Veröffentlicht am 8 Kommentare

Skandinavischer Stricksamstag #24

Reif für die Inseln

Heute ist Worldwide Knit in Public Tag, ich gehe also davon aus dass heute die werte Leserschaft erst nach der Öffentlichkeitsarbeit zum lesen kommt. Mich hat es in ein Café verschlagen, das Wetter lädt leider in Münster nicht zum draußen sein ein.

Umso stärker wächst die Reiselust – wer es noch nicht gemerkt hat, ich habe einen chronischen Reisevirus – und da bin ich diese Woche auf eine Pauschalreise für Stricker gestoßen. Auf die Færør Inseln (auf deutsch Färöer)!

Die beiden Magazine „The Knitter“ und „Simply Knitting“ haben gemeinsam mit einer britischen Reiseagentur eine einwöchige Strickreise auf die Färöer geplant. Bloß… was heißt das?

Also ich weiß dass die Färöer eine Fußballnationalmannschaft haben, gegen die das deutsche Team vor einigen Jahren mal gespielt hat. Und ich weiß dass es Inseln sind (Öer = Inseln) und irgendwie – wie Grönland – zu Dänemark gehören. Zufällig habe ich vor einiger Zeit auch mal eine Diskussion über traditionelle Pullover von den Färöern gelesen, eine dänische Fernsehkommissarin hatte wohl einen an.

Mindestens wegen des Pullovers ist meine Neugier geweckt, also habe ich mich mal schlau gemacht:

Zuerst einmal ist der deutsche Wikipedia Eintrag über die Inseln beeindruckend lang für eine Inselgruppe mit nicht einmal 50.000 Einwohnern.  Dann sticht mir, als zugegebenermaßen voreingenommener Leser, das Wappen ins Auge: Ein Schaf!

Coat_of_arms_of_the_Faroe_Islands.svg
Das Färische Wappen Quelle: Wikipedia

Direkt in der Kurzbeschreibung liest man auch direkt, dass Wollprodukte früher das wichtigste Wirtschaftsgut der Inseln waren. Sympathisch!

Völlig baff bin ich, dass die Inseln zwar zu Dänemark, aber nicht zur EU gehören. Das geht? Naja, aber offenbar steht das der Strickreise nicht im Weg, denn EU Bürger genießen trotzdem Freizügigkeitsrechte. Aber was wohl auf den Inseln ein gutes Abendessen kosten muss, so ohne Zollunion und mit wenig eigener Landwirtschaft? Werde mir wohl vor einer möglichen Reise ein Sparschaf anlegen müssen, oder aber Schmuggeltipps für Schokolade einholen.

Weiter unten steht aber auch, dass es auf keiner der Inseln Stechmücken gibt, ein Traum wird wahr! Da ich aktuell von der gemeinen Münsteraner Monstermücke geplagt werde überlege ich kurz Asyl auf den Färöern zu beantragen. Die Bilder von Papageientaucher Vögeln lassen mir noch mehr kleine Herzchen in die Augen kommen. Leute – warum war ich noch nie auf den Färöern??! Nebenbei bemerkt herrscht absoluter Frauenmangel, Singledamen können also noch auf einen färischen Mann mit Ernährerqualitäten hoffen.

Aber zurück zum stricken. Offenbar hatte ich den Artikel über färische Pullover in der englischen Zeitung The Guardian gelesen. Offenbar könnte man sich als Strickerin für das Label Gudrun & Gudrun auch sein eigenes Brot verdienen…  Die Autorin Nell Frizzell vom Guardian lockt mich mit ihrem eigenen Reisebericht jedenfalls. Die August Reise wird terminlich bei mir leider nichts, aber vielleicht nächstes Jahr nach der Hochsaison? Wer fährt mit auf die Färöer?

 

 

Veröffentlicht am 6 Kommentare

Troublemaker

Vorneweg: Sonntag Nacht hat in Florida ein Mann in einer Schwulenbar um sich geschossen. Scheinbar fand dieser Mann, dass Männer, die Männer lieben, kein Lebensrecht haben.

Ziemlich genau zwei Wochen vor dieser Tat war ich an einem Sonntagabend in einer Schwulenbar in Tennessee. Wohlwissend dass gerade in den Südstaaten der USA eine gewaltbereite Minderheit Hass gegen Schwule hat und deutlich zum Ausdruck bringt.

Warum kümmern sich die Leute nicht einfach um ihren eigenen Mist? Wieso meinen Menschen, dass sie ein Recht haben über die Gefühle und sexuellen Präferenzen anderer Menschen zu urteilen? Haben die keine anderen Probleme?

Womit wir bei meinem eigentlichen Thema sind: Ein Kinderbuch über Probleme und Sorgen.

troublemakerAber erst noch Hintergrundinfo. Die Schwangerschaften von zwei Freundinnen neigen sich gerade dem Ende zu, noch ein Paar Wochen und dann ist es soweit. Beide Babies werden von mir einen gestrickten Body bekommen, den ersten habe ich euch hier und hier schon gezeigt und beschrieben. Ganz toll: Auf Ravelry ist neuerdings mein Projektbild das offizielle Foto für die Anleitung 😮

Bildschirmfoto 2016-06-13 um 20.46.10

Der zweite Body ist gerade noch in Arbeit, der Großteil ist aber schon geschafft (s.o.). Diesmal in rosa und weiß, aber wieder in Rowan Summerlite – ein 4-fädiges Garn aus ägyptischer Baumwolle…herrlich!

