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Ritter im Kopfstand

Riddari Top Down gestrickt Isländer Pullover mit Rundpasse stricken Anleitung bei Ravelry

Riddari Top Down gestrickt Isländer Pullover mit Rundpasse stricken Anleitung bei RavelryRiddari top-down gestrickt

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Riddari – der Ritter. Der Ritter, der mir seit Jahren nicht aus dem Kopf geht.

Um genau zu sein, war es Liebe auf den ersten Blick. Damals.

Titelbild Islandsk Strikk Buch

Vor Jahren habe ich dieses Buch gekauft – Islandsk Strikk (Isländisches Gestrick), und meinen ersten Blick auf den wolligen Mann in Rüstung geworfen. Oder, naja, auf den Mann im Wollpulli mit dem ritterlichen Namen. Und während der Mann mir keinen zweiten Blick wert war, der Riddari hat mich in seinen Bann gezogen.

Aber wie das so ist: So viele Strickpläne. So wenig Zeit.

Riddari nicht kratzig Isländer Wolle Alpaka weich strickenImmer kam etwas zwischen mich und meinen kuscheligen Kavalier.

Als Anfang des Jahres Natalie bei Instagram nach einem schönen Isländermuster fragte, habe ich ihr natürlich den Ravelrylink zum Riddari geschickt, und irgendwie wurde daraus ein kleiner ritterlicher Wettstreit: wer macht den Riddari als erstes klar?!

Natalie wollte mit dem Originalgarn Lettlopi* arbeiten. Das war mir eindeutig zu “robust” (a.k.a. kratzig. Selbst mir. Will was heißen!). Passt vielleicht zu einem ritterlichen Kerl, aber ich dachte ja eher an einen Kuschelpullover.
Meine Garnwahl war daher zuerst auf Bergamo gefallen. Das ist nicht nur super super leicht, sondern weich und kuschelig und quasi genau das Gegenteil einer Ritterrüstung. Und ich war auch recht sicher bei der Farbwahl: die Hauptfarbe muss hell sein, grau oder beige, damit die Hundehaare in meinem Leben nicht noch mehr Garderobe untragbar machen. Und klar… Team blau ist keine Option, sondern eine Lebenseinstellung. Nur für die vierte Farbe wollte mir nichts so recht gefallen.

Und dann stand ich vor dem Regal mit Alpakka Ull. Und 2355 oker passte einfach optimal zu meinen Farben. Da beide Garne eine sehr ähnliche Zusammensetzung, Lauflänge und Maschenprobe haben, hätte ich sogar theoretische bei Bergamo bleiben können; aber die unterschiedliche Spinntechnik hätte einen sichtbaren Unterschied in der Oberfläche des Gestricks ergeben. Also alle Farben in Alpakka Ull rausgesucht, Maschenprobe gestrickt – und für gut befunden.

5mm Nadeln geben mir die richtige Maschenprobe (nach dem Dämpfen), und das Gestrick gefällt mir gut. Außerdem ist so eine mehrfarbige Maschenprobe auch immer eine Probe aufs Exempel für die Farbkombi. Die Kontrastfarben hätte man ja auch in anderer Reihenfolge kombinieren können.
(Wenn übrigens der Faktor “weißer Hund” nicht wäre, Bergamo in anthrazit mit Kontrasten in hellrosa und hellgrau wäre weiterhin ganz oben auf der Liste. Team blau müsste auch mal Pause machen ;-))

Riddari Rundpasse von oben Strickmuster

Ach und jetzt dachtest du, ich hätte mich beim Garn ausgetobt und ansonsten brav eine Anleitung von vorn nach hinten durchgearbeitet?

Think again!

Im Original wird Riddari von unten nach oben gestrickt. Der Saum macht den Anfang, dann folgen unendliche Weiten in einfarbig glatt rechts, da gleiche noch zweimal in schmaler als Arme, und zu guter Letzt kommt der spaßige Teil: Die Rundpasse in bunt.

