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Ein Tiger verliert nie seine Streifen

Pairfect Pants auch nicht

Ich könnte jetzt hier ausholen zu einem Traktat über geistiges Eigentum, Copyright, den Unterschied zwischen Inspiration und Kopie, und gerechten Preisen für Design. Wenn du mir auf Instagram folgst, weißt du warum.

Falls nicht: Irgendwann werde ich hier mal klare Worte zu all dem finden, aber im Moment habe ich noch zu viel Emotion im Bauch, denn meine Woche fing damit an, dass jemand sich ein wenig zu frei an eben dem Design der Streifenhose bedient hatte.

Statt mich weiter zu ärgern möchte anders über die Hose reden: als nächstes Anschauungsobjekt von benutzten und entwachsenen Mini-Maschen vom Neffenjungen!

Dafür kann ich sie diesmal als #Fail mit dir teilen, und dir zeigen: Mir kommen zwar manchmal Ideen im Schlaf, aber bisher ist mir noch kein fertiges Design vom brennenden Dornbusch eingeflüstert worden. Bis du eins meiner Strickmuster bei Ravelry kaufen kannst, muss ich mit dem Teil komplett zufrieden sein. Das ist fast nie auf Anhieb, sondern eben das: Arbeit.

Während ich das schreibe fällt mir auf: Mein Spiderweb Tuch ist doch wie eingeflüstert. Das ist wirklich von einer fixen Idee, die eigentlich nur eine Maschenprobe werden sollte, zu einem riesigen Tuch geworden, ohne dass ich einmal ribbeln musste. Und auch das war die Arbeit mehrerer Wochen.

Aber zurück zum Thema: Die fragliche Babyhose ist so ein ganz anderer Fall… jaaaaa, die erste Inspiration war spontan, siehe hier, aber von dort war es ein langer Weg bis zur aktuellen Anleitung!

Den ersten Prototypen hatte ich aus Pairfect in der Farbe „Valetta“ gestrickt, und besagten Prototypen habe ich auch kürzlich wieder bekommen… obwohl es nur ein SEHR kurzer Moment war in dem das Frühchen Neffenkind in die Hose passte.

baby pairfect pants stricken stichfestDie Länge war optimal. Für ein 6-Monate altes Baby. Alles darüber wiederum war perfekt für den größer erhofften Frischling – schon viel zu klein für ein Termin-Kind. Und dabei hatte ich gemeint selbst für einen Stoffwindelhintern gerechnet zu haben (wie schnell die Realität übrigens so fixe Ideen aus der Schwangerschaft austreibt, oder?)

Tatsächlich spannte es ja schon um die Wegwerfwindel. Rechnen kann ich. Kindermaße kenne ich. Nur kombinieren kann ich offenbar nicht.

Ergebnis: Die Hose ist 1x (in Worten: Einmal) getragen. Gebrauchsspuren? Fehlanzeige. Mal sehen ob demnächst jemand Puppenkleidung braucht.

So viel wiederum zu den fixen Ideen einer gewissen Tante, die vorm inneren Auge eine Vielzahl kleiner Nichten & Neffen in der rot gestreiften Hose wachsen sah… und dann das.

Zum Glück hatte ich die Buchse noch lange vor der Neffenankunft ans Nachbarsbaby gehalten und meinen Denkfehler erkannt. Und ich konnte ins stille Strickkämmerlein zurück gehen und von vorn denken (und komplett von vorn stricken).

Die zweite Version ist dann ein Volltreffer geworden. Denn die passte nicht nur über die volle Windel bis er fast ein Jahr alt war, sie hatte ab 4 Monate auch die richtige Beinlänge (mit Krempelreserve zum Wachsen), drückte nicht, und machte Mami und Baby happy.

Mich macht sie umso mehr happy, denn durch gute Fügung, etwas mathematisches Talent, und eine passende Maschenprobe, ist nirgends die Streifensequenz unterbrochen – und das ist bei meinem leicht pedantischen Symmetriefimmel ein absolutes Muss.

Was ich vorher gar nicht so richtig bedacht hatte: Die Streifenlänge von Pairfect beruht auch nicht auf einer Würfelei. Zwar kenne ich mich mit Färbemethoden sowas von gar nicht aus, aber ich habe inzwischen gelernt, dass die Länge einer Farbetappe bei selbststreifenden Garnen ziemlich festgelegt ist. Nämlich um mit den üblichen Umfängen von Socken in den gängigsten Größen hinzukommen – eigentlich logisch oder?

Jedenfalls haben die Pairfect Pants – wenn du dich genau an meine Maschenprobe und die Anleitung hältst – offenbar genau ein Maß, bei dem die Streifen 100% aufgehen. Und zwar nicht nur bei Pairfect… inzwischen sind ein Paar andere selbststreifende Garne getestet, so wie hier, hier und hier.

Dieses erste Modell dagegen, hat zwar auch perfekte Streifen, ist aber eben ein #Fail.

Und was lernen wir daraus?

  • Was richtig aussieht ist noch lange nicht richtig.
  • Aber nur weil es noch nicht richtig ist, kann es noch richtig werden.
  • Strickdesign ist Kreativität und Eingebung, aber auch viel Fleiß, Beharrlichkeit, Mathematik, sowie die Bereitschaft zu scheitern und zu lernen.
  • Und: Eine gute Anleitung ist wie ein Navi, das dir den optimalen Weg erklärt, den ich vorher mit Umwegen durch Matsch und Mückenschwärme ausgekundschaftet habe.

Beim nächsten Mal sprechen wir dann über die schwere Kost: Gesetze, Geld, und Gemeinheit.

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