Der Dimasq KAL hat angefangen!
Bei mir hat es bisher nur zur Maschenprobe gereicht, da ich eine kleine Abwandlung stricke: Mein Dimasq wird diesmal ein Stranded Schal, kein Tuch. Bedingt durchs Musterschreiben habe ich ja schon je ein Doubleface und ein Stranded Tuch, und Schals sind ja doch vielseitiger einsetzbar als Tücher…
Schal vs Tuch
Auch der Stranded Schal wird – wie das Tuch – rundgestrickt. Wieso? Weil es viel viel viel viel einfacher ist, immer nur die Vorderseite zu stricken, als das Muster auch rückwärts in linken Maschen mit Flotten im Weg zu stricken.
Da ich aber keinen Loopschal haben möchte, werde ich den Schal an einer Seite durchschneiden müssen.
Und damit sind wir beim Thema des Tages: Eek a Steek! (Igitt ein Steek)
Heute hat zufällig Marisa gefragt, wie andere Strickerinnen das mit dem “Steek” machen. Wenn du jetzt kritisch die Augenbraue hebst, und dich fragst ob wir sonst noch Probleme haben, dass wir im September über gegrilltes Fleisch reden wollen: Nicht Steak, Steek 🙂
Keine Sorge, das Konzept vom Steek scheint sich in Deutschland wirklich noch nicht besonders weit rumgesprochen zu haben – dabei ist es eine Technik, mit der man sich das Leben so viel einfacher machen kann! Zumindest wenn man gerne farbige Muster strickt. Auf Englisch gibt es eine tolle Zusammenfassung von Eunny Jang.
Carina vom Häkelmonster hat letztens spekuliert, ob Norwegerinnen vielleicht schon mit Stricknadeln in der Hand geboren werden. Das scheint nicht der Fall zu sein, mir Halbwegerin waren laut meiner Mutter jedenfalls keine beigelegt. Aber: Steeking scheint uns einfach im Blut zu liegen. In norwegischen Strickanleitungen wird das einfach als naturgegebenes Können vorausgesetzt.
Schnipp Schnapp und weiter im Text
Ganz so naturgegeben war mein erster Steek nicht! (Halbblut reicht wohl nicht) Aber inzwischen habe ich den Dreh raus, und das geb ich euch natürlich gern weiter:
Wie schon gesagt, Steeks stehen im Zusammenhang mit Norwegen, Norwegerpullis, Fair Isle Stricktechnik etc.
Und zwar werden diese Muster ja mit mehreren Fäden gleichzeitig gestrickt, die in “Flotten” hinter der Arbeit hergeführt werden. Alle paar Maschen werden die Fäden miteinander verwebt, damit die Flotten nicht zu lang werden. Aber egal wie häufig man das macht, die Rückseite sieht immer ein bisschen unübersichtlich aus.
Man kann solche Muster auch hin- und her stricken. Entweder indem man die Musterreihen mit einfarbigen Reihen unterbricht (also die Rückreihe nur einfarbig macht), oder indem man das Muster in den Rückreihen rückwärts in linken Maschen strickt. Das ist machbar, empfehle ich aber eher für Menschen mit leicht masochistischen Tendenzen oder zu viel Zeit und Nerven.
Da ich über keins dieser Charaktermerkmale verfüge, stricke ich rechts und rund, wie bei einer Mütze oder einem Loop.
Und wie wird das Runde zum Eckigen?
Wenn wir uns zum Beispiel traditionelle Norwegerpullis anschauen, so werden die überlicherweise von unten nach oben rund gestrickt, und an den Schultern geschlossen. Da der Mensch aber in einem über den Kopf gestülpten, gestrickten Sack recht handlungsunfähig ist muss ein Pulli irgendwie Armlöcher bekommen.
Also schneidet man an den Seiten jeweils ein Loch und strickt / näht den Ärmel in dieses Loch.