Problem: Ich kenne mich. Ungefähr 5cm vor meiner eigentlich nötigen Körperlänge verlässt mich bei dieser Konstruktion JEDES Mal die Geduld, und ich bilde mir ein:

“och, das kann man ja in die Länge blocken”

Und jedes Mal ist der Pulli nachher zu kurz.

 

Wenn man von oben strickt, ist das lange, glatt rechte, einfarbige Elend nicht minder lang, glatt rechts oder einfarbig. Aber ich kann zwischendurch anprobieren und der Spiegel zwingt mich zur Einsicht, dass ich doch noch nicht fertig bin.

Riddari Pullover Isländer

Außerdem kann man viel besser an der Passform experimentieren. Der gemusterte Teil ist relativ fix, die Maschenanzahl muss durch den Musterrapport teilbar sein, viel Spielraum bleibt (besonders bei so dickem Garn) nicht.

Riddari flatlay

Fällt dir was auf?

  • Da stecken überall Nadeln drin! Auf diesem Bild 4 Stück gleichzeitig!
  • Mein Riddari hat keine reine Rundpasse. Da sind doch Raglan “Nähte”!

Stimmt.

Angefangen habe ich mit einem provisorischen Anschlag, mit der Maschenanzahl, die im Originalmuster abgekettet wird.
Ich war mir nicht sicher, welche Art Halsbündchen ich am Ende haben wollte.
Das im Muster vorgeschlagene Rollbündchen sicher nicht, denn mit meinem Alpakaanteil wäre das demnächst ein U-Boot Ausschnitt, denn Alpaka wächst/leiert.

Direkt nach dem Anschlag habe ich mit verkürzten Reihen denn Rücken verlängert, bevor ich mit der gemusterten Passe begonnen habe. Dabei habe ich eine Zunahme (im Originalmuster Abnahme) direkt unterhalb des Bündchens übersehen, und die Passe eine Größe kleiner gestrickt, als ich eigentlich wollte. (Ich hatte Größe M aufgrund des richtigen Brustumfangs gewählt).

Das ist mir erst aufgefallen, als ich die Passe fertig hatte, und “irgendwie” weniger Maschen auf den Nadeln hatte, als das Muster an dieser Stelle vorsieht.
(Übrigens: Dadurch, dass ich das Zählmuster umgedreht habe, musste ich immer eine Runde unterhalb der eingezeichneten Abnahme eine Zunahme stricken.)
Als ich jedenfalls meinen Fehler bemerkt habe, war ich drauf und dran alles wieder zu ribbeln, denn für Größe S und Bewegungsfreiraum hab ich eindeutig zu viel Holz vor die Hütt’n.

Zum Glück habe ich aber alles auf eine längere Nadel gezogen und anprobiert, und bemerkt: Gar nicht so verkehrt!

Denn klar… Riddari ist ein Unisex Pulli. Aber besagtes Holz vor die Hütt’n macht natürlich, dass ich verhältnismäßig schmalere Schultern als Brustumfang habe, wenn man mich mit einem Mann vergleicht. Hätte ich Größe M schon an den Schultern beherzigt, ich sähe aus, als hätte ich Hängeschultern! Und das bei meinem Ex-Schwimmer-Kreuz!

Riddari halb fertig WIP strickenAlso habe ich zwischen Muster und Ärmelabtrennung einfach noch Raglanzunahmen eingebaut, um die benötigte Weite dann doch noch zu bekommen. Würde ich der werten Leserschaft mit Oberweite dieser oder jener Sorte genau so weiterempfehlen! Die Abstände der Raglanzunahmen habe ich übrigens so gewählt, dass ich am Ende für den Rückenteil die Maschenanzahl von Größe S habe, dann die Ärmel, und alle “Zusatzmaschen” für Größe M dort gelandet sind, wo ich sie brauche: Vorne.