Zweifarbiges Stricken ist mit so einem glatten und festen Material etwas komplizierter als mit flexiblerer Wolle, denn man kann etwas weniger geradezuppeln. Daher habe ich diesmal sehr kleine Nadeln (2,5mm) für den einfarbigen Teil genommen und den zweifarbigen auf 3,0mm gestrickt. Praktischerweise passt der Body in Neugeborenengröße haargenau auf die 40cm Rundnadeln, da brauchte ich nix zu schieben oder Magic Loop zu zwirbeln.

Nun aber zurück zum Thema Buch

Für die Babyparty der einen Freundin schenken alle Gäste ein Kinderbuch mit persönlicher Widmung.  Bücher finde ich super.

Der kleine Mann wird vermutlich dreisprachig aufwachsen, Englisch, Italienisch und Deutsch. Also kann ich auch ein deutsches Buch schenken, das vereinfacht die Aufgabe für mich, denn auf italienisch und englisch kenne ich mich mit Kinderbüchern echt nicht so aus.

Jetzt aber mein Dilemma: Für welche Altersklasse schenke ich?

Mein absolutes Lieblingskinderbuch ist „Anna und der Sorgenmacher“ von Hiawyn Oram und Tony Ross. Wurde leider nicht neu aufgelegt und ist daher nur vereinzelt gebraucht zu kriegen. Da meine deutsche Ausgabe im Laufe vieler Umzüge mal verschwunden ist habe ich mir das Original „Jenna and the Troublemaker“ aus einer Bibliotheksauflösung in den Staaten bestellt. Liegt hier, und wird immer und immer wieder hervorgekramt. Ist nämlich auch für Erwachsene immer wieder gut als Erinnerung daran, dass man die eigenen Sorgen und Probleme häufiger mal ins Verhältnis setzen muss.

troublemaker2Anna meint nämlich sie hätte die aller, aller, aller grässlichsten Sorgen der ganzen Welt – und jetzt auch noch Sommersprossen! Der Sorgenmacher, der jeden Abend mit seinem Sorgen-LKW rumfährt und neue Sorgen verteilt, hört Anna’s Jammern und bietet ihr einen Sorgentausch an. Dafür werden Annas aktuellen Sorgen alle eingefangen und in einen Sack gestopft und auf den großen Berg von noch zu verteilenden Sorgen geworfen. Und als Anna sich einen neuen Sack von Sorgen aussuchen soll, da merkt sie erstmal wie schlimm es andere trifft. Witzig bebildert sieht man wie Anna beim Öffnen der anderen Säcke die Haare zu Berge stehen, und wie sie das Gefühl hat keinen der Säcke heben zu können, denn auch die Sorgen von anderen Menschen sind verdammt belastend und schwer zu (er)tragen.

Am Ende findet Anna einen Sack Sorgen, der gar nicht so schlimm ist, den sie auf ihren Schultern heben kann und nach Hause trägt. Natürlich ist das der Sack in dem ihre ursprünglichen Sorgen sind (inklusive der grausamen Sommersprossen).

troublemaker3Das Buch ist wirklich toll bebildert, ich finde die Message bis heute wirklich sinnvoll, und sobald der Kleine mal meint von Sorgen erdrückt zu werden wird Tante Fia um die Ecke kommen und das Buch wedeln. Aber bis dahin vergehen ja hoffentlich noch etliche sorgenfreie Jahre, und für diese Zeit brauche ich ein Überbrückungsbuch…

Könnt ihr mir helfen?

 

Veröffentlicht am 6 Kommentare

Skandinavischer Stricksamstag #23

In der Buchhandlung am Flughafen bin ich wieder mal darauf aufmerksam gemacht worden, Deutschland liebt Skandinavien. Aktuelles Beweismittel: Das neue Couch Stylebook mit dem Thema…wait for it… Skandinavien.

Bildschirmfoto 2016-06-11 um 23.43.41
Quelle: Couch-mag.de

Aufgrund vom Geldkartenklau hatte ich wirklich knappe Bargeldreserven dabei, aber diese 4,90€ habe ich noch zusammengekratzt. Und das Heft hat mir erfreulich die Zugfahrt verkürzt.

Mal ehrlich, das Thema nordisches Design ist eigentlich von allen Ecken restlos beleuchtet worden. Dementsprechend darf man jetzt keine Neuerfindung des Rads erwarten. Aber ich finde das Heft wirklich nett aufgemacht. Erstens sind die City Guides mal mit geradezu revolutionären Sparten wie „Beauty“ versehen. Tatsächlich würde ich mich nicht mehr trauen auf einer Fremdsprache einen Friseurbesuch zu überstehen (schlechte Erfahrungen in Italien, mein blond verträgt nicht die gleiche Pflege wie das „blond“ einer Italienerin). Aber eine der Adressen für Massagen könnten nach einer anstrengenden Citytour mal angepeilt werden.

