Wir kennen uns ja jetzt schon eine Weile, und daher habe ich das Gefühl es ist Zeit für ein Geständnis:
Ich besitze zu viel Strickgarn
Also nicht das im Shop (dieses Lager zapfe ich manchmal zusätzlich an), sondern das bei mir daheim im Arbeitszimmer. Mein Stash. Mein Vorrat für den persönlichen Bedarf.
Allerdings befürchte ich, dass mir jeder unabhängige Dritte (nicht du, du bist im Zweifel auch wollsüchtig) sagen würde, dass das Ausmaß meines Stashs leider nicht mehr vom Begriff „persönlicher Bedarf“ gedeckt wird. Im Internet habe ich zu dem Suchbegriff gelernt, dass bei Medikamenten Vorräte für drei Monate als persönlicher Bedarf im Zollrecht gelten. Und Garn ist ja so etwas wie ein Medikament… ein Beruhigungsmittel und Stimmungsaufheller in einem.
Ich bin geliefert.
Drei Monate also?! Vielleicht sechs Monate, wenn ich Tag und Nacht durchstricken würde und mit dem Fuß noch eine Strickmaschine bedienen würde… kurz gesagt: Unmöglich.
Soweit so gut, ich denke nicht dass ich mit dieser Situation alleine bin. Zumindest rede ich mir ein dass du auch einen gut gehüteten Wollschatz in einem deiner Schränke aufbewahrst…gib’s zu!
Problem: Ich ziehe demnächst um. Und für’s erste habe ich vor den Lifestyle des typischen „ImM“ (Irgendwas mit Medien) – Kreativen anzunehmen. Das heisst jeden Tag nach Lust und WLAN-Verfügbarkeit ein schickes Café aussuchen und inmitten des Troubles mit nem Latte und nem Mac an nem Projekt zu arbeiten.
In Anbetracht der Parkplatzproblematik im Zielkiez kann ich aber nicht jeden Tag einen Kleinlaster voll Wolle direkt vorm Café abstellen. Daheim wird leider auch kein Platz sein, mit der Umsiedlung vom Vierbeiner habe ich meine Verhandlungsposition restlos ausgereizt (und dass meine Mo mir wichtiger als Wolle ist, sollte für meine Heilungschancen vom Woll-o-holismus gutes verheißen).
Zum Glück bin ich ja ein lösungsorientierter Mensch. Und Not macht sowieso erfinderisch.
Lösung 1: Ich miete ein „Büro“
Büro steht in diesem Fall für „Versteck für meine Schätze“ und Ort an dem ich auch noch arbeiten kann. Steht aber in Konflikt mit oben genanntem ImM Plan. Tatsächlich habe ich diese Lösung trotzdem in Betracht gezogen, bin dann aber in Anbetracht der ortsüblichen Gewerbemieten hintenüber gekippt und habe entschlossen dass Lösung 1 leider keine Lösung sein kann.
Lösung 2: Verzicht auf anderes
Der gewonnene Platz im Kleiderschrank wird umgewidmet. Anstelle von Klamotten hänge ich Garne in Tüten an die Bügel. Man erkennt mich in Zukunft am immer gleichen, leicht zu waschenden Outfit, a la Mark Zuckerberg und seinem grauen T-Shirt. Allerdings muss ich dann auch meine fertigen Strickpullover, Tücher und Schals wegrationalisieren. Kommt also nicht in die Tüte.
Lösung 3: Der Stash muss kleiner werden
Der gute Vorsatz / die unrealistische Wunschvorstellung der meisten Stash-BesitzerInnen. Stashreduktion. Kann man ja mal probieren. Inspiriert von der Serie „Stash Less“ von Felicia werde ich mich meinen Dämonen stellen!
Aber wo fängt man an?
Genau – mit einer Bestandsaufnahme und einem Schlachtplan.
Erstmal eine tatsächliche, ungeschönte „Auf den Nadeln“ Übersicht, dann die unberührten Knäule und Stränge, und zuletzt die Reste…
Mach dich auf was gefasst. Es könnte ein Bild des Schreckens werden…und es könnte eine umfangreichere Exceltabelle dazu gehören, Zahlenfreak bleibt Zahlenfreak.
#Stashbezwingung2017
Noch habe ich zwei kleine Deadlineprojekte. Die müssen noch fertig werden, potentielle Reste wandern noch in den Stash rein. Ansonsten geht hier in den drei Monaten bis Umzug NICHTS (in Zahlen: 0,00) in den Stash rein, dafür aber umso mehr raus. Auf die Nadeln wandert nur, was hier schon liegt. Da auch Garn im vollendeten Aggregatszustand (sprich: fertiges Strickobjekt) Platz braucht, werde ich so viel wie möglich verschenkbares stricken. Und damit inoffiziell den Weihnachtsgeschenkemarathon mit Vorsprung beginnen.
Das Ergebnis werde ich in verstrickten Gramm (bzw. hoffentlich Kilogramm) messen und immer wieder updaten.