 

Nach der Ärmelabtrennung habe ich immer wieder abwechselnd am linken und rechten Ärmel, und am Körper gearbeitet. Immer ein Knäuel drangestrickt, Passform probiert, und weiter. Insgesamt habe ich übrigens 12 Knäuel verstrickt: 8 x Sand, 2 x Marine, und jeweils 1 x Oker & Mørk Blå.

Das sind die kompletten Reste. Ich liebe es, wenn keine Unmengen Garn übrig bleiben (I’m looking at you, Sage… du und deine dreiunddrölfzig kaum angefangenen Restknäuel *grrrr*).

Jedenfalls hatte ich nach nicht einmal 10 Tagen einen eigentlich fertigen Pullover.

Nur konnte ich kein Ende finden. Beziehungsweise keinen passenden Abschluss.

Vom Rollrand – wie im Muster – war ich von Anfang an nicht begeistert. Aber auch kein Rippenbündchen wollte gut aussehen. Nach den kleinen Musterbändern an Saum und Ärmeln sah einfach nichts aus. Bündchen in Marine wirkten gegen den beigen Pulli wie eine harte Demarkationslinie. Bei beigen Bündchen wirkten die Musterbänder wir Armbänder bzw. ein Gürtel, jeweils eine zu harte Kante. An dieser Stelle sah ich ein, warum quasi alle Projekte bei Ravelry mit VIEL weniger Kontrast gestrickt waren als meins.

Aber: Das stört keinen großen Geist, und Versuch macht kluch. Nachdem ich alle Optionen einmal durchgespielt hatte, entschied ich mich einfach für eine komplett andere Lösung:

Keine Bündchen, sondern eine Art Faltsaum.

Direkt nach den Musterteilen habe ich in oker eine krause “Falz” gestrickt, danach ein Stück glatt rechts, und diesen Teil an der Rückseite des Musterbands angenäht.

Im Interesse des optimalen Garnverbrauchs ist die Innenseite der Ärmel und am Hals marineblau geworden, der Körper ist innen beige.

Da aber Alpaka – wie schon erwähnt – mit der Zeit wächst, und ich kein Fan von schlackerigen Pullis bin, habe ich in den glatt rechten Teil am Körper mit Umschlägen zwei Löcher eingearbeitet, zack: Tunnelzug!

Noch rasch mit dem Restknäuel oker und meiner iCord Mühle* eine Kordel gekurbelt, und die Bundweite vom Riddari lässt sich regulieren.

Angezogen sieht es dann so aus.

 

Die “Falz” an den Ärmeln finde ich im Nachhinein eine super süße Lösung. Sieht doch wie von langer Hand geplant aus, oder?

Auch am Hals habe ich die kraus rechte Falz in oker abgesetzt, ich finde das macht ein stimmiges Gesamtbild – und mit all meinen eher spontanen Veränderungen ist mir eine – für mich – super Passform gelungen.

Ein kleines, verstecktes Detail übrigens, ist die orange Linie an der Innenseite des Halsbündchens. Die habe ich mithilfe der Duplicate Stitch Methode an der Rückseite aufgestickt, damit man beim Anziehen auf den ersten Blick erkennt wo vorne und hinten ist. Das sind zwei Minuten Aufwand, und es reicht ein winziger Fadenrest, aber glaub mir: Du ersparst dir zahllose Male den Pullover wieder ausziehen zu müssen…

Mit allen Experimenten und aufgetrennten Bündchen habe ich übrigens 14 Tage für meinen schönen Ritter gebraucht.

Abgehauen ist er dann innerhalb von wenigen Stunden. Typisch Kerl…bzw. typisch Mama!

Mein stolzes Tragefoto wurde nämlich beantwortet mit: Ach, du bist mit dem Pulli zu meinem Geburtstag fertig? Der ist ja wirklich ausgesprochen schön geworden! Genau meine Farben!

