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Skandinavischer Stricksamstag #34

Home at last!
Und es ist quasi Winter. Auf einmal.

Umso mehr Spaß macht es natürlich wieder in Strickanleitungen zu wälzen und den ein oder anderen warmen Pullover herbei zu träumen. Also wieder ab ins Kofteland:
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Das dritte (und vorerst letzte) Koftebuch, das ich euch vorstellen möchte ist der Nachfolger vom letzten. Passenderweise heißt es Kofteboken 2, und kann / will seine Verwandtschaft auf optisch nicht leugnen.

Der Buchrücken ist diesmal grün, so dass man immer weiß welches der beiden Bücher man gerade aus dem Regal zieht.

Alles, was ich am ersten Koftebok toll fand finde ich auch am zweiten Band einfach super, Haptik, Optik, Inhalt, Stimmigkeit, Liv Sandvik Jacobsen und Lene Holme Samsøe haben ihr Handwerk zwischendrin nicht verlernt.

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Ganz am Anfang wird diesmal erklärt, wie man die Anleitungen umdenken kann um entweder von unten nach oben, oder von oben nach unten zu stricken. Im Grunde genommen kann man damit auch die Form des Pullover oder der Jacke bestimmen. Denn während die von unten gestrickten Teile eingesetzte Ärmel bekommen, kann von oben in einem Stück mit einer Rundpasse gestrickt werden. Das Umdrehen der Anleitung ist nicht immer möglich, denn eine Rundpasse hat eine ganz andere Muster-Anordnung als die traditionelle Kastenform.

levlantligkofte1Was mir besonders gut gefällt: Diesmal wurden viele der Strickjacken direkt in mehreren Farben gestrickt und fotografiert, das macht es natürlich deutlich einfacher, sich die Wirkung anderer Farbkombis vorzustellen. Zum Beispiel fand ich diese Strickjacke zuerst total uninteressant. Aber siehe da! Auf den folgenden Seiten gibt es noch zwei Farbvarianten, und auf einmal kann ich mir das Muster total gut an mir vorstellen. (Merke: mit grau & blau kann man mich offenbar leicht hinter’m Ofen hervor locken) Dabei ändere ich sowieso schon bei fast jeder Anleitung die Farbe und passe den Look auf meinen Typ an.

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Auf einem der kleinen Bilder erkennt man, dass die Steek-Kante hier mit einem Stoffband verdeckt wurde. Das habe ich schon mehrfach gesehen, und will das bei Gelegenheit unbedingt mal ausprobieren. Wie zu erwarten war, sind die Buch-Koften natürlich mit optimal abgestimmten Bändern versäubert worden. Und nicht nur Webbänder… auch eine Spitzenborte ist dabei! Und die Idee werde ich 100%ig umsetzen!

blondekant

Natürlich ist es gar nicht notwendig eine Steekkante zu überdecken, aber mal ganz ehrlich… schön ist es schon!

islendere

Meine Lieblingskofte im zweiten Koftebok ist Bitten. Etwas gröber gestrickt eignet sich dieses Modell bestimmt toll für die gemütlichen Winterabende. Bitten kommt auf jeden Fall auf meine Shortlist für den Kofte-Along den Kathi, Julia und ich für nach Weihnachten planen. Machst du auch mit?

husfliden

Übrigens konnte ich nicht widerstehen. Ein Modell aus dem zweiten Koftebok ist schon auf meinen Nadeln gelandet. Obwohl ich mir eigentlich ja schon vor Monaten striktes Neuprojekt-Verbot erteilt hatte. Aber dann war noch Garn von den Lamana Projekten übrig, und das Baby meiner besten Freundin wächst so schnell, und und und. Außerdem wollte ich testen, ob man Milano steeken kann, denn eigentlich sagt man dass Cashmere und/ oder Merino dafür zu glatte Fasern haben. Es hat geklappt, und den Zwergen Pullover zeige ich demnächst nochmal in voller Pracht. Inzwischen habe ich aber das gleiche Muster auch noch aus Como ausprobiert (wieder um das Steeken zu testen), und wie du oben siehst: es klappt!

Hier gibt’s das Buch zu kaufen. Damit sich der Versand lohnt kann man direkt auch noch den ersten Teil (im Moment ausverkauft!) und das Koftebok von Sandnes mitbestellen 🙂 Ist ja bald Weihnachten…

Hier gibt es eine Übersicht der Muster auf Ravelry. Leider sind diesmal nicht alle Anleitungen zu sehen, zum Beispiel der Husfliden 35 oben ist nicht mit zu Ravelry gewandert.

 

 

 

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Skandinavischer Stricksamstag #33

*husthust*

zwei Wochen ohne, ich weiß. Und das obwohl eigentlich alles fertig war. Es gab diesmal auch kein Tiefdruckgebiet, das meinem Handyempfang den Garaus gemacht hätte, eher im Gegenteil. Es war so herrlich und warm im schwedischen Wald, es fehlte wirklich die Motivation um 30 Minuten in den nächsten Ort zu fahren um in einer dunklen Bibliothek die Bilder hochzuladen. Ich habe lieber am See gelegen, geplanscht und gestrickt. Außerdem hatte ich Besuch von den schwedischen Leih-Eltern und Freunden. (Sonst bin ich fast nur noch mit nicht-Geheimsprachlern in Schweden, und das macht die Gespräche immer etwas umständlich…schwedisch zur einen Seite, englisch am Tisch, deutsche Erläuterungen zu anderen Seite. Da sind Gespräche zwangsläufig oberflächlicher. Umso mehr konnte ich „meine“ Schweden jetzt genießen.)

