich rum. Und denen würde ich am liebsten allen welche schenken… aber wie sagten schon Fischmob (allerdings über eine Putzfrau):

“Die bräucht’ ja Tausend Hände, und sicherlich bis zur Jahrtausendwende!”

Die Zahl meiner oberen Extremitäten scheint aber auf n=2 beschränkt, und auch mit medizinischem Fortschritt sehe ich mich nicht bis ins Jahr 3000 stricken. Außerdem wünschen sich fast alle möglichst glatt rechts gestrickte Socken. Weil die am besten in die Schuhe passen.

Versteh ich, find ich aber auch nicht soooooo spannend zu stricken. (Wobei ich ja routinierter Schlauch-im-Gehen-Stricker bin, siehe hier.)

Seitdem ich mal bei Amy vom Stranded Podcast von ihrer Sockenstrickmaschine gehört habe, poppt daher immer wieder der Gedanke auf. Das wär’s doch. Glatt rechts gestrickte Socken ohne Ende, Wollbestände gehen runter, Platz in der Wohnung rauf, alle sind happy. Und so googlete ich alle paar Monate, landete wieder mal auf den einschlägigen Seiten, und endete mit:

NEIN.

Über 1500€ für eine Sockenstrickmaschine…(plus Zoll). Der Ökonom in mir rechnet da ganz hart nach und denkt sich: Da musst du auch über 1500€ viel Nutzen raus ziehen. Das sind ne Meeeeeeenge Socken.

Aber im April bin ich dann auf eine neue Option gestoßen: Finn von Ashcroft Makers produziert in einem 3D Drucker. So kann sie die CSM (circular sock machine) schon für ungefähr 1/4 des Preises der amerikanischen Luxusvariante anbieten.

Und im tiefsten Corona Wahnsinn habe ich zugegriffen…

Naja… also zugreifen kann man es nicht wirklich nennen. Denn bis ich das Teil in den Händen hielt war es auf einmal Juli. 3 Monate später also. Aber fein. Gut Ding will Weile haben.

Aber so gut war es dann erstmal gar nicht.

Erster Eindruck: Gute Güte! So viel Müll! 3D gedrucktes ist wohl nicht besonders belastbar, und so schickte mir Finn mindestens genauso viel Volumen an Noppenfolie wie eigentliches Produkt. Und mit meinen zwei Zylindern (60 & 72 Maschen) kommt da einiges zusammen

Schon beim Auspacken haben wir eine Liste begonnen: “Dear Finn, we have notes…” (wir haben da Anmerkungen).

Die Maschine muss an einer Tischplatte o.ä. festgeschraubt werden. Genau wie für meinen Garnwickler etc. habe ich eine Ikea Leiter genommen. Die kann mit Aufbau in die Ecke geschoben werden, und ich muss nicht jedes Mal auf- und abbauen.

Die Bedienungsanleitung war Murks, nur dank Youtube haben wir es überhaupt hingekriegt. Und als wir den Zylinder wechselten fing das eigentliche Drama erst an. Nichts ging mehr ohne Widerstand, das Gerät sprang und zickte, Maschen fielen, ich fluchte. Auf dann ging auch der kleinere Zylinder nicht mehr. Und jedes Mal, wenn wir wieder einen Versuch starteten, und kurbelten bis die Maschine blockierte, mussten wir das komplette Restknäuel durch die winzige Garnzufuhr friemeln.

Ursprüngliche Garnzufuhr. Einmal drin muss der Faden komplett durchgezogen werden, auch zum Ribbeln. 400m Garn können SEHR lang erscheinen. 

Finn war zum Glück unglaublich offen für Feedback, wir schrieben über zwei Wochen hin und her, tauschten Fehlermeldungen & Verbesserungsvorschläge gegen Tipps wie es vielleicht noch zu retten sei. Aber am Ende lenkte ich ein und schickte das defekte Teil zurück nach Schottland.

Die neue Befestigung ist statisch gesehen viel viel viel besser. Die Kurbelbewegung hat beim alten Modell so viel Kraft auf die (Kunststoff-)Schraubzwingen ausgeübt, dass diese nach kürzester Zeit schon Materialermüdungserscheinungen zeigten. Leider funktioniert diese Befestigung nicht mehr mit der Leiter.

Und dann kam vor zwei Wochen die Maschine wieder. Und sieht auf einmal anders aus, denn Finn hat unser Feedback direkt umgesetzt, die Bedienungsanleitung ist neu, die Konstruktion deutlich stabilisiert, und insgesamt nutzerfreundlicher gemacht.  Alle unsere “Notes” sind umgesetzt! Die neue Bauart federt beim Kurbeln weniger nach, das Material wird weniger beansprucht.  Und wenn was schief läuft, hat man jetzt die Möglichkeit das Knäuel aus der Maschine zu lösen, ohne das gesamte Knäuel durch den Garnkanal zu ziehen… (und glaub mir, dabei fallen einem Flüche ein, bei denen darf dich niemand hören.)

Neue Garnzufuhr. Kleine Veränderung, Riesen Effekt!

Mit der neuen Maschine kurbelt es sich jetzt gelassen, außerdem hat Finn die Anschlagmethode vereinfacht und mir direkt die passenden “Sock Bonnets” mitgeliefert. Eine deutliche Verbesserung des Anfangs – dafür ein etwas längerer Prozess am Ende.

Das Gewicht zieht den Schlauch nach unten, und sorgt dafür, dass die Nadeln oben eine neue Runde dranstricken können. Die Befestigung verlangt etwas Geduld und Fingerfertigkeit, muss außerdem immer wieder nachgezogen werden. Hier gibt es auch bei der neuen Version noch Verbesserungspotential.

Und? Empfehle ich jetzt allen sich in die Warteliste für 2021 einzutragen?

Nö.

Also die CSM ist ein feines Spielzeug. Und wir kurbeln aktuell fleißig die Sockenwolle zu Schläuchen. So viel, dass ich mir sogar schon ein Knäuel neue Ringelwolle genehmigt habe *urgh*. Aber Spitzen, Fersen & Bündchen sind weiterhin Handarbeit. Statt Knäuel liegen hier jetzt also körbeweise Sockenschläuche und warten auf Vollendung. Also auch weiterhin keine rekordverdächtige Sockenfertigung. Aber darum ging es ja auch nicht. Insgesamt geht es natürlich trotzdem schneller. Einfach Wollsocken kaufen ginge aber noch schneller. Und wäre noch auf Jahre billiger als Garn + Maschine + Arbeitszeit.

Außerdem: Trotz der vielen Verbesserungen ist die 3D CSM ein Kunststoffding, das einer Menge Reibung ausgesetzt ist. Sie ist empfindlich gegen Sonne und Wärme, hält keine Stürze oder heftige Stöße aus. Eher nix für einen Haushalt mit Kindern, Bewegungslegasthenikern (wie mich), oder stürmische Haustiere.

Wenn ich meine Sockenschläuche bisher immer auf dem Sockenwunder gestrickt habe, dann ging das nebenbei, ich konnte nebenbei alles andere machen. Das ist mit der CSM nicht drin. Das Teil rattert wir eine antike Nähmaschine. Und auch die Augen müssen immer drauf sein. Denn bisher haben wir noch keinen Schlauch ohne mindestens 20 gefallene Maschen hinbekommen. Und die müssen sofort wieder hochgehoben werden. Mit einer Mini Häkelnadel geht das ganz gut. Aber statt nebenbei, dafür langsam, braucht die CSM echte Arbeitszeit, gutes Licht und Aufmerksamkeit.