Ääääääääh, ja Mama! Natürlich ist das der Pullover, den ich zum runden Geburtstag angekündigt hatte.

So, ich widme mich dann mal dem ursprünglich geplanten Geburtstagspulli… Dann bekomme ich jetzt wohl einen Fossveien, und mache mir nächsten Winter einen neuen Riddari… jetzt wo ich weiß, wie schnell man sich diesen Traummann backen stricken kann 😉

Sehnst du dich auch nach deinem ganz eigenen isländischen Ritter? Die Anleitung gibt es auf deutsch über Ravelry, und auf englisch sogar gratis über den Kammebornia Blog.

 

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Stricksprechstunde 1

Halsausschnitt in Fairisle


Als erstes Thema in meiner neuen Hilfe-Rubrik “Stricksprechstunde” zeige ich dir, nach welcher Methode ich die Kopföffnung bei meinen Kofte Projekten oder zB auch bei meiner Sage Tunika stricke.

Bestimmt benutzen ganz viele Leute diese Technik, aber bisher habe ich das noch nirgends so gesehen. Mir erschien es in der Theorie einfacher, und daher habe ich es bei Sage damals einfach ausprobiert, und siehe da: Klappt!

Im Moment stricke ich mal wieder eine Kofte, genauer gesagt einen Genser, aber das ist gehupft wie gesprungen (Koften sind nach einer Auslegung streng genommen nur Strickjacken, bei mir wird es aber diesmal ein Pullover). Das Muster dafür stammt von SandnesGarn und heisst Flippergenser – das Strick Kit mit Originalgarn findest du hier.

Quelle: Sandnesgarn

Ich stricke selbst nicht mit MiniAlpakka, sondern mit den fast gleichen Farben in Sisu, damit der Pulli problemlos in die Waschmaschine kann. So sehr ich Alpakka eigentlich bevorzuge, einen weißgründigen Pullover für das Breifütteralter (ich stricke Größe 1-2 Jahre) und dann nur Handwäsche? Das geht fast nur für Eltern mit Personal 😉

Auf dem Knäuel wird Sisu sogar extra für “barneplagg” = Kinderkleidung empfohlen. Aber ich schweife ab, über die richtige Garnwahl sprechen wir hier mit Sicherheit noch ein ander Mal. Falls du auch mal bei einem Strickkit ein anderes Garn verwenden möchtest, schreib mir einfach!

Warnung: Flipper ist kein Anfängerprojekt. 

Es wird teilweise mit drei Farben, teilweise mit zwei Farben, und teilweise mit nur einer Farbe gestrickt. Wer hier noch mit der Fadenspannung unsicher ist, der hat am Ende ausgeprägte Maschenzellulitis.

Gerade wegen dieser dreifarbigen Runden hätte ich auf Tode komm raus nicht die Methode der Anleitung befolgt. Dort steht nämlich: Kette die mittleren Maschen für den Ausschnitt ab, und stricke von hier an in Reihen.

Whaaaaat?

Schon zweifarbig stricke ich nur im absoluten Notfall in Reihen, dreifarbig bringen mich da keine zehn Pferde zu! Linke Maschen mit Flottierfäden und im Kopf umgedrehten Muster, das ist eine richtige Plackerei und kaum gleichmäßig hinzukriegen. Und das dann dreifarbig! Wir reden hier immerhin bei der kleinsten Größe schon von 5cm Länge.

Aber zum Glück habe ich eben seit Sage die Lösung für mich gefunden:

Schritt 1 To Cast off or not to Cast off


Die abzukettenden Maschen für den Ausschnitt kette ich nicht ab. Denn zum Schluß soll ich genau diese Maschen wieder für den Kragen aufnehmen. Man kann die Maschen genauso gut stilllegen, auf einer Zopfnadel, einem Maschenhalter, oder wie ich auf einer der Nadeln vom Crasy Trio. Zugegebenermaßen ist es für ein paar Runden total lästig über diese extra Nadel hinweg zu stricken, aber dafür wird der Kragen nachher sooooo toll gleichmäßig, und die scheuernde Kante vom Aufnehmen entfällt – gerade bei Babykleidung finde ich das ein gutes Argument!

