Vorneweg: Ich bin kein Early Adopter, kein Technikfan, und wenn du Fragen zu Technik hast, stell sie besser jemand anderem. Wo ich technische Lösungen für Probleme beim Stricken gefunden habe, teile ich sie aber gerne hier.
Heute: Eine Strickbibliothek zum wischen
Ich bin eine Leseratte, ein Bücherwurm.
Der Geruch eines neuen Buches bringt mir eine Art Seelenruhe.
Alte Bücher sind fast noch toller.
Aus einem Buchladen komme ich eigentlich nie mit leeren Händen.
Strickbücher sind die Kombination aus zwei schönen Lieblingsdingen, und ich kann erst recht nicht widerstehen. Meine Strick-Bibliothek ist für mich eine Quelle der Inspiration und der Freude – du glaubst nicht wie häufig ich einfach nur herumsitze und in einem meiner Bücher blättere.
Besonders die norwegischen Kinderstrickbücher von Paelas, Klompelompe und Strikkezilla finde ich super um nebenher immer mal wieder was für meinen Neffen / die Minimaschen Sammlung zu stricken. Und die Koftebücher von Lene Samsøe und Liv Jakobsen sind eh schon fast Kunstbände in sich.
Problem: Wie ich schon geschildert habe bin ich einfach irre viel unterwegs – und die Bücher sind zu schwer um immer die richtige Inspiration dabei zu haben. Zwar habe ich auch einige Anleitungen in meiner Ravelry Library, aber gerade bei den Norwegern liebe ich diese schön gestalteten Bücher so sehr dass ich ungefähr einmal im Jahr bei Bokkilden Unmengen physischen Nachschubs bestelle. Und gerade weil sie mir so gut gefallen möchte ich auch unterwegs nicht auf diese Ressourcen verzichten.
Darum habe ich meine Strickbibliothek reiseoptimiert.
Teilweise war das ganz einfach. Auf dem Booklet vom Bladet Garn zB ist ein Download Code, ich habe also jede Ausgabe auch als Pdf. Das geht aus umsatzsteuerrechtlichen Gründen leider bei den EU Publikationen nicht (stell dir mich vor, wie ich zum wiederholten Mal den Kopf über die fortschrittsallergischen EU Funktionäre und ihr Technikverständnis schüttele. Mag sein dass das bekannte Haarspray bei Wind und Wetter hält, dem EU Wahnsinn hält es nicht stand…meine Frisur sitzt schon lange nicht mehr).
Soweit so gut. Bladet Garn ist schön und gut (und inzwischen sogar auf englisch erhältlich!), aber nicht annähernd ausreichend.
Also habe ich angefangen meinen Bestand an Büchern einzuscannen oder zu fotografieren, und dann zu katalogisieren – denn ohne Ordnung bringt dieses System leider gar nichts.
Ich stelle dir jetzt mein System vor, muss aber direkt vorher sagen: Ich bin Apple Nutzer durch und durch. Meie Methode ist daher ziemlich iOS-spezifisch, ich kann nicht garantieren, dass es auch mit anderen Betriebssystemen so funktionieren würde. Meine eigenen Designs verwalte ich für die Tests mit Julia (Android / Windows) über eine Dropbox, das könnte vielleicht auch für so eine Musterbibliothek funktionieren. Zur Stichfest/Apple Lösung:
Bildgebendes Verfahren
Je nach Komplexität des Musters scanne ich oder fotografiere. Die meisten Kinder-Anleitungen passen auf eine Seite, da halte ich die Kamera drauf, das geht einfach schneller. Sobald ein Diagramm dabei ist, oder mehrere Seiten dazu gehören, landet das Buch auf dem Scanner und ich bündele die Seiten direkt als ein Pdf. So habe ich immer eine Datei pro Anleitung.
Ablage, lokal
Meinem Schreibtisch (*hust* ganzes Arbeitszimmer wäre auch nicht übertrieben) nach bin ich eine kreative Persönlichkeit… das würde zumindest das Chaos um mich herum erklären. Fertige Projekte warten an einer Ecke auf ihre Fotosession, halbfertige Teile bilden den nächsten Stapel. Irgendein System scheine ich zu haben, aber erkennen kann ich es nicht.