Wenn es läuft, dann läuft es. Man beachte allerdings die immer griffbereite (blaue) Häkelnadel zum Maschenauffangen, und das umgewickelte Garn. Direkt vom Knäuel ist nur mit einem zweiten Paar Hände gut zu machen, das beste Ergebnis habe ich mit einem Strang direkt von der Haspel erzielt. Oberhalb der Maschine (hier alte Version) liegt auch der Anschlagkorb, zu dem wir kein tolles Verhältnis aufgebaut haben 🙂

Für 100g haben wir jetzt den Rekord von ungefähr 30Minuten aufgestellt. Also reine Kurbelzeit. Denn vor der Kurbel ist nach dem Wickler – ääääh, will heissen: Die Fadenspannung muss so konstant wie nur eben möglich gehalten werden. Und die “Wollkotze”, die am Anfang der stramm gewickelten Industriegarne kommt, die sorgt für ein unregelmäßiges Strickbild und viele viele übersprungene Maschen bei der Maschine. Daher wickle ich die Knäuel jetzt immer erst um, damit der Faden lockerer abrollt. Am besten hat man dann noch ein zweites Paar Hände, das den Faden zwischendurch korrigiert. Also rechnen wir mal pro 100g Schlauch mal 45m Arbeitseinsatz.

Die neue Version CSM mit Sock Bonnet – ich mag diese Methode lieber als den (auch mitgelieferten) Anschlagkorb.

Das Spielzeug ist also nur etwas für dich, wenn du:

  1. Einen Riesen Stash an Sockenwolle zu verstricken gedenkst.
  2. Glatt rechte Socken mit Afterthought Ferse* richtig toll findest.
  3. ein fortgeschrittenes Technikverständnis hast.
  4. mindestens fortgeschrittenes (Technik-)Englisch sprichst.
  5. nicht weitsichtig bist. (Winzige Maschen in Bewegung beäugen kannst).
  6. eine Mini-Häkelnadel am Mann / der Frau hast.
  7. von 5. & Dauer-Geratter keine Migräne bekommst.
  8. keine Wollsocken für 10€ auf dem Weihnachtsmarkt kaufen willst.
* Es ist wohl auch möglich mit der CSM eine Ferse mit verkürzten Reihen direkt mitzustricken, aber so experimentierfreudig bin ich (noch) nicht.

Und wenn diese 8. Punkte zutreffen, und du genug Geld für die (immernoch teure) Maschine hast, dann warte noch eine Sekunde!

Aus der Maschine kommen noch keine fertigen Socken…

Überlege dir genau, ob du vielleicht lieber ein größeres Sparschwein besorgst, und noch eine Weile auf das  Luxusteil (mit ordentlicher Lagerkiste) aus Amerika sparst. Und parallel einen Suchalarm bei Ebay einstellst, der dir sagt, falls eine gebrauchte Maschine auf den Markt kommt. Oder vielleicht mit deinem Stricktreff zusammenlegst, und ihr kauft gemeinsam?

Denn ganz ehrlich: Das Teil braucht Platz, ist relativ empfindlich, und man braucht es wirklich nicht ständig im Einsatz zu haben. Ich könnte mir gut und gerne ein stabileres Exemplar mit mehreren Gleichgesinnten teilen.

Nicht falsch verstehen: Ich bin jetzt happy mit meinem 3D Maschinchen. Und sie ist ihren Preis auch absolut wert (jetzt wo sie funktioniert). Aber ich erkenne im Nachhinein auch, warum das Luxusteil so einen heftigen Preis wert ist. So eine Sockenmaschine ist ein echt ausgefeiltes Stück Technik. Und wenn man sich dafür begeistern kann macht es echt Spaß, dem ewigen Auf- und Ab der Nadeln zuzusehen.

Wenn unten der Sockenschlauch zum Vorschein kommt ist aller Groll vergessen.

Wenn du allerdings einen 3D Drucker Fan in deinem Leben hast, oder sonst einen Technikfan, der eventuell mehr Socken verschleisst als der Durchschnitt und etwas zu seinem Fußwohl beitragen würde (aber nicht soweit gehend dass er/sie selber das Sockenstricken anfängt), dann ist das Maschinchen eventuell eine gute Idee für die Arbeitsteilung. Auch ältere Kinder hätten sicherlich Spaß anne Freud’. Ich könnte mir das Gerät auch gut im LYS um die Ecke vorstellen, kauf dein Garn, strick dir direkt nen Schlauch. Und mein Bruder mit Yeti-Füßen (48!!!) wird sich in Zukunft das Wunschgarn aussuchen dürfen und dann direkt an Weihnachten selber kurbeln dürfen.

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Baggalicious – Gratis Anleitung für Obstnetze

Blog Ingwer Shots selber machen - gestrickte Obstnetze Gratis Anleitung Einkaufsnetz stricken
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Es ist wirklich der Wurm drin.

Seit Wochen steht die Welt still, es ist theoretisch so viel Strickzeit vorhanden wie selten, und dennoch ist mein Output an wolligen Wunderwerken (und besonders an wortreichen Wollweisheiten hier) so niedrig wie noch nie.

Teilweise weil wir hier im Haus eine tolle Social-Distancing-Schicksalsgemeinschaft haben, und die Zeit der Isolation gemeinsam als eine Art „Corona Familie“ verbringen. So spiele ich tagsüber oft mit den Kindern von unten, oder wir Nachbarn trinken gemeinsam Kaffee (ab und an auch spirituelle Getränke) im Garten und bekochen und bebacken uns gegenseitig.

Man könnte sagen dass wir wirklich das Beste aus einer blöden Situation machen.
Oder wie das englische Sprichwort sagt:

„When life gives you lemons, make lemonade“
(Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach’ Limonade)

Ingwerschorle Limonade

Und mein Beitrag zum Beisammensitzen in der letzten Zeit ist dann auch Limonade, aber eine ganz gesunde: Ich versorge das Haus mit Ingwer-Shots, aus denen wir mit Sprudelwasser eine erfrischende Limonade mischen. Am Anfang waren das gekaufte Shots, aber neuerdings mache ich sie einfach selbst und fülle sie in kleine Glasflaschen.

Prä-Corona habe ich Ginger Shots gekauft (Lidl hat meiner Meinung nach das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, aber pssssst.), und jeden Tag  mindestens 1x einen Shot mit 500ml kochendem oder kaltem Mineralwasser Wasser aufgegossen – *Zack* Ingwertee bzw. Ingwerlimo. Perfekt für die Thermosflasche unterwegs, weil keine lästigen Ingwerscheiben oder Teebeutel, die man nachher nur schwer aus der Flasche kriegt. Aber auf Dauer ist das ganz schön teuer, und die Menge Aludosen fand ich bei unserem Quarantäne-Verbrauch nicht mehr vertretbar.

