Von meiner kleinen Kofte und ihrer Geschichte habe ich ja schon berichtet, aber tatsächlich ist sie nicht das einzige Makerist Projekt auf den Nadeln im Moment.
In den Vorbereitungsgesprächen kam irgendwann die Frage auf:
“Wie rechnet man eigentlich ein Fairisle Muster um?”
Und wie so oft im Leben war die Antwort: “Es kommt drauf an!”
Dann habe ich zu einem Monolog über Maschenproben, Garnstärken, Flottenlängen, Rapporte, Symmetrien, Dreisatz, und und und angesetzt, und meine tapfere Projektleiterin hat mir zugehört und hat nachgefragt und Notizen gemacht. Und am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass sie sicherlich nicht die einzige mit diesen Fragen ist. Denn obwohl das ganze absolut kein Hexenwerk ist, braucht man einen gewissen Blickwinkel um die Methodik zu verstehen. Also haben wir entschieden direkt einen zweiten Kurs zu diesem Thema zu drehen.
Als Vorbereitung stricke ich Maschenproben.
Vielleicht bist du ja eine Liebhaberin der Maschenproben, ich habe sie lange als öde Pflicht gesehen. Aber spätestens seitdem ich das mehrfarbige Stricken für mich entdeckt habe stricke ich brav meine Probeläppchen. Dabei stricke ich immer rund und schneide, denn so kann ich direkt testen ob ein Garn “steekbar” ist.
Für mich sind die Fairisle Proben wirkliche Entscheidungshilfen. Übrigens nicht nur was die Maschenprobe angeht, auch die Farbkombinationen teste ich ausgiebig. Teilweise teste ich mich dumm und dämlich – aber mit Spaß!
Natürlich möchte ich die passende Maschenprobe für ein Muster ermitteln, also auf welcher Nadelstärke muss ich mein Garn stricken um genau die Anleitung befolgen zu können. Aber selbst wenn ich die im ersten Versuch erreiche, ich teste weiter, denn nur die passende Maschenanzahl heisst noch nicht dass das Ergebnis optimal ist.
Zum Beispiel kann ich mit Milano und Como jeweils auf die identische Maschenprobe kommen – wenn ich unterschiedliche Nadeln nehme. Diese beiden Teststücke zeigen das optimal:
Hier ist Como mit 30M/10cm (2,5mm Nadeln)
Hier Milano mit 30M/10cm (3,5mm Nadeln)
Ich könnte also mit beiden Garnen die exakt gleiche Anleitung stricken und würde bei der gleichen Größe rauskommen. Aber will ich das wirklich?
Auf den Bildern erkennst du, dass die Maschen bei Milano deutlich “offener” sind als bei Como. Das Muster tritt nicht so deutlich hervor. Das bedeutet auch, dass der Comotest viel dichter ist – mir persönlich zu dicht.
Je enger die Maschen sind, desto fester wird das fertige Gestrick – logisch. Es wird weniger winddurchlässig, was bei einem klassischen Norwegerpulli zB ja das Ziel ist. Für meine Kinderkofte allerdings wäre mir das Gestrick so zu dicht – schließlich soll das Jäckchen ja nicht beim Holzhacken getragen werden. Mit so einem dicht gestrickten Pulli würde ein Kind vermutlich beim Betreten der KiTa hochrot anlaufen und nach Luft jappsen…suboptimal!
Aber auch Milano macht bei dieser Maschenprobe keinen Sinn für eine Kinderjacke. Je lockerer ein Garn verstrickt ist, desto weniger kann es Reibung vertragen. Es bilden sich schneller Noppen (Pilling), und außerdem wandern Flecken schneller tief ins Gestrick. Wir könnten natürlich das Kind im Jäckchen nur stillsitzen lassen und zu trinken gibt es nur noch Wasser…auch suboptimal.
Wenn ich also eine Anleitung habe, die für 30M/10cm geschrieben ist, kann ich entweder so lange Garn kaufen und probieren, bis ich die Optimalkombination gefunden habe. Oder ich probiere mit anderen Nadelstärken rum, sehe welche Maschenprobe mir die liebste ist, und fange an zu rechnen – so wie ich es bei einem einfarbigen Stück auch täte.
Problem: Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Zählmuster mit jeder beliebigen Maschenanzahl funktioniert. Je großflächiger das Muster ist, desto unwahrscheinlicher ist so eine 1:1 Umwandlung.
Also umrechnen für Fairisle bei Makerist… falls dich das Thema interessiert kannst du dich jetzt als Frühbucher eintragen.
Falls dich gerade aber sowieso die Lust auf Maschenproben überkommt, und du das Gefühl hast noch viel mehr über ihre “geheimen” Botschaften lernen zu wollen – ich kann dir nur wärmstens den Maschenproben Kurs von Marisa empfehlen! Du lernst so viel über Materialien, Verhalten, Nadelmaterialien, Aufbewahrung! Und Marisa ist eine wirklich fantastische Trainerin, an der ich mir (hoffentlich erfolgreich) ein Vorbild nehmen werde, wenn es um die Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit von Erklärungen geht.
Liebe Fia, ich bin bislang eine absolute Maschenproben-Muffelin. Und wenn ich eine stricke, dann trenne ich sie nachher wieder auf, um Wolle zu sparen. Eine absolute Unsitte, ich weiß. 😉 Aber bald werde ich sicher geläutert werden. Marisas Kurs steht schon länger auf meiner LIste der Dinge, die ich dieses Jahr machen (oder ansehen) möchte, und Dein Kurs zum Umrechnen klingt auch toll. 2017 wird bei mir ein absolutes Nähjahr mit ein bisschen häkeln und stricken, aber Grundlagenwissen kann nie schaden. Danke für Deine Erklärungen! Du hast mir Lust gemacht, Maschenproben zu stricken, und das will was heißen. lg, Gabi