Überraschenderweise sieht es dann im Computer anders aus. Zwar vermüllt mir auch hier regelmäßig der Desktop mit zwischengespeicherten Dateien, aber drunter liegt eine Struktur. Wenn meine Steuerberaterin wüsste dass ich durchaus in der Lage zu Ordnung und Korinthenkackerigkeit bin, allerdings meine Prioritäten anders setze als sie 😮
Im großen Ordner “Strickmuster” gibt es einen Ordner pro Buch/Heft, und darin dann die Pdfs, ordentlich benannt mit Mustertitel. Jaaaaaaa, wenn schon, denn schon! In diesem Arbeitsschritt konvertiere ich auch die Fotos zu Pdfs, das geht ganz einfach mit “Datei speichern unter…”.
Abseits der Bücherecke gibt es auch noch die Ravelry Downloads, die natürlich auch hier in einem eigenen Ordner ein Zuhause haben.
Wenn du darauf achtest, deine Dateien sorgfältig zu benennen kannst du später gezielt nach Mustern suchen. Das finde ich wirklich toll, denn so gerne ich Bücher blättere, wenn ich etwas gezielt suche will ich auch direkt finden. Dafür vergebe ich bei der Ablage auch noch zusätzliche Tags in den Datei-Informationen, zB. Lace, Fairisle, Kinder, Garnstärke o.ä. Das kling jetzt über penibel und lohnt sich vermutlich auch erst ab einer großen Menge Muster, aber… manchmal habe ich einfach Lust auf ein Lace Projekt, dann will ich nicht erst durch 200 Fairisle Muster klicken und umgekehrt. Wie gesagt, ich beherrsche eine gewisse Korinthenkackigkeit (oder beherrscht sie mich?) 😉
Im Endeffekt ist mein Rechner mein privates Mini-Ravelry für Muster die ich nicht über Ravelry gekauft habe, und die größtenteils auch nicht bei Ravelry verfügbar sind.
Ablage, global
Der Vorteil von Ravelry ist, dass es von überall erreichbar ist. Und genau das möchte ich ja für meine nicht-Ravelry Käufe auch. Also habe ich mir die Technik zum Freund gemacht. Solange ich WLAN habe, kann ich auf meine Dateien daheim über den Server zugreifen, die wichtigsten Muster habe ich auch noch in der iCloud liegen.
Für Reisen abseits des Internets (überraschend oft lande ich abseits vom “Neuland”) speichere ich mir eine Auswahl der Pdfs als iBook im Handy & iPad. Das geht übrigens auch mit Ravelry Downloads.
Natürlich könnte man auch einfach kopieren was das Zeug hält, aber ehrlich gesagt ist das fast der gleiche Aufwand, und für die Umwelt ist es deutlich besser papierlos zu arbeiten. Blöd ist nur, dass ich nie im Leben schaffen werde wirklich ALLE meine Bücher zu scannen. (Ain’t nobody got time for that!) Aber vielleicht kommt ja bald endlich die Möglichkeit beim Kauf eines physischen Buchs auch eine Datei zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dafür ist es natürlich nötig, dass sich endlich rumspricht dass Weitergabe von Mustern nicht nur unmoralisch und illegal ist, sondern mittelfristig die Designer am langen Arm verhungern lässt, also uns alle ärmer macht.
Bei meinen Mustern stecken übrigens in den Pdfs häufig Links zu Tutorials und Tipps. Es lohnt sich also die Datei zumindest einmal über den Computer zu öffnen. Leider haben wir festgestellt, dass die bisherige Methode Links zu highlighten auf mobilen Geräten nicht richtig dargestellt wird, aber das überarbeiten wir gerade. Im Moment sind die Links zwar da, du musst aber raten hinter welchem Wort die Verlinkung steckt. Wie gesagt: Besserung ist in Sicht 🙂