Tanja kann meinen Konsum übrigens bestätigen: Unsere Reise nach Norwegen letzten Herbst habe ich halb-fiebrig und mit Dauerhusten des Todes bestritten. Hach war ich dankbar dass die gute Frau Steinbach mich konstant mit Ingwer-Shot-Tee auf den Beinen gehalten hat.
Dann vor ein paar Wochen schickte mir eben jene Tanja ein Überraschungspaket, und als kleiner Insider lag da doch tatsächlich ein Stück Ingwerknolle drin…

Ingwer Limonade Zitrus früchte ZutatenUnd da wir in Bergen drüber geredet hatten, dass man Ingwer Shots doch auch prima selber machen könnte, und weil Vitamine und Ingwer in Zeiten von Corona nicht verkehrt sein können, bin ich losgelaufen und habe alle restlichen Zutaten besorgt.

Ingwer Limonade Shots ObstnetzUnd damit… Auftritt: Baggalicious.

Denn die Vitaminspender habe ich im Geschäft direkt in meine neuen Mini-Stricknetze gepackt und deren Tragfähigkeit getestet und für gut befunden.

Die Idee für eine Mini-Baggadocious Version kam von Schachenmayr & Carina, die mich vor einigen Wochen fragten ob es möglich wäre ein stabiles Netz mit maximal 25g zu stricken, damit es unter die Tara Grenze im Supermarkt fällt.

Und sowas reizt mich dann ja…

Also ran an die Nadeln, und herausgekommen ist nicht nur eine Variante, sondern insgesamt drei. Zwei gestrickte von mir, und Carina hat direkt noch ne gehäkelte Option entwickelt. Die Mini-Baggadocious-se dann Baggalicious zu nennen ist auch Carinas Eingebung zu verdanken. Sie sind nämlich perfekt für delicious (lecker) Früchtchen und so.

Das rote Netz ist quasi wirklich eine kleine Kopie vom Baggadocious Netz, ein von innen gestrickter Kreis, der oben durch eine Schnur zusammen gezogen wird. Beide kleinen Netze werden mit Kordel und einer Holzperle geschlossen. Das lila’ne ist an die handelsüblichen Gemüsenetze angelehnt, also rechteckig. Wird aber auch in Runden und ohne Nähte gestrickt. Dieses Netz eignet sich super für länglicheres Obst / Gemüse, wie Ingwer (oder Bananen).

Gemüsenetz Nachhaltigkeit Öko Handarbeit Anleitung Gratis

Das coole ist: Die Beutel werden jeweils aus genau einem Knäuel Schachenmayr Baby Smiles Cotton  (*) gestrickt. 92m Garn und eine Holzperle (*) sind alles, was du brauchst. Alternativ könntest du auch Catania Fine (*) oder die Rowan Summerlite benutzen, da reicht dann ein Knäuel für zwei Beutel.

Die Anleitung für beide Netze findest du hier zum Gratis Download, in der Anleitung sind (wie bei mir üblich) alle Techniken zu Tutorials verlinkt, so dass du auch als ambitionierter Strick-Neuling damit fertig werden solltest. Und >100m Garn verstricken sich locker an einem sonnigen Nachmittag im Garten.

Und solltest du beim stricken auch gerne eine erfrischende Ingwer Limonade trinken, erkläre ich dir hier noch fix wie ich mein “Ingwer-Shot”-Limo-Konzentrat mache:

Zutaten:

Richtig viel Ingwer
Limetten
Zitronen
Orangen

Alles schälen, und dann mit Mixer / Thermomix / Vitamix zu Brei pürieren und durch ein Sieb gießen. Dann – nach Geschmack und Schärfe-Toleranz – mit Apfelsaft abschmecken. Für die Erwachsenen habe ich auch schon etwas Chili mit püriert, einen angeblichen Immunboost gibt noch Kurkuma.

Das Ergebnis hält sich im Kühlschrank sicher mehrere Tage, wobei ich da keine belastbaren Erfahrungswerte habe… bisher war nach maximal 3 Tagen alles weg.

Wir gießen immer gute 200ml Konzentrat mit 1l Sprudelwasser, ein paar Eiswürfeln und frischer Minze und Zitronenscheiben auf. Dazu gibts ein Stück dunkle Schoki mit Zitrusstückchen…Es soll aber auch Leute geben, die morgens einen Shot pur auf nüchternen Magen trinken, dafür bin ich eindeutig zu memmig (oder meine Mische ist schärfer?)

Und jetzt interessiert mich noch deine Sicht: Wie hältst du dich in diesen seltsamen Zeiten gesund und bei Laune? Strickst du aktuell kompliziertere Muster zum Ablenken, und weil du Zeit hast zum Reindenken, oder soll es möglichst einfach sein um neben Kinderbetreuung und Home Office überhaupt noch stricken zu können? Achtest du (weiterhin) auf gesunde Ernährung, oder lässt du grad auch mal fünfe grade sein?

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Oh Baby Baby

Oh Baby Baby Blogtitel Stichfest - baby body stricken
<Dieser Beitrag enthält PR Samples, d.h. mir sind teilweise Materialien von Herstellern kostenfrei zur Verfügung gestellt worden um mir eine Meinung zu bilden.>
<Mit * markierte Links sind Teil eines Affiliate Programms. Ich bekomme eine Prämie, wenn du Artikel nach “Genuss” meines Beitrags auch kaufen möchtest, sie werden für dich dabei aber nicht teurer>

Oh Baby Baby Blogtitel Stichfest - baby body strickenDas Jahr der Ratte? Wohl eher des Storchen!

In meinem Freundeskreis ist dieses Jahr mal wieder einiges an Nachwuchs angekündigt, und so stricke ich mir natürlich die Finger wund.

Für die zwei ersten Ankömmlinge des Jahres gibt es Bodies.
Jeweils Größe 3-6 Monate, da wachsen die Zwerge nicht ganz so schnell raus, wie aus ihrer Erstlings-Ausstattung.
Zwei gestrickte Bodies für Babies Der linke mag dir vertraut vorkommen, denn das Modell “Emil” habe ich damals für den Neffen entwickelt, und später nochmal in größer hinterhergestrickt.

Dieses Mal ist er etwas anders:

Ausschnitt Detail vom Strick-Body mit amerikanischem, Envelope Ausschnitt.

Der Ausschnitt ist der gleiche, wirst du sagen…wieder ein Envelope- / amerikanischer Ausschnitt, also mit so übereinander gelegten Stücken, dass bei Bedarf der zugesch….ne Body auch nach unten ausgezogen werden kann.

Ärmeldetail. Stricken für Baby: Body mit Envelope Ausschnitt

Auch den Akzent an den Ärmelsäumen erkennst du eventuell.

Liegender Babybody mit Akzentsäumen. Anleitung für Baby stricken

Genau wie die Einfassung an den Beinen, wo der Body mit 2-3 Druckknöpfen geschlossen wird (bis auf dass ich keine Druckknöpfe mehr hatte, und eine Nadel durchgesteckt habe).

Hängender Babybody. Strickanleitung bei Ravelry

Sieht doch genauso aus wie die bisherigen Emils?

Nicht ganz…Denn dieser hier ist aus Baumwolle. Rowan Summerlite 4-ply genau gesagt. Und das obwohl ich eigentlich immer predige, dass Babies im ersten Lebensjahr enorm von der temperaturregulierenden Eigenschaft von tierischen Fasern profitieren (siehe Emil 2).

