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Tierisch verstrickt

Oder: Wie stricken Veganer?

Am vergangenen Wochenende war ich auf der H&H in Köln, vermutlich die Fachmesse im Bereich DIY und Handarbeiten. Klar habe ich einige Neuheiten gesehen, die ich in der nächsten Zeit ausprobieren werde und gegebenenfalls in den Shop aufnehme…

Abseits von den Lieferanten gab es natürlich viel Geschnatter unter uns Besucherinnen (auf Ausstellerseite waren auch Männer vor Ort, Besucher nur sehr wenige). Dabei kam wiederholt das Thema vegane Garne auf. Schon vor der Messe bin ich mehrfach angesprochen worden, wieso ich denn keine Acrylgarne im Shop habe, das wäre doch viel tierfreundlicher.

Also: Ich persönlich halte nicht viel von Kunstfasern. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber mir wird bei Acryl schwül.

Diese Postkarte von Strickimicki hab ich mir auf der H&H direkt gekauft.
Diese Postkarte von Strickimicki hab ich mir auf der H&H direkt gekauft.
Das Problem:

Acryl ist eine Kunstfaser, menschengemacht, und kommt an Naturfasern einfach nicht ran, denn:

1) Schon mal ne müffelige Sporttasche gerochen? So ähnlich riechen Klamotten aus Acryl eben auch gern…es wird halt schwül…

2) Ich gebe zu: Wolle richtig zu pflegen, das will gelernt sein. Aaaaaaber: Wenn man sich etwas Arbeit macht, dann halten Strickstücke gerne mal über Generationen. Ich habe noch eine Strickjacke von meiner Mutter, die sie in Norwegen gekauft hat, über ein Jahrzehnt vor meiner Geburt. Einen Pulli, den sie für meinen ältesten Bruder gestrickt hat, haben wir drei jüngeren noch (eifrig) getragen, und nun wartet er auf neue kleine Träger – nicht totzuspielen das gute Stück. Das zeig mir einer mal in Acrylgarn.

3) Vor kurzem lief im Fernsehen ein Bericht über Kunstfasern im Bier. Wie die dahin kommen? Nun… Fleecejacken. Bei jeder Wäsche geben die Dinger einige ihrer kleinen Plastikfäden ins Waschwasser ab, das geht in die Kanalisation, wird gefiltert, und am Ende landet es im Bier. Und bestimmt auch in Teichen und Seen. Ob das für Fische und andere Wasserbewohner gut ist? Kann ich nicht sagen. Kann ich mir aber nicht vorstellen.

4) Richtig gutes Strickgarn ist nicht billig. Das kann man ganz klar so sagen. Am fertigen Strickstück sind die Kosten für Wolle trotzdem meist nicht das teuerste. In jedes Gestrick geht eine Menge Zeit. Und wenn wir uns alle auch nur den Mindestlohn für Strickzeit zahlen würden, dann würden wir erkennen: Wenn ich so viel in einen Schal / Pulli / Socken investiere, dann sollte ich nicht am Material sparen. Denn so viel Zeit sollte nachher das bestmögliche Ergebnis liefern.

Die Lösung(svorschläge):

Natürlich gibt es valide Argumente trotzdem auf Tierhaare verzichten zu wollen. Manch einer hat Allergien. Andere haben Bedenken wegen der Tiere, die nun keine warmen Haare mehr haben.

Aber gerade bei den Sommergarnen gibt es pflegeleichte, pflanzliche Garne aus Leinen, Baumwolle, oder Modal. (Modal wird zwar künstlich hergestellt, besteht aber aus Pflanzenfasern)

Und auch für die tierischen Garne muss ich nochmal eine Lanze brechen:

Es gibt problematische Wollen, ganz klar. Gerade bei Angora und Merino wünsche ich mir deutlich mehr Aufklärung über die zum Teil widerwärtigen Methoden, mit denen manche Tiere für die Wollgewinnung gequält werden. Auf der anderen Seite hat mir eine schwedische Herstellerin auf der Messe erzählt, dass in Schweden der Großteil der Schafwolle einfach verbrannt oder weggeworfen wird. Die Schafe werden für Milch und Fleisch gezüchtet, außerdem dienen sie dem Landschaftsschutz. Wenn im Sommer das dicke Fell zu viel wird, dann kommt es eben ab und weg. Und so eine Ressourcenverschwendung kann doch auch niemand wollen.

Wie seht ihr das? Möchtet ihr mehr wissen über die Herkunft eures Garns?

2 Gedanken zu „Tierisch verstrickt

  1. Ich sehe das genauso: Es geht nichts über einen guten Wollpullover. Und auch ich habe eine Strickjacke von meiner Mutter, die ca. 25 Jahre alt ist und es ist nichts dran. Außerdem finde ich, richtig gute Wollpullover sind auch recht einfach zu pflegen, da oftmals lüften reicht und sie sich in einer gewissen Weise auch selbst reinigen. Ich hatte z.B. mal in einem naturfarbenen dicken Wollpulli einen Kaffeefleck. Als ich ihn nach einigen Tagen waschen wollte, war er einfach verschwunden.
    Ich denke auch, es gibt spezielle Wollarten, bei denen die Methoden nicht richtig sind, aber „normale“ Schurwolle empfinde ich nicht als problematisch.
    LG Stephi

    1. Hey Stephi,
      genau! Nix geht über Wolle:-)
      Schön dass sie in dir noch so einen Fan hat!
      Bei mir und meinen Brüdern gehen die Wollpullis übrigens 1-2x im Jahr trotzdem an Mutti, die hat eine Waschmaschine mit einem genialen Wollwaschgang.
      Außerdem hat sie so einen „Woll-Epilierer“, nach der Behandlung sieht’s aus wie neu.
      Ich hab so einen Dale-Windbreaker, bei Wind und Wetter gnadenlos damit unterwegs, und seit 10 Jahren ist das Teil nicht tot zu kriegen. Merci Mama:-)

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