Außerdem finde ich ganz toll dass auch Island als Teil von Skandinavien behandelt wird. Das wird ja meistens unter den Tisch fallen gelassen, so dass ich einen City Guide Reykjavik gefühlt noch nicht so oft  überflogen habe wie Stockholm oder Oslo. Tatsächlich war ich aber auch noch nie auf Island, möchte aber ganz dringend mal hin, und lasse mich daher von den Ratschlägen zu der mir fremden Stadt mit Reisevirus infizieren 😉

Mein letzter Oslo Aufenthalt ist dafür noch vergleichsweise frisch im Gedächtnis, so konnte ich die Tipps mit unserem Wochenende im Dezember abgleichen. Und siehe da: Die persönliche Hotelempfehlung der Redakteurin ist genau das Hotel in dem wir auch untergekommen sind, und das Comfort Hotel im Bahnhof (!) war wirklich fantastisch. Auch viele der Kulturtipps und Essensempfehlungen kann ich komplett unterschreiben. Und die Shopping Ratschläge sind auf jeden Fall mal was anderes, auch wenn ich sie natürlich noch um eine Garnrubrik erweitern würde.

Also wenn ich in nächster Zeit eine Städtereise in eine der nordischen Hauptstädte vorhabt, allgemein skandofil seid (als Leser dieser Rubrik), die 30000ste Beleuchtung des nordischen Stils euch immernoch fesselt, oder für euren nordischen Teint nach nordischen Beautyprodukten sucht, ich behaupte das Themenheft ist sein Geld wert.

Veröffentlicht am 4 Kommentare

In meinem Field Bag im Juni

Die Nashville Grizzlies B - und ein Eindruck vom Wetter
Die Nashville Grizzlies B – und ein Eindruck vom Wetter

Puuuuuh!!!!!

Erstmal: Es ist schön wieder da zu sein. Aber auch anstrengend. Die Zeit in den USA war echt toll, aber nie nie nie wieder fliege ich mit Delta. Von Flugstornierung über verlorenes und beschädigtes Gepäck über falsche Buchung und irre knappen Umsteigezeiten war wirklich alles dabei. Alles im einzelnen kein großes Drama, aber gesammelt bildet es mit Jetlag eine toxische Verbindung, die mir wirklich in den Knochen sitzt. Ich brauche quasi Urlaub vom Urlaub 😉

Wie das so ist, bin ich in Nashville natürlich viel weniger zum stricken gekommen als gedacht. Die hohen Temperaturen und die wahnwitzige Luftfeuchtigkeit haben die Wolle zu einer trägen Masse in meinen Händen werden lassen. Aber nur weil der eigentliche Schaffensprozess eingeschränkt war habe ich natürlich trotzdem alles in der Gegend erkundet, was mit Wolle zu tun hatte (siehe hier). Für ein dermaßen heißes Klima hat Nashville überraschend viel zu bieten für unsereins.

Gekauft habe ich nur bei Fringe, und auch nichts wirklich großes – als wir endlich dorthin kamen waren mir leider am Abend vorher EC und Kreditkarte geklaut worden, meine Shoppinglaune also etwas gedämpft. Es gab nur Maschenmarkierer, eine Schere und einen Auftragskauf für Marisa.

Nebenbei bemerkt habe ich in Wirklichkeit auch schon ein ordentliches Fringe-Sortiment, denn zu jeder Gelegenheit bekomme ich als Gast/Geburtstags/Beste-Freundin-der-Welt-einfach-so-Geschenk von Tom einen Bookhou Bag, oder die Garnpyramide, den Field Bag, oder oder oder.

Und genau in diesem Field Bag (habt ihr alle bestimmt schon mal in den Weiten des Internets gesehen), trage ich immer mein Hauptprojekt rum. Er ist nämlich einfach super. Und da ich im Moment nicht ganz so viel zu dem erzählen kann / möchte, was sich auf meinen Nadeln befindet, zeige ich euch mal was ich so alles im Projektbeutel sonst noch rumtrage.

fieldbag2Da ist (natürlich) mein aktuelles Fokusprojekt. Es wird ein Pullover aus Lamana Milano in der Farbe eisblau. Love it. Das Garn ist der Knaller! Die Anleitung dafür wird im Herbst rauskommen, aber dazu erzähl ich irgendwann nochmal mehr. Das Design ist schlicht, aber Lace-Einsätze geben den gewissen Pfiff – das wird ein Lieblingsteil einsetzbar von Symphoniekonzert bis Büro oder Date. Gestrickt wird auf 3,5mm Nadeln, und bisher wiegt das Teil luftige 65 Gramm (!). Wie gesagt: Knaller!

fieldbag3

Abseits vom Strickzeug habe ich aber noch allerlei Kinkerlitzchen im Beutel. Ganz klar immer dabei: Mein Mini Moleskine Notizbuch* in blassrosa und mein geliebter Rausdrück-Minen-Bleistift* mit eingebautem Radiergummi. Diese Bleistiftmanie ist ganz klar ein Überbleibsel aus College und schwedischem Gymnasium. In meiner deutschen Schule durften wir die nicht benutzen soweit ich mich erinnere. Jedenfalls halte ich mit diesen beiden Dingen spontane Ideen fest und teste Fair Isle Muster in den Kästchen. Zwar hab ich nen Handy auf dem die passenden Apps sind um sowas auch digital zu können, aber bei manchen Dingen bin und bleibe ich analog.

fieldbag5Das kleine Stoffsäckchen gab es bei Fringe zu der Eulen-Schere dazu. Und ich wäre ja doof wenn ich so ein praktisches Beutelchen nicht nutzen würde… also liegen darin die Maschenmarkierer, die Schere, Wollnadeln, Häkelnadel und ein Maschenhalter. So liegt das ganze Gedöns schön sicher mit im Beutel, verhakt sich aber nicht im Strickzeug – Prima!

