Riddari top-down gestrickt
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Riddari – der Ritter. Der Ritter, der mir seit Jahren nicht aus dem Kopf geht.
Um genau zu sein, war es Liebe auf den ersten Blick. Damals.
Vor Jahren habe ich dieses Buch gekauft – Islandsk Strikk (Isländisches Gestrick), und meinen ersten Blick auf den wolligen Mann in Rüstung geworfen. Oder, naja, auf den Mann im Wollpulli mit dem ritterlichen Namen. Und während der Mann mir keinen zweiten Blick wert war, der Riddari hat mich in seinen Bann gezogen.
Aber wie das so ist: So viele Strickpläne. So wenig Zeit.
Immer kam etwas zwischen mich und meinen kuscheligen Kavalier.
Als Anfang des Jahres Natalie bei Instagram nach einem schönen Isländermuster fragte, habe ich ihr natürlich den Ravelrylink zum Riddari geschickt, und irgendwie wurde daraus ein kleiner ritterlicher Wettstreit: wer macht den Riddari als erstes klar?!
Natalie wollte mit dem Originalgarn Lettlopi* arbeiten. Das war mir eindeutig zu “robust” (a.k.a. kratzig. Selbst mir. Will was heißen!). Passt vielleicht zu einem ritterlichen Kerl, aber ich dachte ja eher an einen Kuschelpullover.
Meine Garnwahl war daher zuerst auf Bergamo gefallen. Das ist nicht nur super super leicht, sondern weich und kuschelig und quasi genau das Gegenteil einer Ritterrüstung. Und ich war auch recht sicher bei der Farbwahl: die Hauptfarbe muss hell sein, grau oder beige, damit die Hundehaare in meinem Leben nicht noch mehr Garderobe untragbar machen. Und klar… Team blau ist keine Option, sondern eine Lebenseinstellung. Nur für die vierte Farbe wollte mir nichts so recht gefallen.
Und dann stand ich vor dem Regal mit Alpakka Ull. Und 2355 oker passte einfach optimal zu meinen Farben. Da beide Garne eine sehr ähnliche Zusammensetzung, Lauflänge und Maschenprobe haben, hätte ich sogar theoretische bei Bergamo bleiben können; aber die unterschiedliche Spinntechnik hätte einen sichtbaren Unterschied in der Oberfläche des Gestricks ergeben. Also alle Farben in Alpakka Ull rausgesucht, Maschenprobe gestrickt – und für gut befunden.
5mm Nadeln geben mir die richtige Maschenprobe (nach dem Dämpfen), und das Gestrick gefällt mir gut. Außerdem ist so eine mehrfarbige Maschenprobe auch immer eine Probe aufs Exempel für die Farbkombi. Die Kontrastfarben hätte man ja auch in anderer Reihenfolge kombinieren können.
(Wenn übrigens der Faktor “weißer Hund” nicht wäre, Bergamo in anthrazit mit Kontrasten in hellrosa und hellgrau wäre weiterhin ganz oben auf der Liste. Team blau müsste auch mal Pause machen ;-))
Ach und jetzt dachtest du, ich hätte mich beim Garn ausgetobt und ansonsten brav eine Anleitung von vorn nach hinten durchgearbeitet?
Think again!
Im Original wird Riddari von unten nach oben gestrickt. Der Saum macht den Anfang, dann folgen unendliche Weiten in einfarbig glatt rechts, da gleiche noch zweimal in schmaler als Arme, und zu guter Letzt kommt der spaßige Teil: Die Rundpasse in bunt.
Problem: Ich kenne mich. Ungefähr 5cm vor meiner eigentlich nötigen Körperlänge verlässt mich bei dieser Konstruktion JEDES Mal die Geduld, und ich bilde mir ein:
“och, das kann man ja in die Länge blocken”
Und jedes Mal ist der Pulli nachher zu kurz.
Wenn man von oben strickt, ist das lange, glatt rechte, einfarbige Elend nicht minder lang, glatt rechts oder einfarbig. Aber ich kann zwischendurch anprobieren und der Spiegel zwingt mich zur Einsicht, dass ich doch noch nicht fertig bin.
Außerdem kann man viel besser an der Passform experimentieren. Der gemusterte Teil ist relativ fix, die Maschenanzahl muss durch den Musterrapport teilbar sein, viel Spielraum bleibt (besonders bei so dickem Garn) nicht.
Fällt dir was auf?
- Da stecken überall Nadeln drin! Auf diesem Bild 4 Stück gleichzeitig!
- Mein Riddari hat keine reine Rundpasse. Da sind doch Raglan “Nähte”!
Stimmt.
Angefangen habe ich mit einem provisorischen Anschlag, mit der Maschenanzahl, die im Originalmuster abgekettet wird.
Ich war mir nicht sicher, welche Art Halsbündchen ich am Ende haben wollte.
Das im Muster vorgeschlagene Rollbündchen sicher nicht, denn mit meinem Alpakaanteil wäre das demnächst ein U-Boot Ausschnitt, denn Alpaka wächst/leiert.