Baby Body aus Baumwolle stricken

Diesmal also eine Ausnahme, denn mit 3-6 Monaten wird der kleine Träger vom Baumwoll Emil seinen ersten Sommer erleben. Und nach den letzten zwei Bruthitzejahren möchte ich keinem wehrlosen Wesen einen Wollbody im Sommer anziehen…

Zwei gestrickte Babystrampler. Nach Anleitung stricken für's Baby

Nach der gleichen Logik habe ich auch beim zweiten Body eine – für mich – ungewöhnliche Materialwahl getroffen, denn auch dieser Strampler wird im (Früh-) Sommer zum Einsatz kommen.

Das Garn ist “Jardim” von Rosários4, einer portugiesischen Firma, die ich vor etwas mehr als einem Jahr persönlich besucht habe. 45% Baumwolle, 55% Merino – wie man mir versicherte, eine optimale Mischung für das portugiesische Klima… und so weit ist Deutschland davon die letzten Jahre nicht weg gewesen;-)

Das besondere an diesem Body ist natürlich der verspielte Kragen und die Rüschen an den kurzen Ärmeln. Da ich etwas Zeitdruck hatte, habe ich den Chart hierzu 1:1 aus dem Buch “Japanese Knitting Stitch Bible” * übernommen, bzw. für die Ärmelrüschen etwas abgekürzt, und dann mit einem iCord abgekettet.

Lochmuster Kragen und Rüschen stricken - Baby Body

Bis zu den Achselhöhlen wird dieser Body wie Emil von unten nach oben gestrickt, dann habe ich hier angefangen zu experimentieren.
Da ich in den beiden Jardim Farben nur jeweils 50g zur Verfügung hatte, wusste ich von vornherein, dass es für einen Langarmbody in der Wunschgröße nicht reichen würde. Tatsächlich ist mir das Garn sogar schon ein ganz kleines bisschen zu früh ausgegangen, so ich dass (vom Kragen verdeckt) etwas Colorblocking betrieben habe.

Insgesamt ist dieser Body sehr viel verspielter geworden, manche würden sagen eindeutig mädchenhaft, aber ich kann ihn mir auch gut an einem eventuellen kleinen Bruder nochmal vorstellen. Und wenn man ihn in dunkelblau und weiß stricken würde, dann hätte er doch glatt was vom kleinen Lord Fauntleroy, oder?

Ärmeldetail Rüsche gestrickter Babybody

Ganz begeistert bin ich übrigens von diesen Ärmeldetails. Absolut kein Hexenwerk, aber total wirkungsvoll.

Auch wenn es diesmal kein Envelope Ausschnitt werden sollte, ich wollte dennoch irgendwie erreichen, dass man den Body bei übervoller Windel zur Not nach unten ziehen kann, und hatte zuerst an eine Knopfleiste gedacht.

Zum Glück hatte ich aber eine andere Idee: Die für die Knopfleiste stillgelegten Maschen am Rücken habe ich stattdessen mit dem emil-esken Kontrastsaum eingefasst und damit eine Art “Keyhole” Ausschnitt erhalten.

Keyhole Ausschnitt Baby Strampler Rüschenkragen Schleife

Einerseits lässt sich dadurch der Schulterbereich deutlich weiter öffnen – ergo gleicher Effekt wie Envelope Kragen, andererseits lässt sich auch die geschlossene Kragenweite justieren. (Soll ja Babies mit Stiernacken geben…)

Icord Detail Rüschenkragen Babystrampler stricken

Für dieses Detail ist mal wieder meine kleine Strickmühle* von Prym hervorgekommen, ich hätte NIE geglaubt, wie oft man sinnvoll iCords anbringen möchte, wenn man sie nicht lästig per Hand stricken muss…

Und? Was meinst du? Freuen sich die frischen Mamis? Und werden mich die beiden Zwerge beim späteren Blick auf ihre Babyfotos verfluchen?

Und zu guter Letzt, ein kleiner Blick hinter die Kulissen vom Fotoshooting:

Fotoaufbau

Zwei Ikea Trittleitern, ein Kupferrohr, fertig ist der quasi freigestellte Strampelanzug vor weißem Hintergrund. Jaja, das Bloggerleben…

Apropos Blogger, da beide Bodies noch keine Knöpfe haben und mit Nadeln im Schritt zusammen gehalten werden, fallen sie lose interpretiert noch unter den Oberbegriff “auf den Nadeln” von Maschenfein, und werden dorthin verlinkt.

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Ritter im Kopfstand

Riddari Top Down gestrickt Isländer Pullover mit Rundpasse stricken Anleitung bei Ravelry

Riddari Top Down gestrickt Isländer Pullover mit Rundpasse stricken Anleitung bei RavelryRiddari top-down gestrickt

<dieser Beitrag enthält mit * gekennzeichnete Affiliate Links – d.h. ich erhalte eine Provision, falls du ein Produkt kaufst, nachdem du bei mir davon gelesen hast. Am Preis ändert sich für dich nichts, das große A muss nur seinen durch mich erzeugten Gewinn etwas mit mir teilen – nur fair, oder?>

Riddari – der Ritter. Der Ritter, der mir seit Jahren nicht aus dem Kopf geht.

Um genau zu sein, war es Liebe auf den ersten Blick. Damals.

Titelbild Islandsk Strikk Buch

Vor Jahren habe ich dieses Buch gekauft – Islandsk Strikk (Isländisches Gestrick), und meinen ersten Blick auf den wolligen Mann in Rüstung geworfen. Oder, naja, auf den Mann im Wollpulli mit dem ritterlichen Namen. Und während der Mann mir keinen zweiten Blick wert war, der Riddari hat mich in seinen Bann gezogen.

Aber wie das so ist: So viele Strickpläne. So wenig Zeit.

Riddari nicht kratzig Isländer Wolle Alpaka weich strickenImmer kam etwas zwischen mich und meinen kuscheligen Kavalier.

Als Anfang des Jahres Natalie bei Instagram nach einem schönen Isländermuster fragte, habe ich ihr natürlich den Ravelrylink zum Riddari geschickt, und irgendwie wurde daraus ein kleiner ritterlicher Wettstreit: wer macht den Riddari als erstes klar?!

Natalie wollte mit dem Originalgarn Lettlopi* arbeiten. Das war mir eindeutig zu “robust” (a.k.a. kratzig. Selbst mir. Will was heißen!). Passt vielleicht zu einem ritterlichen Kerl, aber ich dachte ja eher an einen Kuschelpullover.
Meine Garnwahl war daher zuerst auf Bergamo gefallen. Das ist nicht nur super super leicht, sondern weich und kuschelig und quasi genau das Gegenteil einer Ritterrüstung. Und ich war auch recht sicher bei der Farbwahl: die Hauptfarbe muss hell sein, grau oder beige, damit die Hundehaare in meinem Leben nicht noch mehr Garderobe untragbar machen. Und klar… Team blau ist keine Option, sondern eine Lebenseinstellung. Nur für die vierte Farbe wollte mir nichts so recht gefallen.