Fieldbag1Zu guter Letzt nicht wirklich strickbezogenes: Überall wo ich bin gibt es etwas gegen trockene Lippen und Hände. Und da der Fieldbag meist ist wo ich bin, bewahrt er für mich Lippenpflege und Handcreme (muss schnell einziehen und keine Spuren an der Wolle hinterlassen). Außerdem ein Haargummi. Und ein Paar Regenbogen-Schnürsenkel vom Bingham Cup. Die sollen ein Zeichen gegen Homophobie im Sport sein, das werden sie auch noch, aber bisher habe ich noch nicht entschieden welches Paar Schuhe sie zieren werden. Beinah strickerfolgentscheidend sind wirklich meine kabellosen Kopfhörer*. Die trage ich auch zum laufen, beim putzen, beim einkaufen, eigentlich fast immer. Im Moment stricke ich – wetterbedingt- viel draußen und höre darüber Musik und Podcasts, gerade bei viel „glatt rechts“ brauche ich sonst ein gutes TV Programm. Komischerweise scheine ich zur Minderheit zu gehören, die ein Buch immernoch in schriftlicher Form vorzieht. Hörbüchern kann ich sehr schlecht folgen, Podcasts dafür umso besser.

Sowieso…Podcasts hab ich natürlich nicht im Beutel, aber wer auch immer die erfunden hat: DANKE! Selbst für meine irrsinnigen Nischeninteressen gibt es auf meinen Nischensprachen super gute Beiträge, und ich brauche nicht zu einer bestimmten Zeit zuzuhören, sondern immer wenn es mir in den Kram passt. Suuuuuuuuper! Im Moment höre ich zum Beispiel einen schwedischen Podcast über Sprache und habe endlich mal was fundiertes über Plattdeutsch gelernt 🙂 Stricken kann also sogar für die Bildung gut sein!

Was tragt ihr so im Moment rum? Und habt ihr vielleicht Tipps wie man Jetlag und ungeheuren Delta-Frust bei diesem Wetter schneller los wird? Vielleicht einen tollen Podcast?

 

* sind Affiliatelinks zu Amazon. Alle Produkte sind meine eigenen, heiß geliebt und selbst gekauft oder von lieben Freunden und Verwandten geschenkt bekommen.

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Skandinavischer Stricksamstag #22

Nackige Schafe in Island?

naturwolleVor zwei Wochen ging es hier schon mal um Island, und zwar um den klassischen Isländerpullover, und darum dass ich liebend gerne einen stricken würde.

Das passende Buch hatte ich euch auch direkt verlinkt.

Und dann erreicht mich diese Woche folgende Nachricht: Island hat Wollknappheit!!!!!

Und zwar ist in diesem Jahr ein bis zu 15% Anstieg im Garnabsatz festzustellen, und obwohl man schon zusätzliches Personal eingestellt hat, es wird dieses Jahr eng(ere Pullover geben müssen). Wart ihr das? Hamstert ihr? Und was ist mit mir?

Mich überrascht die Nachricht etwas, denn eigentlich hört man von allen Seiten dass Rohwolle verbrannt wird oder im Garten zur Rehabwehr genutzt wird. Verarbeitet wird nur das wenigste, denn es herrscht eigentlich ein absolutes Überangebot an Rohwolle von „normalen“ Schafen. Nur Merinowolle aus warmen Gegenden ist etwas begehrter. Angeblich sind wir Stricker „im Schuld“, weil wir nur kuschelweichstes Flauschmerino haben wollen. Aber nun diese Nachricht aus Island.

In meinen Ohren ist das eine wunderbare Neuigkeit. Es gibt also doch einen Markt für weitestgehend natürliche Wolle von Mulesing-freien Schafen. Toll! Macht weiter so!

Und wenn ihr schon dabei seid, kauft doch im Sommerurlaub auch andere nachhaltig produzierte Garne von skandinavischen Schafen. Ein paar Vorschläge:

Ullcentrum Öland 

Die Frauen hinter dem Ullcentrum (Wollzentrum) von der Insel Öland fahren los und holen bei Schäfern Wolle ab, die sonst verbrannt würde. Daraus fertigen sie alles mögliche, Pantoffeln, Decken und und und, und sie lassen Garn spinnen. In tollen Farben. Und als einer der wenigen Hersteller lassen sie Garn in Z-Richtung spinnen, wodurch es sich zum Tvåändsstickning eignet. Es gibt auch extra für Lovikka-Handschuhe gedachte Wolle, hier kennt und schätzt man die traditionell schwedischen Techniken.

Lofoten Wool

Eine ganz kleine Spinnerei die nur Wolle aus den Lofoten und Nordnorwegen verwendet. Es gibt auch Garn aus der Wolle des „Spæl“-Schafs (Spælsau), eine einheimische Rasse deren Unterwolle besonders weich ist. Das längere Außenfell haben die Wikinger übrigens genutzt um daraus die Segel für ihre Schiffe zu machen. Als ich im Winter in Oslo war habe ich einen Strang Spælsau-Garn mitgebracht, allerdings bin ich noch nicht zum geplanten Paar Handschuhe gekommen.

