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Skandinavischer Stricksamstag #14

Hei og god dag!

In dieser Rubrik möchte ich euch Einblicke in die “Strickszene” im Norden geben, euch Bücher, Blogs und Instagrammer, Tricks und Trends aus den Gefilden meiner zweiten Heimat vorstellen.

Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Presseschau

Diese Woche möchte ich euch zwei kuriose Nachrichten aus Skandinavien vorstellen, eine aus Norwegen, eine aus Schweden, eine mit direktem Strickbezug, eine etwas allgemeiner.

Frau am Steuer

Heidi von Wool Rocks hat am Wochenende bei Facebook diesen Zeitungsartikel geteilt. Der Bericht handelt davon, dass die Polizei in Ålesund einen Hinweis über auffälliges Fahrverhalten in der Gegend bekommen hatte, und das fragliche Auto für eine Kontrolle angehalten hat. Und siehe da, die Fahrerin musste eingestehen während der Fahrt gestrickt zu haben…sie hatte die Nadeln einfach nicht weglegen können… Stricksüchtige hängen eben auf ihre Art auch an der Nadel.

Das Gefühl kenne ich nur zu gut, wenn man gerade einen Lauf hat aber zu einem Termin muss…aber: auch wenn ich im Auto eigentlich immer Strickzeug dabei habe, ich hole es nur aus dem Kofferraum (!) wenn ich auf einem Parkplatz warten muss. Als Beifahrer kann ich leider auch nicht stricken, das ist für mich genau wie lesen mit Reiseübelkeit verbunden 🙁 Auf meinen (momentan regelmäßigen) Fahrten nach Berlin befriedige ich die Sucht bei einer kurzen Pipi-/Kaffeepause unterwegs. Eigentlich fehlt an den Raststätten noch ein Regal zwischen Schoki und Zigaretten wo diese Mini-Knäuel Sockenwolle von Opal verkauft werden, oder?

Miniopal

National-Marketing mal anders

Die andere Nachricht der Woche habe ich diese Woche sogar auf Spiegel Online gefunden: Die Schweden mal wieder! Das schwedische Fremdenverkehrsamt hat eine Hotline eingerichtet. Naja, hatten die bestimmt vorher auch schon, und sowas hat wahrscheinlich jedes Land. Aber der Clou ist, dass hier ganz gewöhnliche Menschen ans Telefon gehen. Jeder Schwede kann sich freiwillig melden um am Telefon Interessierten Rede und Antwort zu Land und Leuten zu stehen. Klingt spannend. Und wer dieses Jahr den Sommerurlaub in Schweden verbringen möchte kann bestimmt ein paar Tipps abstauben. Wenn man Glück hat erreicht man ja vielleicht jemanden der tolle Empfehlungen für Garnshops hat?

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Skandinavischer Stricksamstag #12

Hei og god dag!

In dieser Rubrik möchte ich euch Einblicke in die “Strickszene” im Norden geben, euch Bücher, Blogs und Instagrammer, Tricks und Trends aus den Gefilden meiner zweiten Heimat vorstellen.

Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Retrobaby von Dale

Letzten Monat habe ich euch schon schon vom kleinen Italiener-Body berichtet, und habe inzwischen erfahren dass ziemlich zeitgleich noch eine kleine Italienerin das Licht der Welt erblicken wird. Um auch dieser werdenden Mama etwas für den Nachwuchs zu schenken wälze ich also wieder die Maschenliteratur.

Dale

Hierzulande kennt man Dale hauptsächlich als Hersteller der klassischen Norwegerpullis, so wie sie auch die norwegischen Wintersport-Nationalmannschaften tragen. Dabei stellt das Unternehmen erst einmal Strickgarne her, und gehört auf dem heimischen Markt zu einem der großen Anbieter. Für die eigenen Garne bringt man auch immer wieder Anleitungen heraus, so wie zum Beispiel auch die Gratisanleitung nach der ich meinen Adventskalender gestrickt habe.