Und dann stand ich vor dem Regal mit Alpakka Ull. Und 2355 oker passte einfach optimal zu meinen Farben. Da beide Garne eine sehr ähnliche Zusammensetzung, Lauflänge und Maschenprobe haben, hätte ich sogar theoretische bei Bergamo bleiben können; aber die unterschiedliche Spinntechnik hätte einen sichtbaren Unterschied in der Oberfläche des Gestricks ergeben. Also alle Farben in Alpakka Ull rausgesucht, Maschenprobe gestrickt – und für gut befunden.

5mm Nadeln geben mir die richtige Maschenprobe (nach dem Dämpfen), und das Gestrick gefällt mir gut. Außerdem ist so eine mehrfarbige Maschenprobe auch immer eine Probe aufs Exempel für die Farbkombi. Die Kontrastfarben hätte man ja auch in anderer Reihenfolge kombinieren können.
(Wenn übrigens der Faktor “weißer Hund” nicht wäre, Bergamo in anthrazit mit Kontrasten in hellrosa und hellgrau wäre weiterhin ganz oben auf der Liste. Team blau müsste auch mal Pause machen ;-))

Riddari Rundpasse von oben Strickmuster

Ach und jetzt dachtest du, ich hätte mich beim Garn ausgetobt und ansonsten brav eine Anleitung von vorn nach hinten durchgearbeitet?

Think again!

Im Original wird Riddari von unten nach oben gestrickt. Der Saum macht den Anfang, dann folgen unendliche Weiten in einfarbig glatt rechts, da gleiche noch zweimal in schmaler als Arme, und zu guter Letzt kommt der spaßige Teil: Die Rundpasse in bunt.

Problem: Ich kenne mich. Ungefähr 5cm vor meiner eigentlich nötigen Körperlänge verlässt mich bei dieser Konstruktion JEDES Mal die Geduld, und ich bilde mir ein:

“och, das kann man ja in die Länge blocken”

Und jedes Mal ist der Pulli nachher zu kurz.

 

Wenn man von oben strickt, ist das lange, glatt rechte, einfarbige Elend nicht minder lang, glatt rechts oder einfarbig. Aber ich kann zwischendurch anprobieren und der Spiegel zwingt mich zur Einsicht, dass ich doch noch nicht fertig bin.

Riddari Pullover Isländer

Außerdem kann man viel besser an der Passform experimentieren. Der gemusterte Teil ist relativ fix, die Maschenanzahl muss durch den Musterrapport teilbar sein, viel Spielraum bleibt (besonders bei so dickem Garn) nicht.

Riddari flatlay

Fällt dir was auf?

  • Da stecken überall Nadeln drin! Auf diesem Bild 4 Stück gleichzeitig!
  • Mein Riddari hat keine reine Rundpasse. Da sind doch Raglan “Nähte”!

Stimmt.

Angefangen habe ich mit einem provisorischen Anschlag, mit der Maschenanzahl, die im Originalmuster abgekettet wird.
Ich war mir nicht sicher, welche Art Halsbündchen ich am Ende haben wollte.
Das im Muster vorgeschlagene Rollbündchen sicher nicht, denn mit meinem Alpakaanteil wäre das demnächst ein U-Boot Ausschnitt, denn Alpaka wächst/leiert.

Direkt nach dem Anschlag habe ich mit verkürzten Reihen denn Rücken verlängert, bevor ich mit der gemusterten Passe begonnen habe. Dabei habe ich eine Zunahme (im Originalmuster Abnahme) direkt unterhalb des Bündchens übersehen, und die Passe eine Größe kleiner gestrickt, als ich eigentlich wollte. (Ich hatte Größe M aufgrund des richtigen Brustumfangs gewählt).

Das ist mir erst aufgefallen, als ich die Passe fertig hatte, und “irgendwie” weniger Maschen auf den Nadeln hatte, als das Muster an dieser Stelle vorsieht.
(Übrigens: Dadurch, dass ich das Zählmuster umgedreht habe, musste ich immer eine Runde unterhalb der eingezeichneten Abnahme eine Zunahme stricken.)
Als ich jedenfalls meinen Fehler bemerkt habe, war ich drauf und dran alles wieder zu ribbeln, denn für Größe S und Bewegungsfreiraum hab ich eindeutig zu viel Holz vor die Hütt’n.

Zum Glück habe ich aber alles auf eine längere Nadel gezogen und anprobiert, und bemerkt: Gar nicht so verkehrt!

Denn klar… Riddari ist ein Unisex Pulli. Aber besagtes Holz vor die Hütt’n macht natürlich, dass ich verhältnismäßig schmalere Schultern als Brustumfang habe, wenn man mich mit einem Mann vergleicht. Hätte ich Größe M schon an den Schultern beherzigt, ich sähe aus, als hätte ich Hängeschultern! Und das bei meinem Ex-Schwimmer-Kreuz!

Riddari halb fertig WIP strickenAlso habe ich zwischen Muster und Ärmelabtrennung einfach noch Raglanzunahmen eingebaut, um die benötigte Weite dann doch noch zu bekommen. Würde ich der werten Leserschaft mit Oberweite dieser oder jener Sorte genau so weiterempfehlen! Die Abstände der Raglanzunahmen habe ich übrigens so gewählt, dass ich am Ende für den Rückenteil die Maschenanzahl von Größe S habe, dann die Ärmel, und alle “Zusatzmaschen” für Größe M dort gelandet sind, wo ich sie brauche: Vorne.

 

Nach der Ärmelabtrennung habe ich immer wieder abwechselnd am linken und rechten Ärmel, und am Körper gearbeitet. Immer ein Knäuel drangestrickt, Passform probiert, und weiter. Insgesamt habe ich übrigens 12 Knäuel verstrickt: 8 x Sand, 2 x Marine, und jeweils 1 x Oker & Mørk Blå.

Das sind die kompletten Reste. Ich liebe es, wenn keine Unmengen Garn übrig bleiben (I’m looking at you, Sage… du und deine dreiunddrölfzig kaum angefangenen Restknäuel *grrrr*).

Jedenfalls hatte ich nach nicht einmal 10 Tagen einen eigentlich fertigen Pullover.

Nur konnte ich kein Ende finden. Beziehungsweise keinen passenden Abschluss.

Vom Rollrand – wie im Muster – war ich von Anfang an nicht begeistert. Aber auch kein Rippenbündchen wollte gut aussehen. Nach den kleinen Musterbändern an Saum und Ärmeln sah einfach nichts aus. Bündchen in Marine wirkten gegen den beigen Pulli wie eine harte Demarkationslinie. Bei beigen Bündchen wirkten die Musterbänder wir Armbänder bzw. ein Gürtel, jeweils eine zu harte Kante. An dieser Stelle sah ich ein, warum quasi alle Projekte bei Ravelry mit VIEL weniger Kontrast gestrickt waren als meins.

Aber: Das stört keinen großen Geist, und Versuch macht kluch. Nachdem ich alle Optionen einmal durchgespielt hatte, entschied ich mich einfach für eine komplett andere Lösung:

Keine Bündchen, sondern eine Art Faltsaum.

Direkt nach den Musterteilen habe ich in oker eine krause “Falz” gestrickt, danach ein Stück glatt rechts, und diesen Teil an der Rückseite des Musterbands angenäht.

Im Interesse des optimalen Garnverbrauchs ist die Innenseite der Ärmel und am Hals marineblau geworden, der Körper ist innen beige.