Östergötlands Ullspinneri

Diese Spinnerei ist mir letztes Jahr beim Garn-Shopping in Schweden über den Weg (und in den Einkaufskorb) gelaufen. Mein Stash soll mal ein Tuch werden, es fehlt allerdings die Zeit 😉 Unternehmen dieser Art gibt es auch in Schweden nicht mehr viele, und das obwohl Wollverarbeitung vor gar nicht so langer Zeit noch in jedem Kaff vonstatten ging. In der Nähe von unserem Ferienhaus kann man diverse Spinnereien besichtigen, nur in Betrieb sind sie leider nicht mehr. Daher freut es mich um so mehr, dass diese Spinnerei sogar bis nach Japan bekannt und beliebt ist.

Spinnerigården

Wieder aus Norwegen, ein ganz traditionelles Familienunternehmen. Auch hier verarbeitet man Spælsauwolle, im Webshop kann man auch vieles aus der eigenen Fertigung kaufen. Leider kein Garn. Aber falls es euch in den Sommerferien zufällig in die Nähe von Kristiansand bringt, es gibt einen Garnverkauf im Hofladen.

Hillesvåg Ullvarefabrikk

Hätte ich doch nur schon gestrickt als ich noch in Bergen gewohnt habe! Hillesvåg ist nur 35km nördlich von Bergen, und auch dieses Familienunternehmen arbeitet mit heimischer Wolle. Die Wolle vom „Pelzschaf“ (Pelssau), einer Mischung aus norwegischen und schwedischen Rassen, lockt mich besonders. Angeblich soll sie ähnlich glänzen wie Mohair.

 

Bei näherem Nachdenken sollte ich einen Vorwand für eine Norwegenreise finden 😉

Wie ist das bei euch, könnt ihr „echte“ Wolle an der Haut haben? Kennt ihr noch Bezugsquellen für so richtige Wolle?

 

 

 

Veröffentlicht am 2 Kommentare

Skandinavischer Stricksamstag #21

Diese Woche habe ich eine richtig gute Ausrede für die späte Stunde: ich bin in den USA, sieben Zeitzonen von euch weg.

Es gibt schlimmeres als durchtrainierten Männern beim Dehnen zuzusehen.
Es gibt schlimmeres als durchtrainierten Männern beim Dehnen zuzusehen. 

Fast den ganzen Tag sind wir draußen, denn ich bin hier um einen meiner besten Freunde und sein Team beim Bingham Cup zu unterstützen – das weltweit größte Amateur Rugby Turnier. Der Cup richtet sich an Rugby Teams aus der ganzen Welt, die ‚gay‘ oder ‚gay-friendly‘ sind – und das sind überraschend viele. Erwartet hatte ich irgendwie ein freundschaftliches Ballschubsen zwischen so ungefähr 60 Spielern, aber es sind weit über 1000, und geschubst wird eher rabiat. Bereits am ersten Wettkampftag gingen in regelmäßigen Abständen die ambulances von den Spielfeldern.

Es gibt auch ein (kleines) schwedisches Team, und natürlich sind wir schon verbrüdert und haben Bier in einem ‚Honkeytonk‘ getrunken. Als echte Nordlichter leiden wir gemeinsam unter den tropischen Temperaturen, und bemitleiden uns gegenseitig für unsere ausgewachsenen Sonnenbrände.

Auf der Tribüne stricke ich trotz 31 Grad und gefühlter Luftfeuchtigkeit von 100% zufrieden vor mich hin. Im Moment sind ausschließlich Lamana Milano Projekte auf den Nadeln, das geht sogar bei diesen Temperaturen ganz gut runter 😉

Womit wir beim Thema sind: diesen Nashvilletrip mache ich nicht aus unendlicher Liebe zum (schwulen) Rugby, sondern um einen meiner besten (& strickenden) Freunde zu sehen und mit ihm die Strickszene der Stadt zu erkunden. Fringe Supply, Nutmeg, Craft South…und ein zeitlich passendes Fiber Festival in Dickson County.

Das Festival war sehr klein bis winzig. Ein dunkler Raum in dem ich leider nicht fotografieren konnte. Das Angebot richtete sich hauptsächlich an Spinner/innen, und es gab traumhafte Kammzüge und Rolags für relativ kleines Geld, außerdem rohe Fasern von örtlichen Schafen quasi hinterher geworfen. Auch Spinnräder und Spindeln gab es en Masse.

Richtig umwerfend war ein Stand mit Garn und Büchern. Da bin ich fast schwach geworden, denn Bücher über Doppelstrick, Tvåändsstickning, lettische Muster, Elisabeth Zimmerman’s gesammelte Werke…das ist doch wie ne Mäusefalle für Strickerinnen.

Zum Glück hat mein Gehirn sich schnell noch eingeschaltet. Besonders viel Freigepäck habe ich nicht mehr, Zoll ist immer so eine Sache, und ich habe einen etwas umständlichen Rückflug. Und zu meiner Schande muss ich gestehen: ich werde die Bücher einfach bei Amazon bestellen. Total doof für die Händlerin dort, denn üblicherweise bezahle ich gern ein paar Dollar mehr um die Vorauswahl zu belohnen, aber…

Wo wir beim Bücher bestellen sind, und weil das hier ja irgendwie mir verspätetem Samstag und Skandinavien zu tun hat, verrate ich euch jetzt mal bei welchen nordischen Online-Buchhändler mit teilweise enormer Auswahl an Strickbüchern ich am liebsten bestelle:

 

Bokkilden

Mein „Pusher“. Liefert nach Deutschland. Hat immer Sonderpreise. Bisher keine Probleme mit Zoll. Man muss ein Profil anlegen und die Kreditkarte hinterlegen, sonst kommt man nicht weiter, aber der Aufwand lohnt sich. Denn diese Bücher locken allein zum Thema Stricken!!! Bücher sind in Norwegen steuerfrei und die Krone ist im Moment auf absolutem Tiefstand – man kann sich also den Einkauf günstig reden.