Retro Baby

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Auf der Homepage von Dale gibt es eine Vielzahl an Anleitungen für Babies, unter anderem das Heft “Retro Baby“, das ich mir in Norwegen gekauft habe. Darin enthalten ist unter anderem das Muster für den kleinen Italienerbody, aber auch 15 andere Muster für Kinder von 0-3 Jahren, von Bodies über Mini-Norwegerpullis und Strickjacken, Strampelanzüge und Mützen und sogar ein Kleid und eine Hose. Alle Modelle aus dem Heft könnt ihr hier sehen.

retrobabydale2

Die Anleitungen sind alle für das Merinogarn Baby Ull geschrieben, aber die Maschenprobe geht auch für viele andere 4-ply Garne auf. Den kleinen Italienerbody habe ich aus Summerlite 4-ply gestrickt, für die kleine Italienerin werde ich Nisse verstricken, da sie in Deutschland aufwachsen wird – ihr erstes Herbstoutfit wird daher designed by Dale und made by Stichfest 🙂

Sprachhilfe

Leider gibt es die Anleitungen von Dale bisher nicht auf Deutsch, aber das Heft Retro Baby könnt ihr auf Englisch bekommen. Die Version zum Anfassen wird leider nur in den USA und Kanada verschickt, aber es gibt zum Glück ein Pdf zum Download.

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Skandinavischer Stricksamstag #11

Hei og god dag!

In dieser Rubrik möchte ich euch Einblicke in die “Strickszene” im Norden geben, euch Bücher, Blogs und Instagrammer, Tricks und Trends aus den Gefilden meiner zweiten Heimat vorstellen.

Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Osterspurt

Mit der herannahenden Karwoche haben überall die Osterferien begonnen, hier wie auch in Skandinavien. Mir scheint, als könnte man an den Osterferien einen gewissen Unterschied zwischen den Deutschen und (mindestens) den Norwegern ablesen: Während hier gefühlt jeder zweite die Flucht in wärmere Temperaturen antritt und dem letzten Rest Winter entflieht, wird in Norwegen noch mal intensiv die Heimat genossen. Man fährt auf die “hytte” (die dank Hape Kerkeling bekannten Blockhäuser im Wald von denen so gut wie jede norwegische Familie eins hat), und feuert noch mal den Kamin an, geht auf Langlauf-Tour, und man hat noch einmal Zeit fürs stricken. Es wird quasi ein Endspurt eingelegt um noch schnell ein Paar Handschuhe oder eine Mütze abzuketten.

Auf Instagram gibt es einen Hashtag für die Projekte, die mit in die Osterferien kommen / noch vor Ostern fertig werden sollen: #påskestrikk (Osterstricken) .

Habt ihr auch noch vor etwas vor Ostern zu Ende zu kriegen? Oder nutzt ihr die Ferien und das lange nächste Wochenende um etwas neues anzuschlagen?

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Skandinavischer Stricksamstag #10

Hei og god dag!

In dieser Rubrik möchte ich euch Einblicke in die “Strickszene” im Norden geben, euch Bücher, Blogs und Instagrammer, Tricks und Trends aus den Gefilden meiner zweiten Heimat vorstellen.

Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Heißer Steiß

Es hat geklappt! Meine Sonnen-Herbeibezwingung durch gelbe Socken hat funktioniert! Sie scheint wieder. Leider noch nicht so durchgehend, und in Begleitung einer steifen Brise, aber die Lust draußen zu sein ist geweckt. Es hat mich also in den Garten verschlagen, wo ich die immer noch sichtbaren Spuren der Baustelle unter Grünzeug zu verdecken versuche.

Aber kennt ihr das? Ständig in die Hocke, wieder aufstehen, zwei Meter weiter gehen, ins Schwitzen geraten, dann im Wind doch wieder kalt werden…die Gartenarbeit bei diesem Wetter ist eigentlich ein Garant für Ischias, Nieren-Becken-Entzündung, Erkältung und so weiter und so fort. Bei mir ging es heute direkt aus dem Garten in die heiße Badewanne, und dann mit Wolldecke vor den Kamin. Bloß nicht die ersten Sonnenstrahlen durch Rotznase verderben…

Bekanntlich dauert der Winter im Norden noch länger als hier, und dementsprechend einfallsreich erweisen sich die Skandinavier bei der Kälteabwehr – gerade der gestrickten. Denn auch Nordlichter müssen ihren Vitamin D Haushalt auffüllen, und die ersten Sonnenstrahlen treiben an die (ganz schön) frische Luft. Mit dem Frühling wird das Fahrrad ausgemistet, der Kaffee wird draußen getrunken, und es steigt das Verlangen mal wieder ein schönes Kleid auszuführen. Wie bei uns gilt: In Monaten mit’R’ gehört immer eine Strumpfhose dazu – keine Diskussion.