Schritt 2 Eek a Steek

Um Flipper zu stricken muss ich ohnehin für die Armlöcher schon sicher steeken können. Also spricht nichts dagegen, mithilfe von zusätzlichen Steekmaschen das Loch am Ausschnitt zu überbrücken, und so in Runden weiterstricken zu können. Die weiteren Abnahmen können ganz problemlos seitlich der Steekmaschen ins Muster eingearbeitet werden. Die Arbeit sieht zwischendurch vielleicht befremdlich aus, da sie oben zusammenlaufen wird. Aber das kann einen Seemann nicht erschüttern, und es ist ja nur vorübergehend. (Bei Sage war das übrigens noch deutlich ausgeprägter – schau mal hier).

Schritt 3 Kitchener Impossible


Um die Kopföffnung sicher zu erkennen schließe ich die Schulternähte mit dem Kitchener Stitch. Da ich einen mittelschweren Fimmel mit Symmetrie habe, ist mein Ausschnitt zwei Runden länger geworden, als die geforderten 5cm… es passte einfach so schön mit der Spiegelkante des Musters ;-). Die mittleren Maschen lege ich wieder mit einer Nadel des Crasy Trios still.

Schritt 4 Cutting Edge

Am Ende steeke ich die Maschen im Ausschnitt, die Arbeit entfaltet sich quasi zu einer Pulloverform.  Steek (und noch vieles mehr) erkläre ich dir hier.

Schritt 5 What a Pick-up Line!

Seitlich der stillgelegten Maschen kann ich aus jeder Reihe eine Masche für den Kragen aufnehmen. Für einen Kinderpullover kann der Kragen kaum dehnbar genug sein, und es stellt sicher, dass du auf beiden Seiten gleich viele Maschen hast, das 1 x 1 Bündchenmuster in diesem Fall also genau aufgeht.

Schritt 6 Roll over Pullover!

Ein winzig kleiner Nachteil entsteht bei meiner Methode, denn wo ein Steek, da bleiben die Steekmaschen. Gerade am Hals würden die natürlich reiben, der Steek könnte sich mit der Zeit lösen, es sieht nicht schön aus, allerlei Gründe warum man das nicht will. Aber natürlich hat die kleine Pedantin in mir dafür eine Lösung parat: eine Blende. Dafür stricke ich die gewünschte Höhe des Kragens nach oben (ich werde nicht den Rollkragen aus dem Muster nehmen… Brei-Alter und so), und stricke dann noch einmal die gleiche Anzahl Runden glatt rechts. Dann falte ich alles nach innen, und nähe den Kragen an der Innenseite fest. Die Steekmaschen verschwinden quasi automatisch. Und glatt rechtes Gestrick juckt am Hals weniger als die Struktur von Bündchen.
Zu meiner Methode diese Art Abschluss zu stricken (tue ich bevorzugt, siehe zB Pairfect Pants), werde ich wann anders mehr erzählen, dann auch mit Bild.

Es gäbe übrigens einen Grund, warum man gegebenenfalls die Originalmethode aus der Anleitung bevorzugen würde: Bei meiner kleinen Größe wird die Runde verdammt klein, und ich bin kein Freund von MagicLoop bei Fairisle, hätte also früher zu einem Nadelspiel greifen müssen. Und das wäre ganz ganz ganz vielleicht noch unerstrebenswerter gewesen als das hin- und her stricken. Aber zum Glück besitze ich seit einem Jahr das optimale Werkzeug für Babysachen:

Mein Short Tip Sharp Steel Set von HiyaHiya.