Adlibris

Liefert leider nur in den Norden, aber vielleicht was für die Urlauber unter euch?…Die Auswahl ist phänomenal, hier die Handarbeitsbücher.

 

und etwas spezieller:

Bokfynd

Eine Preisvergleichseite für Bücher, ich nutze sie um auch ältere und obskure Bücher zu finden. Die interessante Rubrik sind die „Näh- und Handarbeitsbücher

Bokbörsen

Gebrauchte Bücher, eine meiner absoluten Leidenschaften! Hier muss man aber wirklich Zeit mitbringen, denn in der Rubrik Hobby und in der Rubrik Handwerk gibt es einiges zu finden – wenn man die Geduld dafür hat. Die Schweden sind einfach die ungeschlagenen Meister der systematischen Haushaltsauflösung. Da wird noch für jeden kleinen Schatz im Nachlass ein neues Zuhause gefunden. Tipp für die Urlauber: Es gibt im ganzen Land Auktionshöfe, da kann man für ganz kleines Geld richtig tolle Schnapper schießen.

 

So, das war mein kleines Lebenszeichen aus Nashville. Gleich geht das erste Final-Spiel los, und das lasse ich mir nicht entgehen.

Veröffentlicht am 8 Kommentare

Skandinavischer Stricksamstag #20

Ponies, heiße Quellen, unaussprechliche Vulkane – und Strickmuster

Genau! Heute geht’s nach Island.
Gehört geografisch vielleicht nicht so richtig zu Skandinavien, kulturell aber auf jeden Fall. Und gestrickt wird auch. Also ideales Thema für den heutigen Samstag.

Vor ein paar Tagen gab es mal wieder die frohe Botschaft im Freundeskreis: Es gibt Nachwuchs. Und da die Eltern spekulieren, dass sie sich da ein „Mitbringsel“ aus ihrem letzten Island Urlaub mitgebracht haben, suche ich für das Willkommensgeschenk nach isländischen Mustern.

Bereits letztes Jahr habe ich mir aus Norwegen das Buch „Islandsk Strikk“ von Oddny Jónsdóttir bestellt. Es ist voll von traditionellen Isländer-Mustern, die im Gegensatz zu den Stricktraditionen der Nachbarländer relativ wenig Aufmerksamkeit bekommen. Also zumindest bei uns. Denn in den skandinavischen Blogs begegnen mir gerade die Muster aus diesem Buch immer wieder. Zum Beispiel den „Riddarí“ Pullover habe ich schon bei Heidi gesehen, und Pia vom Kammebornia Blog hat ihn neulich für ihren Mann gestrickt.

Das Buch gibt es leider weder auf Deutsch, noch auf Englisch, aber einige der Muster sind bei Ravelry auf Englisch verfügbar. Andere sind auch im englischsprachigen Buch „Knitting with Icelandic Wool“ enthalten, und das wiederum findet ihr hier bei Amazon*.

Leider ist keins der Muster wirklich direkt für meine Zwecke brauchbar. Kein Pulli in Größe Neugeborenes. Zur Geburt ein Outfit für den ersten Geburtstag zu schenken… schwierig. Außerdem kann man mit dem Island-Bezug bestimmt etwas langfristigeres schenken, oder? Die allererste Idee war eine Puppe à la Arne & Carlos mit Isländerpullover. Wobei so ein Kind ja eine ganze Zeit vor sich hat, bevor so eine Puppe Spaß macht.

Also noch ein bisschen bei Ravelry rumgestöbert. In der Mustersuche kann man nach Herkunftsland des Designers filtern, und siehe da: Es gibt eine ganze Menge Anleitungen von Isländern auf Ravelry. Heute waren es 885. Allerdings möchte ich etwas stricken und filtere daher alle Häkelmuster raus, außerdem möchte ich den Text verstehen und filtere daher nach Sprachen. Ein paar Filter später, und Ravelry zeigt mir 222 Strickmuster – gratis, als Ravelry Download oder sonst im Internet erhältlich und mit Bild. Find ich gut.

Und wisst ihr worauf ich stoße? Ein klassischer Islandpullover als Schlüsselanhänger! Das ist so ganz und gar unnütz, und eigentlich mag ich unnütze Sachen gar nicht stricken, aber in diesem Fall könnte es passieren, dass es demnächst zwei kleine Schlüsselanhänger geben wird. Das löst auch direkt das Dilemma: Isländer werden in rustikalem Garn gestrickt. Vielleicht werden sie dann besser am Schlüsselbund getragen als auf Babyhaut 🙂 Und nachträglich kann man immer noch die Puppe mit dem gleichen Pullover schenken – falls ich irgendwo noch ein paar freie Minuten finde…

Sollte sich spontan noch magisch ein Zeitfenster für einen Pulli für mich öffnen, dann stünde übrigens der Aftur hier ganz weit oben auf der Liste.

Veröffentlicht am 3 Kommentare

Von rund zu flach III – Sage

Vor annähernd zwei Jahren ist mir Sage im damals druckfrischen Büchlein mit der Windswept Collection von Marie Wallin aufgefallen. Mir war klar, das Teil muss her!