Das Blöde ist nur, die Thermostrumpfhose aus dem tiefsten Winter ist jetzt auf dem Rad oder in der prallen Sonne einfach zu warm, die aus Nylon aber auf so einem Caféstuhl nicht warm genug. Wo ist das Mittelding???

Genau…ne wollene Unterhose. Der Liebestöter schlechthin. Da vergeht einem die Lust aufs Sommerkleid genauso schnell wie sie gekommen ist. Das ist seit Generationen so und wird auch immer so sein, oder?

Nix da! Und zwar hat Maja von Majas Manufaktur die gestrickte Unterhose mit Sex Appeal entworfen! Erhältlich ist das Gratismuster hier bei Järbo (aber nur auf schwedisch).

Mamelucker

Fertig gestrickt und auf etwas verrucht gestylt könnt ihr sie beim Instagram von @knitnoir bewundern (ist auch Maja, wobei ihr eigentlicher Account @majasmanufaktur ist).

Außerdem hat Heidi von Woolrocks sich ein Paar “Mamelucker” gestrickt und sie auch bei Instagram gezeigt.

Bei mir wird auch ein Paar auf die Nadeln wandern, nur bin ich noch unschlüssig zu Farbe und Garn…maschinenwaschbar wäre schon schön, und vielleicht in dunkelblau? Was meint ihr?

 

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Skandinavischer Stricksamstag #9

Hei og god dag!

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Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Ein Königreich im Königreich

Copyright: Kungahuset.se
Copyright: Kungyhuset.se

Diese Woche gab es in Schweden ja wieder Zuwachs in der königlichen Familie: Prinz Oscar Bernadotte ist da.

Aber abseits der öffentlichen Wahrnehmung gibt es noch eine zweite königliche Familie in Schweden. Selbst ausgerufen zwar und beschränkt auf das Fantasiereich Kammebornia, aber über Königin Pia und König Dennis Kammeborn gibt es auch viel zu erfahren. (Und da die beiden in ihrem Blog selber berichten ist der Wahrheitsgehalt vermutlich höher als bei den Klatschartikeln über die echten Royals)

Der Blog der beiden ist wirklich sehr interessant zu lesen, aber da sie auf schwedisch schreiben ist für nicht-Geheimsprechler der Informationsgehalt auf die Bilder beschränkt. Die Bilder solltet ihr euch auf jeden Fall mal angucken, man erkennt dass Profis am Werk sind!

Seit kurzem gibt es eine Neuigkeit aus Kammebornia, und zwar gibt es jetzt monatlich einen richtig ausführlichen Podcast. Mit Gästen, mit Wolle und Gestrick und mit englischen Untertiteln!

(Und in der zweiten Episode gibt es Besuch von einer Deutschen in Schweden, Sina von @Threehazels auf Instagram…ein absolut folgenswerter Account übrigens!)

 

 

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Skandinavischer Stricksamstag #8

Hei og god dag!

In dieser Rubrik möchte ich euch Einblicke in die “Strickszene” im Norden geben, euch Bücher, Blogs und Instagrammer, Tricks und Trends aus den Gefilden meiner zweiten Heimat vorstellen.

Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Von den unzähligen Möglichkeiten die Hände zu wärmen… Episode XXVII: Die Lovikka Fäustlinge

Jaaaa, ich weiss…es ging bereits hier und hier um nordische Handschuhe, gibt es denn kein anderes Thema? Naja, doch, aber nicht diese Woche. Denn diese Woche gab es ein Jubiläum, das für diese Rubrik dann eben doch einen weiteren Handschuhbeitrag rechtfertigt: Die Erfinderin der Lovikka Handschuhe – Maria Erika Olofsdotter Kruukka – wäre diese Woche 150 geworden. Sogar Google hat dieses Jubiläum mit einem Extra Doodle gewürdigt:

Das Google Doodle zum Jubiläum
Das Google Doodle zum Jubiläum

Zu bestimmten Anlässen verändert Google seinen Schriftzug auf der Startseite und passt ihn dem Thema an. Die Zeichnungen und Elemente nennt man dann Google Doodle. Und zum 150. Geburtstag haben die Google Doodler am 22.02. eben Frau Kruukka und ihre strickerische Hinterlassenschaft ins Logo integriert.

