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Nadelweisheiten

NadeltestIm quasi letzten Arbeitsschritt für mein Goosebumps Tuch hat sich – unverhofft – ein Produkttest ergeben:

Für den Rand hatte ich gleichzeitig 4 (in Worten: vier!) 3,5mm Metallnadeln am Tuch. An jeder Seite des Dreiecks eine, und eine weitere zum abstricken.

goosebumps
Bestimmt zähle ich zu den sehr gut ausgestatteten Strickerinnen, aber hier kam ich fast an meine Grenzen…denn nicht nur dass es 3,5mm Nadeln sein mussten, das Seil musste auch möglichst lang sein um zwischendurch aussagekräftige Fotos machen zu können. Und so kamen vier verschiedene Nadeln von insgesamt drei Herstellern zum Einsatz.

Eine Feinstrick-Rundnadel* von Addi.
Diese Nadel war, genau wie die KnitPro Zing Rundnadel* letztes Jahr in meinem YarnCamp Goodie Bag.
Für mein Addi Click System hatte ich mir die Lace Spitze* in dieser Stärke kurz vor dem YarnCamp gekauft, als hätte ich geahnt dass ich mit zwei 3,5er Nadeln eines Tages nicht auskommen würde.
Die vierte im Bunde ist meine brandneue HiyaHiya Spitze vom Sharp Steel Set, einen Tag vor Bedarf angekommen und direkt am Objekt getestet.

Dieses Hantieren mit diversen Nadeln auf einmal war wirklich aufschlussreich!

Wann hat man mal die Muße wirklich mit dem gleichen Material, das gleiche Muster über eine längere Zeit zu stricken?
Bisher war ich bei meinen Vorlieben für Nadeln immer auf mein Bauchgefühl angewiesen, aber jetzt ist so einiges verifiziert.

Mein Ergebnis:

Der Rand am Goosebumps ist ein Härtetest. Die Garnbanderole empfiehlt deutlich größere Nadeln, die Übergänge von Seite zu Seite sind mit Ab- und Zunahmen erschwert.
Für diese Bedingungen hat es in meiner Wertung zwei klare Testsieger gegeben. Die anderen beiden haben ihren Dienst erfüllt, bekommen aber keine Top Noten.

1. Addi Lace Rundstricknadel (fest)

AddiFeinstrick
Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst, anders kann man es nicht sagen. Die Spitze ist spitz genug um die wirklich festen Maschen flüssig abzustricken, aber nicht so spitz dass man sich verletzt.
Minuspunkte: Die fixe Seillänge, ich brauche einfach zu häufig verschiedene Längen um mir alle einzelnen Nadeln kaufen zu können. Außerdem kann ich den Druck mit Seillänge und Nadelstärke kaum noch lesen. Das ist aber ein Mini-Manko.

2. HiyaHiya Sharp Steel Small (System)

HiyaHiyaSharp
Hier ein Meisterwerk chinesischer Ingenieurskunst. Mein allererster Real-Life-Versuch mit HiyaHiyas, und ich bin hin und weg! Die “üblichen Verdächtigen” der Nadelhersteller bieten bei ihren Systemen ja vorsichtshalber nicht unter 3,5mm an, bei HiyaHiya geht es im Ultimate Interchangeable Sock Set sogar runter bis auf 2mm!!!!! 2mm im System! Aus reiner Neugierde habe ich direkt mal die 2mm Nadeln montiert und konnte selbst dort keinen Übergang merken! Das ist der Wahnsinn!
Die Metallnadeln sind von innen hohl, dadurch angenehm leicht. Mit der ganz neuen Generation drehen sich außerdem jetzt die Seile in den Aufhängungen, und das ist ein wirklich merkbarer Schongang fürs Handgelenk. Meine Sets bestehen aus 4″ Spitzen, also kürzer als gewohnt. Das ist eine Geschmackssache, mir hilft es um enge “Kurven” zu kommen. Mit den 2,5mm Nadeln habe ich auf 40er Seilen auch noch den Windelpopo für Pairfect Pants gestrickt…optimal!
Minuspunkte: Die Schraubgewinde sollte man mit den kleinen “Grip-Pads” im Nadelset zudrehen, sonst können sie (wie bei KnitPro) aufdrehen und man hat doch wieder einen Übergang. Außerdem sollte man das “Sharp” im Namen echt ernst nehmen. Mein Zeigefinger ist punktiert und mein linker Daumen hat einen Bluterguss unter’m Nagel. Tja…nur die Harten komm’n in’n Garten!