Nein, wir haben keine Zauberkräfte, auch unser Gestrick würde aufribbeln, wenn wir da einfach so reinschneiden. (*es gibt da eine Ausnahme, aber das führt zu weit) Also wird alles unternommen um die Schnittkante abzusichern: Erstens strickt man ein paar Maschen mit alleinigen Absicht diese zu zerschneiden. Damit man die gut erkennt, und damit hier keine langen Flotten stören, strickt man die am besten im Schachbrettmuster:
Wenn das Gestrick soweit ist, hat man zwei Optionen für die Steeknaht
Maschine
Nähmaschine geht fix und kann nachher leichter versteckt werden. Ich persönlich habe das noch nie gemacht, da ich keine Möglichkeit bei Dreieckstüchern sehe wie ich den Maschinenfuß in die Spitze bekomme. Laut meinen Recherchen geht es aber super einfach:
Zickzacknaht links und rechts der gewünschten Schnittkante, zwischen den beiden Nähten her schneiden, fertig ist angeblich die Kiste.
Häkeln
Diese Variante nutze ich beim Dimasq. Dafür muss man allerdings feste Maschen an etwas dranhäkeln können. Toll erklärt ist das im Tutorial von Kate Davies, einer unglaublich kreativen Strickdesignerin aus Schottland.
Aber da es ihr Tutorial nur auf Englisch gibt, gibt es hier meine Variante auf Deutsch:
Sollte die Kante nachher sichtbar sein – wie bei Marisa’s Loppa Jacke, oder wie beim Dimasq – dann kann man auch schon beim Stricken Vorkehrungen treffen um nachher eine schöne Kante nachzurüsten. Das steht dann in der jeweiligen Anleitung drin.
Und das hat doch gar nicht weh getan! Wenn du jetzt auch Lust bekommen hast – unser KAL läuft noch bis Ende des Jahres…Dimasq kann ja noch unter ein paar Weihnachtsbäumen landen.
Ein lustiger Blogeintrag von dir, da musste ich tatsächlich ein paar mal Lachen (was mir irritierte Blicke von Mann und Katze einbrachte).
Ich bin dem Fair-Isle jetzt schon verfallen und möchte mir Socken, Pullover noch und nöcher stricken. Ich glaube es gibt keinen Stricker, der sich nicht mehr Zeit wünscht … oder Arme und seperate Gehirne oder sowas …
Fair Isle ist was feines, gell? Inzwischen fehlt irgendwie schon fast etwas wenn ich nur einen Faden hantieren muss 😉
Hey, die Variante mit dem Häkeln kannte ich noch nicht! Das erscheint mir wesentlich einfacher, als die Nähmaschine aus dem Keller zu holen (da ruht sie seit Jahrzehnten) und wieder rauszukriegen, wie man da überhaupt einen Faden einfädelt. Bei meinen (seltenen) bisherigen Fair Isle Versuchen habe ich nämlich bisher immer die “masochistische” Variante gewählt… Obwohl: Ich habe aus dem Vermächtnis meiner Oma so einen Metallring mit zwei Ösen dran, mit dem man ganz gut zwei Fäden über den Finger laufen lassen kann. Damit ist auch das Linksstricken kein allzu großes Ärgernis.
Hallo Ute,
ich habe das mit der Nähmaschine noch nie probiert, aber irgendwie hab ich da auch ne psychologische Blockade… Bei der Häkelkante sehe ich wenigstens genau dass jede einzelne Masche abgesichert ist, bei der Nähmaschine erahnt man das wahrscheinlich eher, oder? Dafür bin ich nicht wagemutig genug 😉
Ach Fia, “Halbwegerin”… Spätestens da musste ich einmal herzhaft lachen. 😉
Ich weiß schon, wer bei uns im Hause das Häkeln der “Rettungslinie” übernehmen wird… *hust*
Liebe Grüße
Sina
So ein Max ist echt was praktisches 😮
[…] an die riesige Aufgabe eines Norweger Pullis gemacht. Worauf ich mich nicht wirklich freue, ist das Aufscheiden der Armlöcher. Aber die Norweger machen das ja nun schon recht lange, warum sollte es mir am Ende nicht auch […]