Das finde ich schon ne wirklich coole Sache. Zwar war die Ehrung nur auf schwedische Google Aufrufe beschränkt, aber immerhin! Außerhalb von Schweden hätten sich vermutlich auch einige Leute am Kopf gekratzt…Rotkäppchen ist aber alt geworden…

Und was bitte hat Frau Olofsdotter Kruukka da bahnbrechendes erfunden?

Die Lovikkavantar – Lovikka Handschuhe

Vor einigen Wochen habe ich euch bereits erzählt, dass man die Entstehung der Selbu Muster in Norwegen auf eine Frau zurückführen kann. Nun mit den Lovikka Handschuhen ist es noch genauer, denn man kann sie sogar auf einen Vorfall zurückführen:

Maria Erika war mit einem Holzarbeiter in Lovikka in Nordschweden verheiratet. Eine fruchtbare Ehe, die beiden waren sehr kinderreich, sonst aber eher sehr arm. Um das Familieneinkommen aufzubessern strickte die Mutter viel auf Bestellung, so auch 1892, als ein Kunde sie um ein extra dickes Paar Handschuhe gebeten hatte. Offenbar hatte Maria Erika es etwas zu gut mit dem Herrn gemeint, die Handschuhe wurden so extra dick, dass sie viel zu fest und unbeweglich wurden. Kurzum, der Kunde wollte sie nicht. Aber einfach so ein Paar fertige Handschuhe wegwerfen, nur weil sie unbrauchbar sind…das kam nicht in Frage.

Stattdessen ging die schlaue Frau daher und hat die fertigen Handschuhe gewaschen und dann kräftig gebürstet. Das Ergebnis dürfte keine erfahrene Strickerin verwundern: Filz! Aber flexibler und fluffiger Filz, die Handschuhe ließen sich nach der Prozedur besser bewegen, sie waren dünner aber wunderbar kälteabweisend.

Allein für die Wärmeeigenschaften der Filzhandschuhe hätten sie sich in den kalten nordschwedischen Wintern durchgesetzt, aber auch vom Produktdesign verstand die Erfinderin-aus-Versehen etwas: Am Handgelenk der Lovikkavantar befestigte sie bunte Schnüre. Das sieht schön aus, hat aber auch praktische Gründe: Durch Zug an den Schnüren können die Fäustlinge zugezogen werden, und Schnee wird vom Eindringen abgehalten. Außerdem kann man sie nach der Benutzung gut an den Fäden zum Trocknen aufhängen.

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Lovikka Handschuhen bei Ravelry (Link im Bild)

Die neue Art der Handschuhe war so populär, dass die Erfinderin die Technik mehreren Frauen im Ort beibrachte, und der Verkauf zu einem echten Wirtschaftsfaktor wurde. Die Farbgebung der Schnüre ist übrigens kein Zufall, blau,grün, rot und gelb sind die Farben der Sami, der Urbevölkerung Nordschwedens.

Auf Ravelry gibt es eine ganze Vielzahl von Lovikka-inspirierten Anleitungen, dieses Handschuhmuster ist gratis und wirkt recht nah am Original. Leider haben scheinbar viele Anleitungen die Schnüre nur noch zur Deko angebracht. Nicht selbstgestrickt aber genauso warm gibt es übrigens auch Lovikkavantar hier zu kaufen, genau wie vielen anderen Schwedenkram.

Jetzt soll es erstmal genug sein mit skandinavischen Handschuhen, versprochen!

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Skandinavischer Stricksamstag #7

Hei og god dag!

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Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Tvåändsstickning

Tvåändstickning Beispiel bei Pinterest
Tvåändstickning Beispiel bei Pinterest

So wie “Tesa” und “Tempo” in unserem Wortschatz zu Synonymen für ganze Produktklassen genutzt werden, so ist wohl das mehrfarbige Norwegermuster quasi der Inbegriff der nordischen Stricktechnik. Dabei wurde die Technik auch in anderen Teilen der Welt genutzt, zum Beispiel auf den Shetland Inseln – wie Fair Isle, weswegen man die Technik auch “Fair Isle stricken” nennt.