Da aber Alpaka – wie schon erwähnt – mit der Zeit wächst, und ich kein Fan von schlackerigen Pullis bin, habe ich in den glatt rechten Teil am Körper mit Umschlägen zwei Löcher eingearbeitet, zack: Tunnelzug!

Noch rasch mit dem Restknäuel oker und meiner iCord Mühle* eine Kordel gekurbelt, und die Bundweite vom Riddari lässt sich regulieren.

Angezogen sieht es dann so aus.

 

Die “Falz” an den Ärmeln finde ich im Nachhinein eine super süße Lösung. Sieht doch wie von langer Hand geplant aus, oder?

Auch am Hals habe ich die kraus rechte Falz in oker abgesetzt, ich finde das macht ein stimmiges Gesamtbild – und mit all meinen eher spontanen Veränderungen ist mir eine – für mich – super Passform gelungen.

Ein kleines, verstecktes Detail übrigens, ist die orange Linie an der Innenseite des Halsbündchens. Die habe ich mithilfe der Duplicate Stitch Methode an der Rückseite aufgestickt, damit man beim Anziehen auf den ersten Blick erkennt wo vorne und hinten ist. Das sind zwei Minuten Aufwand, und es reicht ein winziger Fadenrest, aber glaub mir: Du ersparst dir zahllose Male den Pullover wieder ausziehen zu müssen…

Mit allen Experimenten und aufgetrennten Bündchen habe ich übrigens 14 Tage für meinen schönen Ritter gebraucht.

Abgehauen ist er dann innerhalb von wenigen Stunden. Typisch Kerl…bzw. typisch Mama!

Mein stolzes Tragefoto wurde nämlich beantwortet mit: Ach, du bist mit dem Pulli zu meinem Geburtstag fertig? Der ist ja wirklich ausgesprochen schön geworden! Genau meine Farben!

Ääääääääh, ja Mama! Natürlich ist das der Pullover, den ich zum runden Geburtstag angekündigt hatte.

So, ich widme mich dann mal dem ursprünglich geplanten Geburtstagspulli… Dann bekomme ich jetzt wohl einen Fossveien, und mache mir nächsten Winter einen neuen Riddari… jetzt wo ich weiß, wie schnell man sich diesen Traummann backen stricken kann 😉

Sehnst du dich auch nach deinem ganz eigenen isländischen Ritter? Die Anleitung gibt es auf deutsch über Ravelry, und auf englisch sogar gratis über den Kammebornia Blog.

 

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Ins Netz gegangen

Gratis Strick Anleitung für Einkaufsnetz aus Baumwolle. Mit Kordelzug.

Beim letzten Mal habe ich dir von meiner Anpassung für das Stricknetz zur Make Me – Take Me Aktion der Initiative Handarbeit berichtet, und auch *hust* dass ich absolut keine Einkaufstaschen brauche.

Brauchen und brauchen… naja. Es bleibt die Frage ob die Welt NOCH eine Anleitung für ein gestricktes Einkaufsnetz braucht. Aber ich war von meinem damaligen Versuch nicht 100% überzeugt, und ich hatte da ein paar andere Ideen, und meine innere Ideenschmiede lässt sich nicht immer mit Logik ruhigstellen. Genauso wenig wie die Hände. Denn drei neue Einkaufstaschen sind es schon geworden. Tendenz geht aber zu dreiunddrölfzig.

Wie damals schon gesagt: Mir gefiel die Konstruktion der Initiative Handarbeit Tasche nicht vollkommen. Nähte an kritischen Punkten, ich immer mit schwerem Geschoss unterwegs und so. Außerdem hasse ich es iCords mit der Hand zu stricken. (Wozu gibt es schließlich die “Mühle“, oder ursprünglicher: die Strickliesl?)

Aus meinen Überlegungen ist dann “Baggadocious” geworden.

Baggadocious? Ich konnte es mir nicht verkneifen…denn auf englisch gibt es den Begriff “braggadocious” für absolute Prahlhanseln. Und so ein bisschen prahlerisch fühlt sich dieser Beutel auch an.

Was er nicht alles kann: Schick aussehen ist ja klar. Nachhaltiger als ne Plastiktüte sowieso. Mega das Geschenk – besonders wenn du nen MM-TM Label dran babbst. Hammer belastbar, ich mein, dem kannste locker bis zu 3 Kilo deiner Probleme zumuten. Dank Tunnelzug hält der Prahlhansel dann aber doch ganz bescheiden den Schnabel geschlossen, und dir geht unterwegs nichts abhanden. Sowieso ist baggadocious selbst nicht anspruchsvoll. Mit 100g Baumwollresten biste dabei. Sogar wenn du zwei verschiedene Farben hast kommst du komplett nahtlos auf nen schön großen Beutel. Und das sieht sogar total gewollt aus.

Wie? Naja, das erkläre ich dir in der Gratis Anleitung.

Gratis?! Ja. Ausnahmsweise mal. Im Sinne des Gedanken hinter der Aktion, denn eigentlich sollen ja die Beutel verschenkt werden. Ich mag meine superkallifragilistischexplialigetischen Beutel aber nicht abgeben. Also gebe ich die Anleitung ab.

Mit heutigem Stand sind 33.000 Taschen für die Aktion gefertigt worden. Wäre doch wohl gelacht wenn nicht noch 17.000 baggadocious-e dazu kämen!

Von Daher: Nicht lang schnacken, ran an die Nadeln!

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Make me Take me

Make Me Take Me Strickbeutel Tipp für einen nahtlosen Boden Einkaufsnetz Strickbeutel mit Lochmuster Marketbag Initiative Handarbeit Wolle Strickblog Paula M

Make Me Take Me Strickbeutel Tipp für einen nahtlosen Boden Einkaufsnetz Strickbeutel mit Lochmuster Marketbag Initiative Handarbeit Wolle Strickblog Paula M Stichfest Edition

<dieser Artikel ist mithilfe von PR Samples entstanden. Das verwendete Nadelsystem wurde mir kostenlos und ungefragt zugesandt, eine Werbeabsprache besteht nicht>

Zugegeben bin ich sowas von late to the party, dass du vermutlich nur gähnst: “Och die jetzt auch?”

Ja ich jetzt auch.

gestricktes Einkaufsnetz nach Gratisanleitung Initiative Handarbeit & Paula M. - gestrickt in Lamana CosmaIch habe ein Einkaufsnetz gestrickt.

Nein, keine Edda, wie der Rest der Welt bereits 2018. Sondern die Gratis Anleitung von der Initiative Handarbeit mit einem kleinen Stichfest-Twist.

Strickbeutel Lamana Cosma StichfestAber von Anfang an:

Bei der Branchenmesse H&H hat die Initiative Handarbeit für ausgewählte Blogger die Aktion “Make Me Take Me” vorgestellt. Und zwar wurden wir angeregt mit unserer jeweils liebsten Handarbeitstechnik Einkaufsbeutel zu machen. Zur Inspiration wurden gleichzeitig kostenlose Anleitung für Strickbeutel, Häkeltasche und eine Nähvariante online gestellt.