Statt normalen 5inch Nadelspitzen nehme ich kürzere 4inch Spitzen. Damit ist es tatsächlich möglich ein super kurzes Seil (auch im Set) zu benutzen, und ich kann sogar ohne Zurren in Neugeborenengröße auf einer Rundnadel stricken, love it! Selbst den Kragen kann ich mit dieser Nadel stricken, und die extra spitzen Spitzen machen das Aufnehmen der seitlichen Maschen zum Kinderspiel.

Die Informationen aus diesem Beitrag kannst du dir übrigens in meinen Insta Story Highlights auch in Bewegtbild ansehen – dann allerdings auf Englisch. Falls du noch Fragen zu dieser Technik hast, dann schreib mir gerne einen Kommentar, falls du eine Frage zu einer anderen Methode hast, dann schick mir eine eMail – siehe hier – und ich zeige vielleicht demnächst hier die Lösung.

 

 

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Das endlose Grau(en)

In englischsprachigen Blogs wird häufig zwischen Project-Knitter und Process-Knitter unterschieden, also ob du eher strickst weil du das Resultat haben willst, oder weil du den Vorgang des Strickens genießt.

Project vs Process

Bei mir ist das unterschiedlich, aber meistens suche ich mir ein Projekt bei dem ich weiss dass ich das Endergebnis gebrauchen kann, bei dem mir aber auch der Herstellungsprozess Spaß macht. Dimasq zum Beispiel ist einerseits schlicht genug um quasi zu meiner gesamten Garderobe zu passen, ließ sich aber auch sehr angenehm stricken. Das Muster geht irgendwann auch nach zwei Glas Wein, aber es ist in jeder Runde anders.

Nancywoche2II

Nancy die Graue

Bei meiner Nancy für den Kofte-Along sieht das anders aus. Nancy wird sich in meinem Kleiderschrank genauso gut einfügen wie Dimasq, und ich kann jetzt schon sagen dass ich dieses butterweiche Alpakka absolut lieben werde. Aber der Weg in den Kleiderschrank…

Im Moment stricke ich das laaaaaaange Stück ungemusterten Körper. Ich sehe grau in grau mit Schattierungen von grau. Super vielseitig als fertige Klamotte, aber auch sehr monoton zu stricken. Runde um Runde rechte Maschen, ich bin inzwischen mit dem dritten Knäuel Hintergrundfarbe fast durch. Und immernoch fehlen mir 10cm bis zur Länge laut Anleitung. Dazu kommen noch mindestens 8cm die ich für meine 1,80m immer länger stricke als in Anleitungen angegeben. Damit im Hinterkopf bin ich gerade mal bei der Hälfte der Grauzone 😮

nancywoche2Aber ich halte durch. Denn zum Glück läuft im Moment die neue Staffel Homeland, und das ist eine Serie bei der man aufpassen muss. Perfekte Kombi für eine Jacke bei der man absolut gar nicht aufpassen muss. Falls du auch an deiner Nancy (oder einer anderen Kofte mit einfarbigem Teil) sitzt und normalerweise abwechslungsreichere Muster strickst, es gibt nicht nur Homeland. Absolut empfehlenswert, und mit kompliziertem Projekt nicht gut vereinbar, ist zum Beispiel auch The Big Short. Echt gut um die Hintergründe der Weltwirtschaftskrise zu verstehen, und das mit einer hochkarätigen Besetzung! Oder bei Knitflix skandinavische Filme und Serien auswählen und zählen wie viele Darsteller Kofte tragen. Das wäre übrigens bestimmt auch ein sehr zielführendes Trinkspiel!

Wie weit ist denn deine Kofte? Bist du schon Teil unserer Rudestrick-Gruppe bei Facebook? Und wie überstehst du langweiliges Grauen (auch in anderen Farben)?
Die verfügbaren Homeland Folgen werden nicht mehr für die nächsten 18cm reichen, ich brauche Alternativen!

 

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Nancy die Erste

Oder: Der erneute Beweis dass ich keine Anleitungen befolgen kann

nancyMaschenprobeDie Nancy Kofte ist angeschlagen! 