Geografisch gesehen liegen diese Inseln überraschend nah an Norwegen, weshalb es immer rege Kontakte gab. Dass sich die Seefahrer und Fischer im Laufe der Zeit auch über die Herstellung von relativ winddichten Strickpullovern ausgetauscht haben, war irgendwie klar. Die guten Beziehungen zwischen den Küsten hat sich im zweiten Weltkrieg gerade für Norwegen sehr gut bezahlt gemacht: Der sogenannte “Shetland Bus” war eine gut befahrene Schmuggelroute über die das besetzte Norwegen mit den alliierten Engländern in Kontakt bleiben konnten. Viele Flüchtlinge wurden auf dieser Strecke in Sicherheit gebracht, außerdem konnte die Exilregierung in London den Widerstandskämpfern im Heimatland auf diesem Wege Unterstützung zukommen lassen.

Auch die Schweden waren – in der baltischen Region – gut vernetzt, schon immer bestanden lebhafte Handelsbeziehungen zwischen den Skandinaviern und anderen Ostsee-Anrheinern, die Wikingersiedlung Haithabu bei Schleswig ist ein Zeugnis vom engen Kontakt.

Und doch haben die Nordlichter eine Stricktechnik entwickelt, die es bis heute nicht wirklich aus dem Norden raus geschafft hat: das Tvåändsstickning(SE)/Tvebandsstrikking(NO), ungefähr zweiendiges Stricken.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst…

Tvåändsstickning ist wie das Fair Isle stricken eine Technik mit der besonders warme und winddichte Strickwaren hergestellt werden können. Und zwar wird auch hier mit zwei Fäden gleichzeitig gestrickt, jedoch anders als beim Fair Isle häufig einfarbig. Meistens werden einfach beide Enden eines Knäuels abwechselnd gestrickt. Zwischen jeder Masche werden die beiden Fäden verdreht, und der zweite Faden wird wie eine Flotte hinter der Masche hergeführt.Genau wie beim Fair Isle wird so eine zusätzliche Wärmeschicht gebildet. Auf englisch nennt man diese Art zu stricken twined knitting, weil immer wieder die Fäden gedreht (twined) werden.

Obwohl in Schweden normalerweise nach “kontinentaler” Art – Faden an der linken Hand – gestrickt wird, geht das zweiendige stricken am besten mit den Fäden in der rechten Hand, sie werden dann wie bei der amerikanischen Art um die Nadel gelegt. Dadurch wird man natürlich nicht unbedingt zum Speed-Stricker…

Und warum der Aufwand?

Also wer schonmal einen nordischen Winter überstehen musste hat zwei relevante Einsichten:

1. Es wird saukalt und der kalte Wind dringt bis in die Knochen. Der Skandinavier an sich verbringt trotzdem viel Zeit draußen; also müssen die Winteraccessoires so warm und dicht wie möglich sein.

2. Nachdem man draußen war hat man noch viel dunkle Zeit zu überbrücken, da hat man auch Geduld für eine zeitaufwendige Beschäftigung, die 1. erträglicher macht 😉

Ganz nebenbei lassen sich mit tvåändsstickning tolle Effekte erzielen. Einfache links-rechts-Muster wirken durch die etwas andere Maschenform deutlich plastischer (s.o.). Außerdem kann man toll mit verschiedenen Farben Muster stricken, und das sogar ohne die lästigen Flottierfäden auf der Rückseite.

Die eisige Rückkehr des Winters macht mir jedenfalls Lust auf eine warme Mütze und warme Handschuhe, daher werde ich mich mal genauer in diese Technik einlesen. Was meint ihr? Sollten wir mithilfe des Internets die 400-jährige Tradition nach Deutschland bringen?

 

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Skandinavischer Stricksamstag #6

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Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

Strick TV?!

Gehört ihr auch zu denen, die beim fernsehen gerne stricken – beziehungsweise beim stricken gerne fernsehen? Also ich kann mich inzwischen ganz schlecht aufs Programm konzentrieren, wenn nicht gleichzeitig meine Nadeln klappern.

Natürlich bieten sich manche Filme und Serien eher an als andere. Die Sonntagabenddröhnung Kitsch Marke Inga Lindström zum Beispiel könnte ich problemlos mit einem komplizierten Lace-Muster verbinden…die Stories sind ja meist nicht allzu überraschend, da kann man auch mal fünf Minuten ausblenden. (Skandinavische) Krimis kann ich allerdings überhaupt nicht empfehlen, da geht es ja oft um Nuancen und kleine Augenblicke, das schaffe ich maximal mit glatt rechts gestrickten Socken.

Also eigentlich geht es mir heute gar nicht um Filme und Serien die im Norden spielen, sondern um etwas viel absurderes….

Schon mal von Slow TV gehört? “Sakte TV” auf Norwegisch? Nein?!