Der Plan ist, dass die gesamte Handarbeitsszene nachhaltige Einkaufsnetze anfertigt (und gerne verschenkt) um den Verbrauch an Plastiktüten zu verringern. Das Ziel waren 10.000 Beutel bis Ende 2019, um das nachzuhalten gibt es ein Gimmick: Für jede fertige Tasche kannst du dir bei der Initiative Handarbeit ein nummeriertes “Make Me Take Me” Label bestellen.

Ich sage das Ziel “war“, denn bereits 2 Monate nach der H&H sind es mehr als doppelt so viele 😮

Wahnsinn, oder?

Eigentlich habe ich aber ausreichend Jutebeutel um den gesamten Einkauf einer Jungs-Jungendfußballmannschaft im Trainingscamp einzutüten. Ohne Witz. Wenn es Sachen gibt, die ich absolut nicht brauche – das Einkaufsnetz steht mit auf der Liste.

Andererseits ist so ein Beutel ein feines Zwischendurchprojekt. Besonders für den Sommer. Und außerdem hatte ich da ein paar Knäuel sonnengebleichte Lamana Cosma aus der Schaufensterdeko vom Lager. Und außerdem ist da ja die ausdrückliche Aufforderung die Beutel unter die Leute zu bringen.

Zwei Knäuel sollten laut Anleitung genügen. Die hatte ich in Grün da. Die Sonne hatte nur die äußere Schicht der Knäuel verblichen, der Großteil vom Garn war noch genau so satt grün wie man es von Lamana kennt.

Zwei Knäuel grüne Baumwolle Lamana Cosma und Holznadelspitzen Set Maharaja von Lana GrossaAnleitung befolgen? Ja, aber…

Als artige (vorgeschädigte) Strickerin habe ich die Anleitung vorm Anstricken ganz genau durchgelesen, und bin mental die Konstruktion durchgegangen. Da es sich um eine Gratis Anleitung handelt kann ich das offen sagen: Du sollst 96 Maschen anschlagen, zur Runde schließen, und später die Anschlagkante zusammennähen. Say what?! Da streik ich…

Ein Exkurs in die Physik: Die meiste Schwerkraft wirkt bei diesem Beutel auf den Henkeln, und auf den Boden. Sobald mehr als zwei Blatt Papier darin sind, zieht sich das Netz massiv in die Länge, und enorme Kräfte wirken an diesen Punkten. Genau dort eine Naht zu machen finde ich persönlich nicht optimal, aber für den geneigten Anfänger wirkt es vielleicht weniger Angst einflößend als mein Vorschlag (auch ganz einfach, im Ernst!).

Statt einer offenen Anschlagkante, die du zunähen musst, kannst du auch den Beutel schon mit geschlossenem Boden stricken.

Wenn du dir im Kopf gerade mal einen Beutel vorstellst, dann ist das im Endeffekt wie eine Sockenspitze, nur ohne Zunahmen – und genauso habe ich meinen auch gestrickt:

Der magische Maschenanschlag Judy's Magic Cast on auf Maharaja Nadelspitzen Set von Lana Grossa aus Holz zum strickenStatt 96 Maschen mit Kreuzanschlag, habe ich mit Judy’s Magic Cast on jeweils 48 Maschen pro Nadel angeschlagen. Dann mit Magic Loop (viel Magic heute, aber im Sinne von zauberhaft, es braucht keine Hexenkünste) weiterstricken. Ich habe dafür ein 100cm Seil genommen. Und dann habe ich die Musterfolge gestrickt, bis die zwei grünen Knäuel alle waren. Denn die Henkel wollte ich farblich absetzen, aber auch keine grünen Reste behalten.

Übrigens war das die perfekte Gelegenheit um endlich mein Nadelsystem “Maharaja” von Lana Grossa einzuweihen. Das wurde ausgewählten Bloggern vor der H&H als Einladung zum Standbesuch zugeschickt – daher Werbung wegen PR Sample – aber aus diversen Gründen war ich noch nicht dazu gekommen es zu testen. Da nun aber 6mm Nadeln gefragt waren, die meine eigenen (dünnen) HiyaHiya Systeme nicht haben, war es endlich soweit.

Die Nadeln machen Spaß, für Holznadeln in Baumstammstärke unerwartet leicht. Sie klappern (zumindest bei diesem Projekt) recht laut, das muss man abkönnen. Allerdings könnte das am Baumwollgarn gelegen haben, ein Wollfaden hätte die Akustik wahrscheinlich anders beeinflusst. Das Seil war genau richtig flexibel für Magic Loop, der Übergang zur Nadeln ging reibungslos, und ich finde das Set sehr angenehm. Leider fehlen wie fast überall meine Lieblingsstärken unter 3,5mm, und sowieso stricke ich für den Alltag einfach so routiniert mit meinen Sharps, dass es mit Hexenwerk (haha, schon wieder!) zugehen müsste, als dass ich ohne Geschwindigkeitseinbußen auf Holznadeln wechseln könnte. Eher locker Stricker/innen haben es aber mit Holz meist leichter, wenn du dazu gehörst: Schau dir die Maharajas mal an, ich find sie überraschend toll!

Die iCord Henkel am gestrickten Einkaufsnetz Make Me Take Me auf Nadelspiel strickenAuch auf Holz strickte sich der Beutel Ratz Fatz. Zwei nächtliche Berliner Sommergewitter, und ich war eigentlich fertig. (Durch das Lochmuster sieht man die verblichenen Meter Garn irgendwie gar nicht.) “Nur” die Kontrast-Henkel noch… jaja, die Henkel… meterweise iCord in seidengrau. Dafür musste ich aufs Nadelspiel wechseln, denn über geschätzte 250 Reihen iCord wollte ich nicht das 100cm Seil immer wieder von links nach rechts schieben. Leider, leider befindet sich genau an den Henkeln wieder eine (diesmal nicht direkt vermeidbare) Naht.Baumwolle vernähen Lamana Cosma Initiative Handarbeit Gratis Anleitung für gestrickten Beutel Hier habe ich genäht und vernäht wie eine Wahnsinnige, denn so ein Baumwoll-Modal-Faden ist nicht “sticky”, und man muss an den oben genannten Zugpunkten wirklich sicher sein dass nix reisst. Die Naht finde ich persönlich nicht schön, sieht man aber nur wenn man es weiß.

Und so sah das Teil dann am bisher heißesten Tag des Jahres aus. Ausflug zum Müggelsee sollte es werden. Und noch am gleichen Tag wurde ich um einen grünen Strickbeutel erleichtert. Denn der ostdeutsche Neubesitzer erinnert sich an ähnliche Einkaufsnetze aus Kinderzeiten,  ist engagierter Nachhaltigkeitsverfechter, und ich bin (von der Initiative Handarbeit ermutigt) großzügig was die Strickbeutelverteilung angeht. Nur muss ich demnächst noch heimlich ein nachträgliches Make Me Take Me Label anbringen damit der Counter stimmt…

Dass der Beutel jetzt am Mann getragen wird ist aber so gesehen günstig, denn in meinem Wahn keine Garnreste zu haben, ist der Beutel ein winziges bißchen länger geraten als ich perfekt fände. Da machen ein paar Zentimeter Körpergröße direkt was aus. Bei mir dängelte der immer genau auf Höhe der Hundeschnute, und wenn Mo mal zufällig bei Fuß läuft will ich das ja nicht mit Stößen gegen die Nase bestrafen.