Angefangen habe ich ganz artig mit einer Maschenprobe. Dafür habe ich auch direkt die geplanten Farben alle angestrickt um einen wirklichen Eindruck vom Zusammenspiel zu bekommen. Wie gesagt, ich bewege mit mit dieser Farbkombi außerhalb meines üblichen Schemas, und da hilft ein visueller Probierhappen um keine Zweifel am Experiment aufkommen zu lassen. Und ich muss sagen, mir gefallen die Farben zusammen gut.

Zum Glück bin ich auch nicht meinem ersten Impuls gefolgt, die Probe nicht aufzuschneiden und als Pulswärmer zu tragen, denn dann hätte ich niemals so genau messen können, und vielleicht wäre mir entgangen, dass ich 10% von der Anleitungs-MaPro abweiche 😮 10%! Anstatt 27M brauche ich 30M auf 10cm, das heisst meine Jacke nach Anleitung wäre mir viel zu klein geworden!

Üblicherweise ist in dem Fall der Rat: Nimm ne größere Nadel. 

Aber das möchte ich nicht, denn das Gestrick ist für mich gerade noch erträglich locker. In meinem Mini-Kurs zum Fairisle Muster anpassen habe ich genau diese Möglichkeit erwähnt. Wenn Gestrick zu locker wird, ist es immer auch deutlich empfindlicher. Nur weil Garn + Nadel = richtige Maschenprobe, ist das Endergebnis vielleicht trotzdem nicht das richtige für dich. Für mich muss eine Strickjacke vergleichsweise stramm gestrickt sein. Allein schon um den Umarmungen der überschwänglichen Hundedame standzuhalten.

nancy1

Mein Vorsatz der Anleitung auf Wort zu folgen war damit also passé.

Spätestens beim nächsten Arbeitsschritt hätte ich aber sowieso Abschied davon genommen, denn beim Anschlag fiel mir auf: die Nancy soll eine angestrickte, querverlaufende Knopfleiste bekommen. Äääääh, NEIN! Nicht nur, dass ich meine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen würde, denn im Kofte Kurs preise ich ja meine deutlich aufwändigere Variante an. Nein, meine Argumentation vom Merino der Babykofte ist auch direkt auf Alpaca, und damit auf’s Mini Alpakka der Nancy übertragbar. Eine quer-angestrickte Knopfleiste spart viel Arbeit, ist aber auch nicht so langlebig wie ich sie brauche. Die Schwerkraft würde an den angenähten Knöpfen ziehen, und ich hätte auf Dauer eine ausgeleierte Knopfleiste. Und selbst wenn ich kleine Detailfehler ertragen kann, die Knopfleiste ist sowas von “in your face”, die muss picobello bleiben!

nancy2Fazit:

Der Weg ist das Ziel. Mit Maschenprobe, und Umrechnen, und aufwändigerer Knopfleiste investiere ich wahrscheinlich einen ganzen Batzen mehr Zeit und Arbeit in das Projekt Nancy als wenn ich stumpf die Anleitung runterstricken würde. Aber diese Arbeit ist es hoffentlich wert, denn ich hoffe auf eine ebenso lange Lebensdauer der Nancy wie bei der inzwischen über 35 Jahre alten Kofte meiner Mutter.

Ich habe also inzwischen das Muster auf meine Maschenprobe angepasst, und das Bündchen für meine Variante der hochgestrickten Knopfleiste erweitert. Und das alles bevor ich überhaupt mit der eigentlichen Kofte anfange…

Wetten auf meine weitere Standfestigkeit im Vorsatz “ich stricke nach Anleitung” nehme ich besser nicht mehr an 😉

Dieser Beitrag wird verlinkt bei Marisa’s “Auf den Nadeln Februar“, mehr Koften findest du in unserer Facebook-Gruppe zum Rudelstricken und bei Instagram unter #KofteimRudel