Bei NRK2, quasi das norwegische Phoenix, Spartensender par Excellence, und üblicherweise der Quotenloser, hat man sich vor ein paar Jahren etwas sehr spezielles ausgedacht: Todeslangweiliges Fernsehen, ungeschnitten. Angefangen hat man damit, die Aussicht aus dem Zug zwischen Oslo und Bergen zu filmen. Das ist anerkanntermaßen eine der schönsten Zugstrecken der Welt, aber die Fahrt dauert gefühlt ewige 7 Stunden!!! Und die gefilmte Fahrt dauerte aufgrund eines Signalfehlers sogar 7:14.

Und trotzdem war es der Quotenhit für NRK2.

Weitergemacht hat man mit der Liveübertragung von einer Fähre auf der Hurtigruten…fünf Tage lang. Noch mal: Live!! Mit reger Beteiligung der Zuschauer in den sozialen Medien. Als die Königin auftauchte ist Twitter zusammengebrochen…kein Witz…

2013 gab es dann DAS Slow TV Event für unsereins: Die NRK Stricknacht.

Selbst der # wurde gestrickt :-) Quelle: Thelocal.no
Selbst der # wurde gestrickt Quelle: Thelocal.no

Zwölf geschlagene Stunden lang ging es ums stricken. Um traditionelle Muster, die Geschichte der norwegischen Strickkultur, etwas Garnkunde, ein bisschen Strickschule, und: der Weltrekordversuch in “von Schaf zu Pullover” scheren, spinnen, stricken.

In der NRK Mediathek kann man das gesamte Filmmaterial weiter abrufen, und genau das möchte ich euch empfehlen! Ich weiß dass die meisten von euch kein norwegisch (vor allem keine Dialekte wie in der Sendung) verstehen, aber das ist für die Stricknacht auch eigentlich vollkommen unnötig. Gefühlt haben sich die Damen sowieso nur über irgendwas unterhalten um nicht einzuschlafen, denn die Rekordversuchlerinnen waren erst nach Mitternacht an der Reihe. Interessant ist es aber auch ohne Ton. Die Arbeitsschritte vor dem eigentlichen stricken hat man ja meist gar nicht so vor Augen. Im Fernsehen wurde – dem Rekordversuch zuliebe – noch auf das Waschen und Färben etc. verzichtet, es wurde wirklich Rohwolle versponnen.

Falls ihr euch den Strikkekveld mal zu Gemüte führen wollt, hier findet ihr die Videos in der NRK Mediathek. Zum Thema Slow TV gibt es einen unterhaltsamen (und selbst-ironischen) TED Talk vom NRK Produzenten Thomas Hellum. Und falls ihr eure Männer beschäftigen müsst um in Ruhe Strick TV zu gucken gibt es ja auch männeraffine Slow TV Sendungen wie Lachsfischen und Feuer machen.

Spoileralarm

Mit dem Weltrekord ist es übrigens nicht so richtig was geworden. Leider konnte der Rekord nicht geschlagen werden. Dafür haben aber unglaubliche 90.000 Zuschauer die gesamten 12,5 Stunden Programm mitten in der Nacht angeschaut. Und das ist bei 5 Millionen Norwegern echter Wahnsinn.

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Skandinavischer Stricksamstag #5

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Was mich dazu beruft? Nun, mir wurde eine doppelte Staatsbürgerschaft in die Wiege gelegt (NO / DE), ich habe in Schweden und Norwegen gelebt (spreche beide Landessprachen), habe eine “Leihfamilie” in Schweden, und verbringe gerne Zeit bei ihnen und in den Wäldern um unser Ferienhaus in Skåne.

If you like it then you should’a put a glove on it

Diese leicht abgewandelte Textzeile von Beyoncé Knowles soll uns heute nach Skandinavien führen. Klingt vielleicht komisch – ist aber so.

Und zwar möchte ich euch diese Woche die Stricktradition eines einzelnen kleinen Orts in Norwegen vorstellen: Selbu.

Vielleicht habt ihr schon mal von Selbumustern gehört? Wahrscheinlich nicht unter dem Namen, aber die achtblättrige Selbu-Rose kennt wohl jeder als eins der typischen Norwegermuster, und hat bisher darin einen Stern gesehen:

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Diese Rose/Stern ist in abgewandelten Formen die Grundlage der Selbumuster. Erstaunlicherweise kann man die Entstehung dieser Muster auf eine einzelne Frau aus Selbu zurückführen, Marit Emstad war die erste die ein Muster für Selbuhandschuhe entwickelt hat – die FAZ hat übrigens einen interessanten Artikel über Tradition und Emstads Leistung gebracht.

