Beim Titel ahnst du es schon, oder?
Das Projekt Stashbezwingung hat einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Und das obwohl ich so motiviert war.
Der Dämpfer kam unter dem harmlosen Namen „Tag der Wolle“ daher und fand am 1.9. beim OZ Verlag in Freiburg statt. Es war eher kein Hinterhalt – seit Monaten wusste ich vom Event – und doch war der Stash Effekt fatal:
1115g neues Garn 😮
Kein Witz und auch unter Anbetracht der Umzugssituation eigentlich nicht zum Lachen (ich verzeihe dir aber wenn du ein wenig über mich lachst, es ist wirklich etwas amüsant). Bisher vom Stash abgebaut sind 558g, inzwischen ist nämlich die Schissbüchs und noch ein Projekt fertig.
Und dann komme ich mit einem Koffer voll Wolle daher und mache einen negativen Nettoabbau (also Zuwachs) von 557g. Na herzlichen Glückwunsch. Hauptsache ich erzähl hier was von Marshmallow Experiment und Selbstdisziplin, ne?
Zu meiner Verteidigung: Der gute Vorsatz war da. Wirklich!
Als ich morgens meinen Hund bei meiner Mutter vorbeibrachte habe ich noch meinen guten Vorsatz stolz verkündet:
„Ich fahr dahin, komme aber ohne neues Garn wieder!“
Und wo ich mit Lob und Bestärkung für den eisernen Willen rechnete, da kam ein Donnerwetter:
„Warum dann überhaupt hinfahren? Du sollst doch Garne testen, und du brauchst doch neue Eindrücke. Außerdem ist es für die Organisatoren auch blöd wenn du nur kommst und asketisch die Garne aus der Ferne beäugst. Hier hast du einen Jutebeutel, und du kommst mir nicht mit leeren Händen wieder!“
Die Büchse /Der Jutebeutel der Pandora war also sperrangelweit aufgerissen, ich habe Wolle reingestopft und jetzt sitze ich da…
Es sind wieder einige Einzelknäuel dabei, obwohl ich mir das wirklich dringend abgewöhnen wollte. Aber man schleppt ja nicht einfach Pullovermengen eines Traumgarns von dannen, schließlich sind bei einem Bloggertreffen noch viele andere sympathische Damen denen ich nicht in die Quere kommen wollte*. Am Anfang habe ich also – abgesehen von kleinen Habenwollwollen – Zurückhaltung gewahrt und habe mich auf die Suche nach einem Garn gemacht dass ich vor Ort testen könnte. Schwierigkeit dabei war, dass wir alle frisch von einer spannenden Freiburg Stadtführung kamen und kaum eine die eigenen Nadeln dabei hatte. Wir haben dann aber 5mm Nadeln, quasi in der Besteckkiste vom „Garnbüffet“ gefunden, und mir fiel ein passendes, lachsrosa Knäuel Bio Wool von Rosários4 in die Hände.
An diesem Knäuel habe ich für den Rest des Abends gestrickt und mich über das wunderschöne Maschenbild gefreut, wusste aber auch nicht was ich denn nun mit 50g glatt rechts verstrickter Biowolle anfangen wollte. Egal. Die Hände waren beschäftigt, alle quatschten zufrieden miteinander, das Essen war gut, und ich war mit dem Verlauf des Abends eigentlich schon rundum zufrieden.
Das Sockengarn von Gedifra hatte ich noch für die Sockenwunder daheim eingepackt, und zwei Knäule recyceltes ECO Kaschmir von AR sollten auch mit. Eine maßvolle Ausbeute an Garnen die ich wirklich spannend und neu fand, und ich war ehrlich gesagt recht stolz auf mich.
Und dann bin ich zum Ende des Abends nochmal am „Büffet“ vorbeigegangen und da lagen immernoch 3 Knäuel vom lachsrosa… ein Zeichen. Ganz klar genug für einen Pulli für die Minimaschenkiste. Außerdem waren noch AR Effektgarne da. Und von Rosários noch Einzelknäuel in zwei interessanten Fasern. Und dann sah ich diese 2 verwaisten Knäuel von Austermann in so einem satten flaschengrün (ich liiiiiiiebe flaschengrün und finde es viiiiiiiiiel zu selten in schönen Garnen). Direkt vor’m Ausgang passierte dann das:
7 Knäuel braun-flauschiges Garn. Der ganze Eindruck vom Stapel war irgendwie traurig. Farbname wahrscheinlich „Haartönung von Steven Tyler“. Das Etikett kaum leserlich, irgendwie etwas 80er. Meine erste Einschätzung war grausames Polytier zu fluschigem etwas versponnen.
Aber ganz tief in mir verborgen ist ja so ein Mensch mit Helferkomplex. (So einer der einen völlig durchgeknallten, lauffreudigen Straßenhund adoptiert obwohl selbst auf Krücken). Irgendwie fand ich es jedenfalls grausam, dass wir alle einen Riesenberg Garn abschleppten und dabei dieses Häuflein so unbeachtet liegen gelassen hatten. Also schaute ich das Etikett genauer an. Hersteller hieß Woll Butt. Mein innerer Yankee liest daraus automatisch: „Wool Butt“ (Haariger Ar*ch)… Ernsthaft? Urks.
Aber dann der Makroblick: Alpakafasern in ein Baumwollnetz gesponnen, Fühlprobe ergab megakuschelweich, die Spinntechnik verspricht ein ultra-strapazierfähiges Garn. I think we’re talking. Wäre doch gelacht wenn man daraus nicht was machen könnte!
Und so wenig mich die Haarpracht von Steven Tyler so im ersten Moment ansprach, ich habe da noch einen wunderwunderschönen Pullover vor Augen, den die beste Freundin sich im Winter für ein Heidengeld bei einem der üblichen Verdächtigen auf der Via dei Condotti in Rom gegönnt hat. Kaschmir, farblich aber ganz nah dran und ein absolutes Basic (wenn man das bei der Preislage von irgendetwas behaupten kann). Den imitiere ich mir jetzt. 350g sollten laut Banderole ja sogar Oversize hergeben. Ich freu mich!
(Dem Garnhersteller würde ich trotzdem ein Re-Branding empfehlen. Der haarige Hintern ist eine, sagen wir mal… ungeschickte Assoziation zu einem bräunlichen Flauschgarn. Das wuschelige Butt-Gnom mit erhobenem Finger ließ mich dann auch noch an Mickie Krause’s Song über den Finger im Allerwertesten und das mittelamerikanische Land denken. Aber: Verpackung ist ja nicht alles, egal was Apple uns immer wieder suggeriert. Bei meinem Pulli wird außer mir keiner an haarige Trollhintern denken!)
Als Fazit: Vielen Dank für die Einladung liebes OZ Team, es war wunderbar euch und die anderen Bloggerinnen wiederzusehen bzw kennenzulernen!
So, und jetzt kann ich auch nicht mehr weiterschreiben, denn dieser mahnende Becher von Makerist war auch im Goodiebag und führt mir vor Augen dass ich nur noch 7 Wochen habe bevor dieses als Arbeitszimmer getarnte Garnlager umziehen muss. Und es sollte doch bis dahin leerer werden!
Drück mir die Nadeln!
* Diese reizenden Damen waren auch vor Ort und hier kannst du ihre Berichte lesen: Sabine Sandra Sandra Kerstin Julia Barbara Caro Tanja & Andrea