Aber zum Thema:

Diesmal geht es wieder um ein Buch, und wieder um Koften. Und das Buch heißt wieder Kofteboken. Es ist aber ein anderes als letztes Mal.

koftebokentitel
kofteboken – den store koftejakten

Dieses Koftebok ist wahrscheinlich mein aller-aller-aller-liebstes Strickbuch überhaupt. Es ist für meinen Geschmack einfach vollständig gelungen.

– Das wichtigste: Mir gefallen natürlich viele der Koften.

– Dazu kommt: Die Bilder sind total stimmig. Eine tolle Idee finde ich auch die alten schwarz-weiß Fotos aus der Familie, die wunderbar darstellen, dass Koften einfach zu Norwegen gehören.

– Es gibt einiges an Hintergrundinformationen über Koften allgemein, aber auch über einzelne Modelle und wie man eine Kofte pflegen sollte.

– Die Anleitungen sind gut geschrieben.

– Und als i-Tüpfelchen: Die Haptik des Hardcovers und des festen Papiers ist toll!

eins der alten Bilder
eins der alten Bilder

Dieses Koftebok wurde von seinen Autorinnen selbst verlegt, und man merkt wirklich wie jedes kleine Detail mit Herzblut bedacht wurde. Denn die Autorinnen sind wirklich kofteverrückt.

Die eine, Liv Sandvik Jacobsen, hat in ihrem Blog eher aus Versehen einen Run auf Koften in Norwegen angestachelt. Eigentlich geht es in ihrem Blog zwar um Einrichtung, das Leben auf dem Land, Familie etc., aber auf einem ihrer Bilder hatte sie eine Kofte vom Flohmarkt über eine Stuhllehne gehängt. Zack kamen die Zuschriften: Weißt du wie das Muster zu dieser Kofte heißt? Wo hast du sie her? Hast du die selbst gestrickt? Ist das ein Erbstück?

Ja und so machten sich Liv und ihre Leser auf die „große Koftejagd“, sie trugen Bilder von Koften zusammen, spürten Anleitungen auf, kramten fast vergessene Teile vom Dachboden wieder hervor. Daraus ist dann die „Koftegruppa“ bei Facebook entstanden, durch die mein Newsfeed jeden Tag von Bildern wunderschöner Koften überflutet wird.

Angestachelt durch den Erfolg der Koftejagd tat sich Liv mit der dänischen Strickdesignerin Lene Holme Samsøe zusammen um ein Anleitungsbuch für Koften zu schreiben. Dafür haben sie alte Muster genommen und auf neue Garne und neue Techniken umgeschrieben.

kofteboken1Wie gesagt, man erkennt dass Liv Sandvik Jacobsen das mit den Fotos drauf hat. Und gerade dass auch mal nicht direkt strickbezogene Bilder dabei sind, verleiht dem Buch eine Art Bildband-Charakter. Wer bei diesem Buch keine Lust auf Koften kriegt…tja… also macht doch was ihr wollt 😉

Übrigens bin ich mit meiner Meinung nicht alleine, denn obwohl das Buch ohne Marketingbudget eines großen Verlags auskommen muss, es ist eins der meistverkauften Strickbücher der letzten Jahre. Find ich toll, absolut bewundernswert wie die beiden das hingekriegt haben! Und auf Livs Blog kann man sehen, dass sie nebenbei noch ein Kind bekommen hat und mit ihrem Mann einen verfallenen Bergbauernhof wieder herrichtet. Hut ab!

Nun aber zu den Anleitungen:

Der Fokus in diesem Buch liegt auf Strickjacken mit Rundpasse. Das ist einfacher zu stricken (allerdings höchst unkonventionell), und es fällt bei vielen besser als die kastige Form des traditionellen Norwegerpullis. Es gibt aber auch Pullover und Jacken mit eingesetzen Ärmeln.

Meiner Meinung nach sollte man sich mindestens genauso intensiv mit der Form der gewünschten Kofte auseinandersetzen wie mit dem Muster. Denn Rundpassen können schnell mal den Eindruck von Hängeschultern machen (bzw. verstärken). Eingesetzte Ärmel können ein breites Kreuz dafür noch mal eckiger wirken lassen. Da sollte man sich von der eigenen Körperform leiten lassen.

barnkofteMir grummelt es ja immer im Magen dass so wenige Strickbücher auch schöne Muster für Männer bereithalten. Anders im Kofteboken. Und auch für Kinder (zum Teil ab einem Jahr) gibt’s allerliebste Jacken und Pullis. Sortiert sind die Anleitungen grob nach Motiv, also Viereck, Blumen, Sterne etc. Aber so richtig streng ist das glaub ich nicht, denn es gibt auch Mischmaschmuster, auf den – Achtung! – mehrere Motivarten vertreten sind (s.o.) … wie man so Norwegermuster halt kennt.

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Mir hat es der Pullover „Hjemmets Kofte“ angetan. Der wird übrigens auf dem Bild von Liv selbst gezeigt, mitten in den Blaubeeren. Komischerweise sehe ich beim Blaubeersammeln immer eher aus wie ein Waldschrat, aber vielleicht wird mir dieser Pulli nächstes Jahr diese gewisse nordische Eleganz verleihen, während ich auf allen Vieren durch die wilden Beeren robbe?

Die Projekte aus dem Koftebok gibt es auch bei Ravelry zu sehen, und das Buch wird von denen hier auch nach Deutschland versandt.

Leider gibt es das Buch noch in keiner Übersetzung. Aber mit ein wenig Fantasie und Google Translate kommen geübte Strickerinnen bestimmt trotzdem ans Ziel. Ansonsten ist das Buch auch toll für den Couchtisch zum blättern und träumen. Wenn ich ein wenig mehr Zeit hätte, ich würde so gerne eine deutsche Übersetzung machen!