In prä-Internet Zeiten hatten Marit Emstad und die Damen ihres Orts ein ziemliches Wissensmonopol was die Muster für Selbuhandschuhe anging. So konnten die Frauen in Selbu sich ein gutes Zubrot verdienen, indem sie Handschuhe für den Handel herstellten.

Die Frauen entwickelten immer mehr Variationen der Handschuhe, und es entwickelte sich ein Brauch, dass zu Hochzeiten den Männern von ihren Frauen ein spezielles Paar gestrickt wurde. Die Handschuhe wurden so zu richtigen “Liebesbeweisen”, da wurden Initialen oder ganze Namen untergebracht oder wichtige Daten verewigt.

In einer Woche ist Valentinstag…wenn ihr euch ranhaltet schafft ihr noch eins dieser tollen Muster für eure Auserwählten zu stricken? Es müssen ja nicht direkt Fingerhandschuhe werden, Fäustlinge sind ein schönes Projekt für eine Woche.

Mein Paar habe ich im Herbst aus dunkelblauer und weißer Regia Sockenwolle gestrickt. Das macht sie herrlich widerstandsfähig und man sieht ihnen die tägliche Hundeleinenreibung bisher noch nicht an. Sogar männliche Komplimente gab’s dafür schon zu Hauf, außerdem schon mehrere Wunschanmeldungen…aber das wäre ja Polygamie 🙂

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Skandinavischer Stricksamstag #4

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Abends im Museum

Das Nordiska Museet von Außen - das Bild stammt von Wikimedia
Das Nordiska Museet von Außen – das Bild stammt von Wikimedia

Diese Woche habe ich eine tolle Sache in Schweden entdeckt:

Kennt ihr das Nordiska Museet in Stockholm?

Für mich als Architekturfan ist schon das Gebäude eine Attraktion, aber auch innerhalb des Gebäudes gibt es irre viel zu sehen. Das Nordiska beheimatet Ausstellungen über die Kulturgeschichte Schwedens, einerseits Kunst, aber andererseits Alltagsgegenstände wie Kinderspielzeug oder Schmuck von heute und gestern. Spannend ist (aus meiner Sicht zumindest) aber gerade die Sicht auf traditionelle Kleidung und Trachten, sowie die Entwicklung des textilen Kunsthandwerks.

Schweden (und der gesamte Norden) hat eine lange Geschichte in der Textilherstellung, es gibt einzigartige Techniken und Verfahrensweisen in der Herstellung und aber auch Bearbeitung von Stoffen. Da wird gewebt, gestickt, geklöppelt, genäht, und eben gestrickt. Heute profitieren wir von diesen Erfahrungen, denn zum Beispiel ausgezeichnete Haspeln oder Webwerkzeuge haben viele von uns “made in Sweden” (Ich sag nur Glimåkra).

Jedenfalls – Im Nordiska Museet gibt es diesen Frühling ein monatliches Strickcafé.

Gut, Strickcafés gibt es viele, davon auch bestimmt einige in richtig tollen Locations, aber das Nordiska hat sich einen kleinen Twist ausgedacht…zusätzlich zum gemeinschaftlichen Stricken in traumhaftem Ambiente gibt es jeden Monat einen Vortrag zu einem bestimmten Strickthema. Diesen Monat ging es um die Strickmode der direkten Nachkriegszeit, nächsten Monat um “Bohus”stricken (Bohus ist eine Region in Schweden).

Die Vorträge sind auf Schwedisch, daher sollte man als nicht Geheimsprachen-Sprecher vielleicht nicht seine Reiseplanung am Strickcafé ausrichten, aber ich bin mir sicher dass das Nordiska auch sonst genug für eure Handarbeitsherzen bereit hält. Und üblicherweise wird man in Schweden auch überall auf Englisch herzlich willkommen geheißen – bestimmt auch beim Strickcafé. Der Eintritt ist an den Abenden übrigens frei!

Wäre so eine Reihe nicht auch eine tolle Idee für Deutschland? Spontan fällt mir das Kunst und Gewerbemuseum in Hamburg als Location ein…