Direkt nach dem Anschlag habe ich mit verkürzten Reihen denn Rücken verlängert, bevor ich mit der gemusterten Passe begonnen habe. Dabei habe ich eine Zunahme (im Originalmuster Abnahme) direkt unterhalb des Bündchens übersehen, und die Passe eine Größe kleiner gestrickt, als ich eigentlich wollte. (Ich hatte Größe M aufgrund des richtigen Brustumfangs gewählt).
Das ist mir erst aufgefallen, als ich die Passe fertig hatte, und “irgendwie” weniger Maschen auf den Nadeln hatte, als das Muster an dieser Stelle vorsieht.
(Übrigens: Dadurch, dass ich das Zählmuster umgedreht habe, musste ich immer eine Runde unterhalb der eingezeichneten Abnahme eine Zunahme stricken.)
Als ich jedenfalls meinen Fehler bemerkt habe, war ich drauf und dran alles wieder zu ribbeln, denn für Größe S und Bewegungsfreiraum hab ich eindeutig zu viel Holz vor die Hütt’n.
Zum Glück habe ich aber alles auf eine längere Nadel gezogen und anprobiert, und bemerkt: Gar nicht so verkehrt!
Denn klar… Riddari ist ein Unisex Pulli. Aber besagtes Holz vor die Hütt’n macht natürlich, dass ich verhältnismäßig schmalere Schultern als Brustumfang habe, wenn man mich mit einem Mann vergleicht. Hätte ich Größe M schon an den Schultern beherzigt, ich sähe aus, als hätte ich Hängeschultern! Und das bei meinem Ex-Schwimmer-Kreuz!
Also habe ich zwischen Muster und Ärmelabtrennung einfach noch Raglanzunahmen eingebaut, um die benötigte Weite dann doch noch zu bekommen. Würde ich der werten Leserschaft mit Oberweite dieser oder jener Sorte genau so weiterempfehlen! Die Abstände der Raglanzunahmen habe ich übrigens so gewählt, dass ich am Ende für den Rückenteil die Maschenanzahl von Größe S habe, dann die Ärmel, und alle “Zusatzmaschen” für Größe M dort gelandet sind, wo ich sie brauche: Vorne.
Nach der Ärmelabtrennung habe ich immer wieder abwechselnd am linken und rechten Ärmel, und am Körper gearbeitet. Immer ein Knäuel drangestrickt, Passform probiert, und weiter. Insgesamt habe ich übrigens 12 Knäuel verstrickt: 8 x Sand, 2 x Marine, und jeweils 1 x Oker & Mørk Blå.
Das sind die kompletten Reste. Ich liebe es, wenn keine Unmengen Garn übrig bleiben (I’m looking at you, Sage… du und deine dreiunddrölfzig kaum angefangenen Restknäuel *grrrr*).
Jedenfalls hatte ich nach nicht einmal 10 Tagen einen eigentlich fertigen Pullover.
Nur konnte ich kein Ende finden. Beziehungsweise keinen passenden Abschluss.
Vom Rollrand – wie im Muster – war ich von Anfang an nicht begeistert. Aber auch kein Rippenbündchen wollte gut aussehen. Nach den kleinen Musterbändern an Saum und Ärmeln sah einfach nichts aus. Bündchen in Marine wirkten gegen den beigen Pulli wie eine harte Demarkationslinie. Bei beigen Bündchen wirkten die Musterbänder wir Armbänder bzw. ein Gürtel, jeweils eine zu harte Kante. An dieser Stelle sah ich ein, warum quasi alle Projekte bei Ravelry mit VIEL weniger Kontrast gestrickt waren als meins.
Aber: Das stört keinen großen Geist, und Versuch macht kluch. Nachdem ich alle Optionen einmal durchgespielt hatte, entschied ich mich einfach für eine komplett andere Lösung:
Keine Bündchen, sondern eine Art Faltsaum.
Direkt nach den Musterteilen habe ich in oker eine krause “Falz” gestrickt, danach ein Stück glatt rechts, und diesen Teil an der Rückseite des Musterbands angenäht.
Im Interesse des optimalen Garnverbrauchs ist die Innenseite der Ärmel und am Hals marineblau geworden, der Körper ist innen beige.
Da aber Alpaka – wie schon erwähnt – mit der Zeit wächst, und ich kein Fan von schlackerigen Pullis bin, habe ich in den glatt rechten Teil am Körper mit Umschlägen zwei Löcher eingearbeitet, zack: Tunnelzug!
Noch rasch mit dem Restknäuel oker und meiner iCord Mühle* eine Kordel gekurbelt, und die Bundweite vom Riddari lässt sich regulieren.
Angezogen sieht es dann so aus.
Die “Falz” an den Ärmeln finde ich im Nachhinein eine super süße Lösung. Sieht doch wie von langer Hand geplant aus, oder?