Musst du auch die Schranktüren zu deinem Stash zuquetschen? Droht dir täglich die Entlarvung deiner Sucht durch deine bessere Hälfte oder andere unschuldige Dritte? Reicht deine statistische Restlebenszeit auch nicht mehr aus um wirklich alles zu verstricken? Dann liefere ich dir vielleicht in den nächsten drei Monaten vielleicht ein oder dreihundertdrölfzig Ideen für den Abbau deiner Problemzone 🙂
Also ich biete mich ja auch gerne an, Probeteile die ich sowieso stricken möchte dann aus deinem Garn zu stricken 😉
Und weitere Kommentare verkneife ih mir aus meiner Position mal 😀
🙂 Wenn die Garnmengen hinkommen können wir da gerne drüber reden… leider habe ich aber Unmengen an Einzelknäueln aus irgendwelchen Goodie Bags, Testsendungen von Herstellern, und Lustkäufe à la „will ich mal ausprobieren“. Demnächst gewähre ich dir mal Eintritt in die heilige Unordnung 😀
Hehe, sehr schön Julia 🙂
Also ich bekenne mich ebenfalls schuldig. Es gibt da einen riesigen Biedermaierschrank im Wohnzimmer, der zur Hälfte voll ist mit W…
Allerdings bekomme ich mit unserem Umzug ein eigenes Woll- ähhh (offizielle Bezeichnung) Arbeitszimmer und da Wolle sozusagen nix wiegt, nehme ich sie mit. Dafür muss ich Bücher, Küche und Klamotten ausmisten und das ist auch nicht leichter… es bleibt sich also gehupft wie gesprungen 🙂 Kann man denn nicht in er Hauptstadt einen Container mieten zur Unterbringung? Es muss ja nicht gleich ein Büro sein?
Liebe Grüße, Kathi
😮 Du darfst mir nicht erzählen dass man sich bei Umzügen auch noch räumlich vergrößern könnte!
Über kurz oder lang werde ich wohl sowieso wieder ein Büro anpeilen, aber bis die Wohnsituation etwas dauerhafter ist möchte ich mich nicht festlegen. Nicht dass ich nachher im Osten ein Büro habe und jeden Tag ganz vom Westen hinfahren muss. Dafür bringt mich der Berliner Verkehr zu sehr auf die Palme (die Polizei hat seit letzter Woche wieder ein tolles Fahndungsbild von mir :-()
Aber sobald es ein Büro gibt kannst du gerne vorbei kommen und in meinen Büchern stöbern wenn dir deine fehlen!
Ich kann Deinen Wunsch, den Stash zu reduzieren, gut nachvollziehen – immerhin habe ich mir auch gerade vorgenommen, verstärkt meine WIPs fertigzumachen und nicht ständig neue Projekte anzufangen.
Ansonsten halte ich es, was meine Wollvorräte betrifft, aber mittlerweile mit Martina Behm…
Liebe Grüße von Katha
Jaaaaa, WIPs müssen wohl zuerst dran glauben. Warte nur auf die Aufzählung, da wirst du dich sofort fröhlich in deinem Wollberg suhlen und dein Gewissen beruhigt haben 😀
Hahahaha! Klasse geschrieben! Und: ich halte meinen Mund, ich bin auch wollsüchtig 🙂
…aber ich drücke die Daumen, dass du eine Lösung findest!
Danke! Zum Glück kennt wenigstens eine Person (meine Mutter) meine Lage. Da sie selbst ihre eigenen Schätze – nicht Wolle – hortet, bringt sie einem kleinen Vorrat in ihren Ecken wohl Verständnis entgegen 😀
Ach ja, der Stash… Ich habe ja letztes Jahr schon unter das Mottot #stashdown2016 gestellt, um meine Vorräte zu reduzieren, aber das könnte noch einige Hashtags und Jahre so weiter gehen. Upsi…
Ich habe dann aber dieses Jahr mal richtig ausgemistet (so à la Geisteswissenschaftler, ohne Tabelle) und nur die Vorräte behalten, für die ich ein konkretes Projekt im Sinn hatte oder an denen wirklich, wirklich mein ganzes Herz hing. Und der Rest ist tüüütenweise in den nahegelegenen Kindergarten gewandert, wo man sich sehr gefreut hat. Es war erstaunlich leicht, mich zu trennen – das hätte ich nicht gedacht! Aber es muss immer noch weniger werden, trotz allem. In der laufenden zweiten Schwangerschaft konnte ich monatelang übelkeitsbedingt nicht stricken, was enorme innere Stashkrisen ausgelöst hat 😀
Ich drücke die Daumen für Deine Mission und bin auf Erfahrungs- und Fortschrittsberichte gespannt!
Liebe Grüße
Katharina
*schluck* Kinderhände an meinen Garnschätzen????!!! Oh Gott wie werde ich dieses Bild wieder los? 😀
Ich werde lieber versuchen die vielen kleinen Kinder von Freunden und Verwandten warm durch den kommenden Winter zu bringen.
Kaufen darf ich wirklich auf gar keinen Fall mehr irgendwas.
So eine Schwangerschaft darf einen in meinem Metier aber auch nicht ereilen, das ist ja ein Berufsunfähigkeitsrisiko wenn man monatelang nicht stricken kann 😮 Drücke die Daumen dass trotzdem ein Wollliebhaber draus wird und du die nächste Zeit dann fleißig dem Neststricken frönen kannst!
[…] daran, dass ich wirklich viel unterwegs war und kleine Projekte mit hatte. Außerdem habe ich im Herbst versucht meinen Stash zu reduzieren, und da lag (und liegt) bei mir halt viel Garn in Sockenstärke, und so gab es halt das Projekt […]