3. KnitPro Zing (fest)

KnitProZing
Mir persönlich viel zu stumpf. Zumindest für diesen Einsatz. Außerdem ist der Übergang sogar bei der festen Rundnadel deutlich spürbar und hakt. Die Maschen rutschen sehr zögerlich über das stumpfe Metall, das hat mich hier wirklich gestört. Für meine FairIsle Projekte nehme ich diese Nadel wiederum recht gerne, denn dort hilft das stockende Rutschen etwas bei der Fadenspannung.
Pluspunkte: Wie gesagt, für andere Projekte durchaus nützlich, wobei ich bei FairIsle noch lieber Bambusnadeln nehme. Kaufen würde ich sie also eher nicht, aber wo sie mal da ist…

4. Addi Lace Spitze (System)

AddiClickLace
Ich liebe Addi Nadeln. Wirklich. Und auch diese Spitzen sind in anderen Stärken wirklich prima. Aber mit 3,5mm hat Addi leider die Möglichkeiten des ClickSystems überreizt. Der Übergang ist deutlich spürbar, der Faden hakte wirklich bei jeder einzelnen Masche. Ehrlich gesagt kann ich mir im Moment kein Szenario vorstellen, in dem ich diese Spitzen noch einmal einsetzen werde. Und das als absoluter Addi Fan!
Pluspunkte: Auch hier ist die Spitze an sich perfekt. Genau richtig spitz, das Material ist makellos glatt und die Maschen rutschen super auf der Nadel und davon herunter. Erst beim Rutschen auf die rechte Nadel entsteht das Problem – die Masche kommt nicht flüssig über den Click Adapter 🙁
Übrigens sind die beiden Testsieger auch prompt schon wieder im Einsatz, denn hier glühen die Nadeln mit Entwürfen für den nächsten Herbst.

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Socktober

Oktober = Socktober

Bei vielen Strickerinnen steht im Kalender für diesen Monat ein Thema: Socken stricken! Es ist endlich Socktober.

Für mich die Gelegenheit um auch ein wenig über das Sockenstricken zu schreiben, in dem Bereich habe ich dieses Jahr viel gelernt…

Bis April diesen Jahres hatte ich mich noch überhaupt nicht an Socken heran gemacht – das übliche…warum soll ich etwas stricken, das so gut wie nie zu sehen ist und das ich billiger im Laden kaufen kann?

Latgale2

Dann habe ich von den Herstellern der lettischen Fäustlinge ein Strick Kit für lettische Socken ausprobiert. Das war nicht zu meiner 100%igen Zufriedenheit, aber der Damm war gebrochen (Nachzulesen hier). Seitdem haben wir bei der Instagramstrickstaffel ein paar echt tolle Sockenanleitungen ausprobiert, und ich verstehe jetzt warum das Sockenstricken in Deutschland so beliebt ist.

Es geht schnell, man kann tolle Muster ausprobieren, das Strickstück ist gut in der Handtasche mitzunehmen, man kann 100 verschiedene Farbkombinationen in einem Strickleben ausprobieren (was ich gern für Dimasq zeitlich hinkriegen würde ;-)). Außerdem hat man immer eine tolle Geschenkidee, die nicht direkt das Budget sprengen muss. Und um das ganze noch besser zu machen: Die meisten Sockengarne sind maschinenwaschbar!

bigfoot-pairfect

Abseits der Strickstaffel habe ich ja letztens auch noch das neue Sockengarn von Regia, “Pairfect“, ausprobiert. Hätte ich meine ersten Sockenversuche mit Pairfect gemacht, ich glaube ich hätte die Faszination schneller begriffen. Für die ersten Gehversuche wäre es sicherlich klüger gewesen mich erstmal nur an das Konzept Socke zu gewöhnen, und mich erst später mit dem komplizierten lettischen Muster zusätzlich herauszufordern. Hätte, hätte, Fahrradkette…es ist wie es ist.

Und was gibt’s neues?

Still und heimlich habe ich auch auf meiner Reise nach Italien Socken gestrickt. Es ist wieder ein Paar Broken Seedstitch Socks geworden, denn das Muster finde ich einfach toll. Es ging mir aber eigentlich weniger um das Endergebnis, als um den Weg dahin; ich wollte Nadeln testen.

Socktober6

Bisher habe ich – auf der Suche nach der für mich optimalen Lösung – jedes Paar Socken mit anderen Nadeln gestrickt. Da waren kurze Bambusnadeln, lange Bambusnadeln, eckige und runde Metallnadeln. Aber diesmal habe ich etwas ganz anderes ausprobiert: Und zwar hatte ich auf der H&H die Neko Nadeln gesehen, und ich war von der Idee fasziniert. Aber bevor ich etwas in den Shop nehme, möchte ich so etwas selbst ausprobieren. Ich habe mir also ein Set bestellt, und drauf los gelegt.