Auch am Hals habe ich die kraus rechte Falz in oker abgesetzt, ich finde das macht ein stimmiges Gesamtbild – und mit all meinen eher spontanen Veränderungen ist mir eine – für mich – super Passform gelungen.
Ein kleines, verstecktes Detail übrigens, ist die orange Linie an der Innenseite des Halsbündchens. Die habe ich mithilfe der Duplicate Stitch Methode an der Rückseite aufgestickt, damit man beim Anziehen auf den ersten Blick erkennt wo vorne und hinten ist. Das sind zwei Minuten Aufwand, und es reicht ein winziger Fadenrest, aber glaub mir: Du ersparst dir zahllose Male den Pullover wieder ausziehen zu müssen…
Mit allen Experimenten und aufgetrennten Bündchen habe ich übrigens 14 Tage für meinen schönen Ritter gebraucht.
Abgehauen ist er dann innerhalb von wenigen Stunden. Typisch Kerl…bzw. typisch Mama!
Mein stolzes Tragefoto wurde nämlich beantwortet mit: Ach, du bist mit dem Pulli zu meinem Geburtstag fertig? Der ist ja wirklich ausgesprochen schön geworden! Genau meine Farben!
Ääääääääh, ja Mama! Natürlich ist das der Pullover, den ich zum runden Geburtstag angekündigt hatte.
So, ich widme mich dann mal dem ursprünglich geplanten Geburtstagspulli… Dann bekomme ich jetzt wohl einen Fossveien, und mache mir nächsten Winter einen neuen Riddari… jetzt wo ich weiß, wie schnell man sich diesen Traummann backen stricken kann 😉
Sehnst du dich auch nach deinem ganz eigenen isländischen Ritter? Die Anleitung gibt es auf deutsch über Ravelry, und auf englisch sogar gratis über den Kammebornia Blog.
Der Wahnsinn! Ich bewundere da ja deine Geduld/Ausdauer/Perfektionismus. Davon hätte ich selbst gern mehr. Bei mir ist leider meistens die Einstellung: ach ich lass das jetzt einfach so. :-/ Ist wirklich fantastisch geworden der Riddari für deine Mama! 😉 Und den Trick mit der Kennzeichnung, wo hinten ist, muss ich mir unbedingt merken! (Suche bei den beiden Anker’s Pullis für meine Kinder gerade immer nach der Anfangsmasche. Nach einem Tag Tragen sieht man’s dann aber an den Essensflecken. ;-))
Hach, ich bin immer wieder beeindruckt von Deiner Liebe zum Detail! Ganz toll ist der Ritter geworden – unfassbar, dass Du Dich dennoch von ihm trennen konntest!
Hallo in die Runde
Wo kann ich bitte die Anleitung kaufen.
Viele Grüße
Hallo Andrea,
die Anleitung zum Riddari (und fast alles, was das Herz begehrt), gibt es bei Ravelry hier entlang. Das Buch kann man bei bestellen, die liefern auch nach Deutschland.
Viele Grüße
Hallo meine liebe
Ich möchte bei meinem Riddari auch verkürzte Reihen einarbeiten –> kannst du mir bitte genauer wrklären, wie du das gemacht hast?
Liebe Grüsse Karin
Liebe Karin,
ehrlich gesagt weiß ich das inzwischen nicht mehr auf die Masche genau.
Die grundsätzliche Technik ist relativ üblich, im Muster “Threipmuir” von Ysolda Teague wird sie zum Beispiel sehr gut erklärt.
Hallo 🙂 hast du vielleicht einen Hinweis auf eine Anleitung, wie man einen Saum mit Falz strickt? Wenn ich Google bemühe, kommt als erstes dein Blogbeitrag, das hilft leider weniger weiter… ich würd mich freuen! Vielen Dank für eine Antwort!
Hallo Kerstin,
wie im Post beschrieben, habe ich eine kraus rechte “Falznaht”gestrickt, an der Stelle umgeklappt und an der Innenseite festgenäht.
Genauer weiß ich ehrlich gesagt fast drei Jahre später auch nicht mehr was ich gemacht habe :-/
Auf englisch heisst das Konzept “folded hem”, dazu hat Google sicher was.
viel Erfolg!
Hi, danke für die superschnelle Antwort! Ich hab tatsächlich was gefunden, vielen Dank! 🙂
wo bekomme ich die Anleitung
für von oben den Ritter Stricken.
Carola
Hi Carola,
die Anleitung für den Riddari bekommst du über den Link im Text bei Ravelry (sonst Google).
Meine Änderungen waren vor drei Jahren recht spontan und aus dem Handgelenk, außer diesem Text habe ich keine Aufzeichnungen über meine Anpassungen :-/ Da es ja nicht meine Anleitung ist, könnte ich meinen “Hack” ja auch nicht weitergeben…
Aber es gibt viele von oben gestrickte Isländer Anleitungen, über die Suchfunktion von Ravelry wirst du bestimmt fündig.