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Das endlose Grau(en)

In englischsprachigen Blogs wird häufig zwischen Project-Knitter und Process-Knitter unterschieden, also ob du eher strickst weil du das Resultat haben willst, oder weil du den Vorgang des Strickens genießt.

Project vs Process

Bei mir ist das unterschiedlich, aber meistens suche ich mir ein Projekt bei dem ich weiss dass ich das Endergebnis gebrauchen kann, bei dem mir aber auch der Herstellungsprozess Spaß macht. Dimasq zum Beispiel ist einerseits schlicht genug um quasi zu meiner gesamten Garderobe zu passen, ließ sich aber auch sehr angenehm stricken. Das Muster geht irgendwann auch nach zwei Glas Wein, aber es ist in jeder Runde anders.

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Nancy die Graue

Bei meiner Nancy für den Kofte-Along sieht das anders aus. Nancy wird sich in meinem Kleiderschrank genauso gut einfügen wie Dimasq, und ich kann jetzt schon sagen dass ich dieses butterweiche Alpakka absolut lieben werde. Aber der Weg in den Kleiderschrank…

Im Moment stricke ich das laaaaaaange Stück ungemusterten Körper. Ich sehe grau in grau mit Schattierungen von grau. Super vielseitig als fertige Klamotte, aber auch sehr monoton zu stricken. Runde um Runde rechte Maschen, ich bin inzwischen mit dem dritten Knäuel Hintergrundfarbe fast durch. Und immernoch fehlen mir 10cm bis zur Länge laut Anleitung. Dazu kommen noch mindestens 8cm die ich für meine 1,80m immer länger stricke als in Anleitungen angegeben. Damit im Hinterkopf bin ich gerade mal bei der Hälfte der Grauzone 😮

nancywoche2Aber ich halte durch. Denn zum Glück läuft im Moment die neue Staffel Homeland, und das ist eine Serie bei der man aufpassen muss. Perfekte Kombi für eine Jacke bei der man absolut gar nicht aufpassen muss. Falls du auch an deiner Nancy (oder einer anderen Kofte mit einfarbigem Teil) sitzt und normalerweise abwechslungsreichere Muster strickst, es gibt nicht nur Homeland. Absolut empfehlenswert, und mit kompliziertem Projekt nicht gut vereinbar, ist zum Beispiel auch The Big Short. Echt gut um die Hintergründe der Weltwirtschaftskrise zu verstehen, und das mit einer hochkarätigen Besetzung! Oder bei Knitflix skandinavische Filme und Serien auswählen und zählen wie viele Darsteller Kofte tragen. Das wäre übrigens bestimmt auch ein sehr zielführendes Trinkspiel!

Wie weit ist denn deine Kofte? Bist du schon Teil unserer Rudestrick-Gruppe bei Facebook? Und wie überstehst du langweiliges Grauen (auch in anderen Farben)?
Die verfügbaren Homeland Folgen werden nicht mehr für die nächsten 18cm reichen, ich brauche Alternativen!

 

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Nancy die Erste

Oder: Der erneute Beweis dass ich keine Anleitungen befolgen kann

nancyMaschenprobeDie Nancy Kofte ist angeschlagen! 

Angefangen habe ich ganz artig mit einer Maschenprobe. Dafür habe ich auch direkt die geplanten Farben alle angestrickt um einen wirklichen Eindruck vom Zusammenspiel zu bekommen. Wie gesagt, ich bewege mit mit dieser Farbkombi außerhalb meines üblichen Schemas, und da hilft ein visueller Probierhappen um keine Zweifel am Experiment aufkommen zu lassen. Und ich muss sagen, mir gefallen die Farben zusammen gut.

Zum Glück bin ich auch nicht meinem ersten Impuls gefolgt, die Probe nicht aufzuschneiden und als Pulswärmer zu tragen, denn dann hätte ich niemals so genau messen können, und vielleicht wäre mir entgangen, dass ich 10% von der Anleitungs-MaPro abweiche 😮 10%! Anstatt 27M brauche ich 30M auf 10cm, das heisst meine Jacke nach Anleitung wäre mir viel zu klein geworden!

Üblicherweise ist in dem Fall der Rat: Nimm ne größere Nadel. 

Aber das möchte ich nicht, denn das Gestrick ist für mich gerade noch erträglich locker. In meinem Mini-Kurs zum Fairisle Muster anpassen habe ich genau diese Möglichkeit erwähnt. Wenn Gestrick zu locker wird, ist es immer auch deutlich empfindlicher. Nur weil Garn + Nadel = richtige Maschenprobe, ist das Endergebnis vielleicht trotzdem nicht das richtige für dich. Für mich muss eine Strickjacke vergleichsweise stramm gestrickt sein. Allein schon um den Umarmungen der überschwänglichen Hundedame standzuhalten.

nancy1

Mein Vorsatz der Anleitung auf Wort zu folgen war damit also passé.

Spätestens beim nächsten Arbeitsschritt hätte ich aber sowieso Abschied davon genommen, denn beim Anschlag fiel mir auf: die Nancy soll eine angestrickte, querverlaufende Knopfleiste bekommen. Äääääh, NEIN! Nicht nur, dass ich meine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen würde, denn im Kofte Kurs preise ich ja meine deutlich aufwändigere Variante an. Nein, meine Argumentation vom Merino der Babykofte ist auch direkt auf Alpaca, und damit auf’s Mini Alpakka der Nancy übertragbar. Eine quer-angestrickte Knopfleiste spart viel Arbeit, ist aber auch nicht so langlebig wie ich sie brauche. Die Schwerkraft würde an den angenähten Knöpfen ziehen, und ich hätte auf Dauer eine ausgeleierte Knopfleiste. Und selbst wenn ich kleine Detailfehler ertragen kann, die Knopfleiste ist sowas von „in your face“, die muss picobello bleiben!

nancy2Fazit:

Der Weg ist das Ziel. Mit Maschenprobe, und Umrechnen, und aufwändigerer Knopfleiste investiere ich wahrscheinlich einen ganzen Batzen mehr Zeit und Arbeit in das Projekt Nancy als wenn ich stumpf die Anleitung runterstricken würde. Aber diese Arbeit ist es hoffentlich wert, denn ich hoffe auf eine ebenso lange Lebensdauer der Nancy wie bei der inzwischen über 35 Jahre alten Kofte meiner Mutter.

Ich habe also inzwischen das Muster auf meine Maschenprobe angepasst, und das Bündchen für meine Variante der hochgestrickten Knopfleiste erweitert. Und das alles bevor ich überhaupt mit der eigentlichen Kofte anfange…

Wetten auf meine weitere Standfestigkeit im Vorsatz „ich stricke nach Anleitung“ nehme ich besser nicht mehr an 😉

Dieser Beitrag wird verlinkt bei Marisa’s „Auf den Nadeln Februar„, mehr Koften findest du in unserer Facebook-Gruppe zum Rudelstricken und bei Instagram unter #KofteimRudel