Vom vollkommenen Größenwahn besessen habe ich direkt die passenden Farben bei meiner Rowan Order mitbestellt. Bis Ende Januar lagen die Knäuel seitdem traurig im Lager und warteten auf ihren Einsatz. Denn zum Zeitpunkt meiner Bestellung hatte ich noch nie größere Muster in mehreren Farben gestrickt. Dass eine windschiefe Mütze nicht genug Übung für dieses Riesenprojekt sein würde, das war mir gottseidank klar.

In der Zwischenzeit habe ich mit größeren und kleineren Projekten meine Fair Isle Skills ganz ordentlich verbessert, und zum Glück auch sonst so einige Lektionen gelernt. Man muss davon ausgehen dass Sage ansonsten niemals fertig geworden wäre.

Im Endeffekt war das mehrfarbige Stricken das geringste Übel. Seit ich erst einmal die passende Handhaltung für mich gefunden hatte, macht es für mich kaum mehr einen Unterschied ob ich einen oder zwei Fäden gleichzeitig hantiere. Allerdings gilt das nur für rechte Maschen. Rückreihen sind möglich, aber wenig erstrebenswert. Schlicht und einfach des Komforts wegen. Denn man sieht das Muster nicht, muss dran denken den Chart rückwärts zu stricken, überall sind die Flottierfäden im Weg, und und und. Dazu die Problematik mit der Fadenspannung, und nebenbei noch auf die Farbdominanz achten. Da endet bei mir das entspannte Stricken, und ich werde zum Choleriker.

Um das Kleid in Runden stricken zu können, musste ich mir wieder den Aufbau der Klamotte überlegen:

Sageschema
Das Original Schema aus der Anleitung habe ich eigentlich nur nach unten verlängert, und die Ärmel ganz weggelassen

Auch im Original wird Sage von unten nach oben gestrickt, also vom Bündchen zum Ausschnitt. Der erste Teil war also wieder ganz leicht umzudenken: Addiere die Maschenanzahl für Vorder- und Rückenteil, schließe zur Runde, und ab geht’s. Bei der Hälfte der Maschen habe ich einen Markierer gesetzt um hinten und vorne leicht erkennbar zu haben. Da mein Sage keine Nähte haben würde, brauchte ich auch keine Nahtzugaben. Daher habe ich mir überlegt, dass etwa ein Zentimeter pro Seite, pro Teil beim Nähen verloren gegangen wäre (also insgesamt 4 Zentimeter). Anhand der Maschenprobe habe ich berechnet wie viele Maschen das sind, und habe sie weggelassen. Das war großzügig berechnet, da ich wusste dass Größe M bei mir etwas groß ausfallen würde. Beim Chart musste ich dann darauf achten, dass ich mir meinen eigenen Startpunkt einzeichne, damit das Muster auch über die verringerte Maschenanzahl aufgeht.

Einmal so weit gekommen habe ich eine Weile genügsam vor mich hin stricken können. Taschen einfügen – kein Problem, eigentlich wie in der Anleitung. Die Abnahmen für die Taille, immer schön am Rand, an Vorder- und Hinterteil gleichzeitig, für die Zunahmen danach das gleiche Spiel zurück.

Erst bei den Armlöchern kam meine wirkliche Veränderung.

Sageschema2In einigen Projekt Notizen bei Ravelry kann man nachlesen, dass die ein oder andere an dieser Stelle doch zum hin-und-her stricken übergegangen ist. Das kam für mich nicht in Frage. Meine Maschenprobe fürs rundgestrickte Muster war einfach viel fester, ein Übergang wäre am Maschenbild deutlich zu erkennen gewesen.

Außerdem kann ich Steeking! Und wer steeken kann braucht eigentlich keine linken Mustermaschen mehr. Zumindest wenn man nicht mit total rutschigem Garn strickt.

Wie im letzten flach-zu-rund Beitrag gilt es ja, die notwendigen Löcher für Kopf und Arme in den „Körperschlauch“ zu bekommen.

Dafür wird die in der Anleitung geforderte Anzahl Maschen für die Armlöcher abgekettet. Also eigentlich doppelt so viele, denn ich habe ja gleichzeitig Vorder- und Hinterteil bearbeitet und das Armloch auf beiden Seiten formen müssen.

In der nächsten Runde wird ganz normal das Muster gestrickt, bis man zu den abgeketteten Maschen kommt. Jetzt werden Steekmaschen angeschlagen. Das sind einfach Maschen, die das Loch überbrücken, und nachher zerschnitten werden. Ich habe jeweils 7 Maschen angeschlagen, davon wird immer die erste und die letzte links gestrickt, damit eine klare Trennung zum eigentlichen Kleidungsstück da ist. Außerdem nutze ich später die „purl bumps“ um die Maschen für die Bündchen aufzunehmen – das ist aber Spezialwissen.

ArmlochSageAm rechten Bildrand kann man erkennen, dass sich zwischen abgeketteten Maschen und Steekkante ein Loch gebildet hat. Die Steekmaschen erkennt man daran, dass die linken Randmaschen zwei Rillen bilden, und die Farben hier immer abwechselnd gestrickt und nicht im Muster sind.