Da es noch eine Farbkombi schaufensterbleiches Garn gibt, werde ich mir einfach noch einen Beutel stricken. Minimal kürzer. Aber der kleine Boden-Kniff macht die Tasche deutlich stabiler (und schöner *husthust*), der wird auf jeden Fall wieder befolgt!


Oder ich höre auf die begeisterten Beutel-Strickerinnen vom letzten Jahr. Von Julia, Kathi, Saskia und Carina weiß ich sicher, dass sie Eddas gestrickt und im Gebrauch haben. Kathis “Drillinge” finde ich total cool, und Julia schwört dass die Kaufanleitung die von mir bemängelten Schwachstellen nicht hat, und Susanne von Paula M. (sie hat für die Initiative Handarbeit die Anleitungen für Häkel- und Strickbeutel geschrieben) hat gerade bei Instagram noch eine neue Häkelversion angeteasert… Vielleicht verschenke ich einfach meine Jutebeutelsammlung und kaufe demnächst für die hypothetischen Jungs-Jugendfußballmannschaften in Strickundhäkelbeuteln ein 😉 Genug tolle Farben Cosma habe ich auf jeden Fall noch im Shop, und als weniger dehnbare Variante bietet sich auch Creative Linen an.

 

Wie stehst du zu handgemachten Einkaufstaschen?
Und machst du beim Make Me Take Me mit?
Wäre doch gelacht wenn wir bis Ende des Jahres nicht noch die 50.000 knacken könnten!
Die Erde würde es uns danken.

 

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Gestrickte Eierwärmer

Eierwärmer Norweger Pullover à la Arne Carlos Puppen stricken Pulli

Eierwärmer Norweger Pullover à la Arne Carlos Puppen stricken Pulli

Mein liebster Feiertag im ganzen Jahr ist Ostersonntag. Mit Abstand.

Nach 40 Tagen Fastenzeit (die ich auch als nicht-Katholik schon seit meiner Jugend befolge), und nach den dunklen Monaten im Haus ist Ostern für mich die symbolische Rückkehr der schönen Zeit (und des leckeren Essens). Es gibt also keinen besseren Anlass für ein ausschweifendes Frühstück / Brunch. Am besten an der frischen Luft.

Auch dieses Jahr bin ich zum Ostersonntag bei der besten Verwandtschaft, und auch dieses Jahr habe ich lange hin und her überlegen müssen was ich als kleine Aufmerksamkeit mitbringe. Denn die beiden sind nicht leicht zu beschenken. Sehr spezieller Geschmack und außerdem schon ungefähr alles vorhanden. Wenn nicht doppelt und dreiunddrölfzigfach.

Passenderweise haben  Arne & Carlos  letztes Wochenende in ihrem Podcast kleine Norwegerpullis als Eierwärmer gestrickt. Megasüß! Eine Anleitung haben sie auch veröffentlicht.

Warm, wärmer, Eierwärmer!

Gestrickte Lussekofter Eierwärmer, die haben meine Gastgeber noch nicht. Aber wenn es eine Zielgruppe für gestrickte Lussekofter Eierwärmer gibt, dann die beiden!

Die oben genannte Anleitung habe ich nicht benutzt, da sie für relativ dickes Garn und relativ große Nadeln (4mm) geschrieben ist. Ich mag es lieber etwas friemeliger und damit detaillierter; außerdem habe ich hier einen riesigen Berg an Resten von Milano in herrlichen Farben liegen.

Strickbücher sind die beste Inspiration

Dazu musst du wissen: Ich bin eigentlich Produktstricker. Meine Projekte suche ich danach aus, was ich (oder andere) tatsächlich nutzen können. Amigurumi, Dekokram und untragbare Spaßprojekte in grellen Farben sind von den Damen meiner Familie als “Steuimwäch’s” (westfälisch für Steh im Wegs) verschrieen. Und trotzdem besitze ich das Puppen-Strick-Buch von Arne & Carlos. In der schwedischen Ausgabe, denn ich habe es im Buch-Outlet in der Nähe vom Sommerhaus gekauft. Die deutsche Übersetzung findest du hier (*).

Das Buch enthält nicht nur die Anleitung wie du diese Puppen strickst und personalisierst, sondern auch zahlreiche Muster für die wildesten Klamotten. Schließlich braucht dein Strickpuppen-Alter-Ego einen genauso vollen Kleiderschrank mit nichts anzuziehen wie du 😉

Unter anderem sind viele süße Muster für die filigransten Fair Isle und Norwegerpullover und Strickjacken dabei. Genau meine Kragenweite und Nadelstärke.

Allerdings sind selbst auf 2,5mm Nadeln diese Pullover groß genug für Gänse-Eier, daher habe ich einen Tag lang hin und her experimentiert, bis ich die richtige Größe für Bio-Hühner-Eier gefunden hatte. Und klar: Der vom Setesdal Muster inspirierte Pullover der Arne Puppe war mein erster Versuch. Etwas verlängert, denn genau dieses Modell ist im Buch ein Crop-Top, da passt kein Eierbauch rein.

Als nächstes habe ich ein ganz schlichtes “Läusemuster” (so heissen die versetzten Punkte) gestrickt. Da ich jetzt die optimalen Maße schon wusste, und nur das Prinzip mit anderer Farbfolge wiederholen musste, ist der zweite Pulli das Ergebnis der Mittagspause auf der Hundewiese und einer Kaffeepause am Nachmittag.

Die fertigen Pullöverchen habe ich gewaschen und gespannt, denn bei so kleinen Runden hat man schnell etwas “Maschenzellulite”. Dieser Trick gilt zwar weiterhin, aber trotzdem geht für mich kein Weg an einem Entspannungsbad vorbei – einmal Perfektionist, immer Monk. Zum Spannen wären natürlich Eier optimal gewesen, allerdings wären die immer wieder weggerollt (Eierbecher gibt’s hier keine), und ich war mir auch ehrlich gesagt nicht sicher wie so eine Kalkschale auf stundenlange Feuchtigkeit reagiert. Also habe ich über meinen Nagellackfläschchen trocknen lassen.

Sah anfangs etwas eckig aus, im trockenen Zustand sind sie aber unauffällig 😉

Und da ich keine Eier Eulen nach Athen tragen werde bietet sich diese Präsentation an. Das Pullöverchen macht doch als Flaschen-Topper auch echt was her, oder?! Gestrickte Eier(likör)wärmer halt.

Bis zum Wochenende müssen noch mindestens zwei Pullis dazukommen, wobei meine Zielgruppe halt von der Sorte: “Je mehr desto gut” ist. Aber auch für die Zeit nach Ostern soll ich weitermachen, denn die lauteste Kritikerin der Steuimwäch’s, meine Mutter, hat Bedarf an mindestens vier Stück angemeldet. Da brat mir einer nen Ei, ääääh Storch!

Wie findest du die Idee mit den gestrickten Eierwärmern im Norwegerlook?

Ich verlinke diesen Beitrag mit Marisa’s “Auf den Nadeln” Serie auf Maschenfein.de
(*) sind Affiliate Links, wenn du über meine Empfehlung das Produkt kaufst bekomme ich eine kleine Prämie. Für dich ändert sich nix, der Preis ist der gleiche.