Umgarnt
Zum zweiten Teil des Socktober Themas geht es heute ums Garn.
Klar, irgendwie geht’s hier immer um Garn. Aber während ich normalerweise ja absoluter Verfechter von natürlichen Fasern bin, unterstütze ich heute ausnahmsweise mal die Fraktion „Freunde des Polyamid“.
Zwar wird es weiterhin keine reinen Polyamidgarne in meinem Shop geben, und ich weigere mich auch weiterhin sie zu verstricken. Aaaaaaaber: im speziellen Einzelfall Socken will ich mich ausnahmsweise gegen die Verwendung von reiner Wolle aussprechen.
Folgende 4 Argumente habe ich vorzubringen:
1. Dank Polyamid wird die Socke maschinenwaschbar. Wollsachen müssen normalerweise nicht ständig gewaschen werden, daher lege ich bei den meisten Sachen keinen gesteigerten Wert auf die Maschinenwäsche; aber wenn es um Socken geht, dann bestehe ich auf regelmäßige Wäsche.
2. Meine Füße ändern ihre Größe nicht. Meine Socken bitte auch nicht. Also kein Ausleiern, kein Schrumpfen, ich will meine Größe 40 auch nächsten Winter noch als Größe 40 tragen.
3. Mein FitBit verlangt von mir jeden Tag mindestens 10.000 Schritte. Dank dem kleinen Bretönchen werden es auch gerne mal 20.000. Das ist verdammt viel Reibung, mal im Schuh, mal auf Fußboden. Reine Wolle scheuert da leider an den neuralgischen Stellen schnell durch.
4. Hat auch mit Reibung zu tun: Würde ich Broken Seedstitch Socks aus reiner Wolle stricken, wäre das Muster nach einer Hunderunde wohl leider nicht mehr zu erkennen. Pilling und Verfilzen sind die natürlichen Reaktionen von Winterschuhen mit wolligen Strukturmustern 🙁
Genau aus diesen Gründen bestehen die meisten „Sockenwollen“ aus ca 25% Polyamid, so auch Regia und Fine Art – meine Garne der Wahl.
Kann was? Kann was!
Beide kommen in 100g Einheiten, das ist jeweils genug für ein Paar Socken bis Größe 46/47. Und mit beiden kann man abseits vom Socken stricken noch eine ganze Menge anfangen!
Fine Art kommt im Strang, bevor man es verstricken kann muss es noch zu einem Knäuel gewickelt werden. Mal eben schnell ein Paar Socken anstricken, das geht hier eher nicht. Aber bei der exquisiten Fasermischung hat das – glaube ich – auch niemand wirklich vor. Mir persönlich gefällt der leichte Glanz im Garn, der durch den hohen Seidenanteil kommt. Gut vorstellen kann ich mir Damenstrümpfe mit strukturellen Mustern, also Lochmuster oder Aran. Im Moment stricke ich selbst mit diesem Garn aber einen Pullover, dazu habe ich hellblaues Fine Art mit hellblauem Kid Silk Haze kombiniert. Auch Tücher und Schals kann ich mir sehr gut aus Fine Art vorstellen, aber ich habe auch schon ganze Kleider gesehen.
Regia ist dagegen ein richtiges Basisgarn. Wer gern Socken strickt hat auf jeden Fall schon von Regia gehört. Aktuell gibt es im Shop erstmal nur die Regia Pairfect, aber demnächst gibt es auch einige ausgewählte Farben der normalen Kollektion. (Das gleiche gilt übrigens für Kid Silk Haze). Regia gibt es in 4-fädig – der regulären Sockenstärke – aber auch in 6-fädig. Mir persönlich ist das zu dick, dafür müsste ich größere Schuhe kaufen. Ja, so deutlich ist der Unterschied! Das ist eher was für Naturburschen in Gummistiefeln, Skifahrer oder Kids mit Reinwachs-Schuhen.
Im Vergleich zum Strang ist praktisch an Regia, dass es aus der Mitte des Knäuels her verstrickt werden kann. Man kann den Faden also aus dem Knäuel rausziehen, und das Knäuel von innen her aufbrauchen. Das klingt erstmal nicht sooooooo weltbewegend, ist es aber irgendwie doch. Und zwar „hoppelt“ das Knäuel auf diese Art nicht beim Stricken vor sich hin. Außerdem wird der Faden geschont, denn nur eine minimale Menge des Fadens hat Kontakt mit der Welt bevor er fest verstrickt ist. Der Faden ist also sauberer, und hat weniger Reibung bekommen. Kleines Detail: Man kann die Banderole während der ganzen Zeit um das Knäuel lassen, weiß also immer welches Garn man gerade verstrickt. Von meinen orange-braunen Socken habe ich jetzt also jeweils ein halbes Knäuel übrig, und kann zur Not auch noch in einem Jahr sehen welche genauen Farben ich noch zur Verfügung habe.
Auch Regia muss man nicht zwingend in Socken verstricken. Mein Thistle, aber auch mein erstes Dimasq sind jeweils aus Regia gestrickt. Mir gefällt dass die Tücher daher ziemlich belastbar sind. So ein Tuch muss bei mir auch mal unter dem Handtaschenhenkel gerieben werden, oder es fängt beim Spaziergang an zu regnen, vielleicht fällt sogar mal eine Ecke auf den Boden wenn ich mich runterbeuge. Bei vielen handgefärbten Garnen müsste ich Sorge haben, dass die Muster bei einer Wäsche „ausbluten“, aber hier ist alles garantiert farbecht, da bleiben die weißen Disteln weiß 🙂
Beim nächsten Mal zeige ich euch dann einige Vorschläge für Sockenmuster.