Das Set besteht aus drei eckigen Kunststoffnadeln, die ein normales Nadelspiel aus fünf Nadeln ersetzen sollen. Es kostet ungefähr 7,50€ plus Versand.

Vorgezogenes Fazit

Für mich persönlich ist das Neko Nadelspiel eher nicht gemacht, mein Favorit bleibt das 15cm Nadelspiel aus Bambus.

+

Zwar fand ich es wirklich super, wie sicher man die Maschen in die Mitte der Winkel schieben kann, die Nadeln zusammenlegt, bisher gestricktes Stück drumwickelt, und da rutscht nix. Selbst die manuelle Gepäckkontrolle am Flughafen (ich hatte eine Flasche Wasser in der Handtasche vergessen) hat der Strumpf ohne verlorene Masche überstanden. Sowieso hatte die Security kein Problem mit den Kunststoffnadeln.

Also als Transport/Reisenadeln ideal. Nur leider kann ich damit kaum stricken. Vielleicht habe ich mir das Bewegungsmuster beim normalen Nadelspiel zu gut eingeprägt, aber ich habe das Gefühl gehabt mich komplett verbiegen zu müssen um linke Maschen auf die Neko Nadeln zu kriegen. Das Material ist außerdem sehr biegsam und mir gefällt die Haptik nicht, aber das ist Geschmacksache. Viel enttäuschender fand ich, dass ich wirklich häufig Maschen verloren habe, die mit den stumpfen Spitzen und den gebogenen Nadeln wirklich schwer wieder aufzunehmen waren. Dabei verspricht die Herstellerfirma gerade, dass weniger Maschen herunter fallen würden.

=

Wie gesagt, wer noch kein Bewegungsmuster für Nadelspiele eingeprägt hat mag von dieser neuen Art Nadeln profitieren. Gerade Kinder können mit den Nadeln sicherlich gut und einfach Socken stricken lernen. Vielleicht ist auch ein Muster aus rein rechten Maschen besser geeignet. Zufälligerweise waren auf der Hochzeit noch zwei Strickerinnen, beide waren sofort bereit jeweils ein paar Runden zu machen. Die eine strickt nach amerikanischer Art (“Throwing”), die andere strickt wie die meisten von uns “Continental”. Beide kamen zum gleichen Schluss wie ich – dafür müsste man sich komplett umgewöhnen. Für den Neko-Strumpf habe ich jedenfalls 10 geschlagene Tage vor mich hingestrickt – unter extremer Ablenkung zugegebenermaßen – und daher habe ich den zweiten Strumpf dann doch wieder mit dem bewährten kurzen Nadelspiel aus Bambus gestrickt. Übrigens erkennt man meiner Meinung nach die Nadelübergänge dabei auch weniger, da bei fünf Nadeln weniger Spannung auf der jeweils letzten Masche lastet als bei dreien.

Sollte Neko die gleichen Nadeln noch einmal aus einem festeren Material herausbringen, ich glaube ich würde es wieder ausprobieren, denn der Transportvorteil ist natürlich ein unschlagbares Argument für die “Jet-Set”er unter uns.

Übrigens habe ich Metallnadeln aufgegeben, da ich sie in einer Tour verbiege, und sie mir als Rache die Innenfutter von meinen Handtaschen zerlöchern. Es geht also auch zu spitz – da verstehe ich die Einwände der Airlines.

Pssssssssst

Und wer bis hier gelesen hat bekommt ein Geheimnis verraten: Nadelspiele sind teuer – finde ich. Vor allem wenn man viele verschiedene Stärken benötigt. Aber bei Amazon gibt es dieses Set an Bambus Nadelspielen in 15cm Länge, und dieses in 25cm. Den Preis kann man nur unschlagbar nennen.

Jedenfalls stricke ich mit den kurzen Nadeln seit 3 Jahren zufrieden vor mich hin. Da mir dieses Jahr ein paar zerbrochen / abhanden gekommen sind habe ich mir einfach ein neues Paket bestellt. Das ist günstiger als zwei Stärken einzeln kaufen zu müssen… Aber Achtung: Ausgerechnet 3mm Nadeln sind nicht dabei, die habe ich mir aus meinem eigenen Lager genehmigt. Auch ein paar andere Stärken sind nicht dabei, meist kommt man aber mit den 0,25mm größeren/kleineren auch gut hin.

Beim nächsten Mal erzähle ich euch dann ein bisschen was zu Sockenwolle.