Auch für den Ausschnitt habe ich das gleiche System genutzt. Die Maschen für die Kante still legen und mit 7 Maschen überbrücken. Sage hat dadurch am Ende eher die Form eines Trichters gehabt:

Sagetrichter
Die Maschen auf der Rundnadel vorne bilden später die Unterkante für das Bündchen am Ausschnitt

Als ich an den Schultern angekommen war, habe ich die Maschen der Vorderseite mit denen der Hinterseite durch Maschenstich / Kitchener Stitch verbunden. Dann habe ich die Steekmaschen mit einer Häkelkante abgesichert, wie man das macht habe ich hier schon mal beschrieben. Und mit aufgeschnittenem Ausschnitt ist dann auch wieder ein Kleidungsstück zu erkennen…

sagenachschnitt

Cool oder?

Wie Sage dann fertig aussieht habe ich euch ja schon hier und hier gezeigt.

Übrigens: Da ich für mein persönliches Sage alle Farben bereits so lange vorher geordert hatte, habe ich noch alle Originalfarben aus der Anleitung zur Verfügung gehabt. Inzwischen ist die Farbe Hedgerow (das grün) nicht mehr im Programm. Da ich jeweils eine Verpackungseinheit ins Lager gelegt hatte, habe ich jetzt die übrigen Knäule in den Shop gestellt. Falls sich also jemand jetzt ein eigenes Sage zutraut: Hier geht’s lang zum Felted Tweed DK. Das Muster bekommt ihr hier, direkt von Marie Wallin.

 

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Skandinavischer Stricksamstag #19

Da diese Woche ein großer Feiertag für mich (und meine Landsleute) ansteht, führt uns der Beitrag der Woche wieder nach Norwegen. Direkt im Anschluss an das lange Pfingstwochenende feiern wir nämlich auch noch den 17. Mai.

Ja vi elsker dette landet

Das heisst: Ja wir lieben dieses Land; die erste Zeile der Nationalhymne. Und eben dieses so geliebte Land feiert am 17. Mai seinen Geburtstag, den Nationalfeiertag.  An diesem Tag feiern wir das Grundgesetz, das von der norwegischen Nationalversammlung 1814 beschlossen wurde.

Eigentlich ist das irreführend, denn die Nationalversammlung hatte zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Befugnis irgendetwas zu beschließen. Ein Norwegen als Staat gab es nämlich nicht. 1814 wurde Norwegen ein Teil des Königreichs Schweden. Unfreiwillig, denn aufgrund einiger dummer Ereignisse in der Geschichte ist Norwegen immer wieder als Anhängsel von Schweden an Dänemark und wieder an Schweden rumgereicht worden. Die Wirren der Geschichte eben.

Man kann wirklich sagen, dass die meisten Norweger nicht von den Verbindungen mit den skandinavischen Nachbarn profitiert haben. Und wie das so ist, haben die Menschen besonderen Wert auf ihre eigene, norwegische Identität gelegt – vermutlich gerade eben weil es kein eigenes Norwegen gab.

Und auch nach inzwischen 111 Jahren Unabhängigkeit (1905 war es endlich so weit), wird die Freiheit und das Norwegischtum am Nationalfeiertag ganz besonders gefeiert. Eigentlich jede Stadt hat einen großen Festtagsumzug durch die Innenstadt, bei dem Unmengen an Fahnen geschwenkt werden. Übrigens feiern auch viele Norweger im Ausland in Botschaften, Kulturzentren und Konsulaten oder anderen skandinavischen Zentren.

Besonders auffallend ist, dass fast alle Norweger zur Feier des Tages ihre Trachten anziehen, das Bunad. Traditionell kann man an unterschiedlichen Farben, regionalen Besonderheiten und Details die Herkunft der Träger/innen erkennen, aber es gibt eine relativ einheitliche Grundform. Die deutschen Trachten sind ja eher nur sehr regional (z.B. Bayern, Schwarzwald) vertreten, und sind sehr unterschiedlich. Außerdem sieht man sie für meinen Geschmack selten außerhalb der Kulturvereine und Trachtengruppen.

In Norwegen ist das anders. Das Bunad kommt über’s Jahr für einige Festtage zum Einsatz. Bei Hochzeiten und Taufen tragen beispielsweise viele Gäste das Bunad zur Kirche. Es ist ein geliebter Teil der nationalen Identität. Ein vollständiges, richtiges Bunad mit all seinen Teilen ist unglaublich teuer. Meist bekommt man es zur Konfirmation, und im Laufe des Lebens wächst das gute Teil (dank eingenähter Stoffreserven in den Säumen und Nähten) mit. Häufig werden Teile des Bunads auch an die nächsten Generationen weitergegeben. So kann einem natürlich inzwischen auch ein dritte-Generation-Bergenser in einem Bunad mit Teilen aus Nordnorwegen begegnen. Wie Karlsson sagt: Das stört keinen großen Geist! Im Gegensatz zu den Trachten anderer Länder werden die Bunader immer weiter entwickelt. Stichwort lebendiges Brauchtum 🙂

Und was ist mit Stricken?

Jaaaa, kommt jetzt!
Natürlich sollen auch die kleinsten am Nationalfeiertag einen patriotischen Auftritt hinlegen können. Irgendwo sind aber auch die Grenzen von Stoffreserven erreicht, weshalb etliche Mütter inzwischen zum gestrickten Kinderbunad greifen. Bei den teilweise noch frischen Mai-Temperaturen so kurz nach den Eisheiligen ist so ein Wolloutfit gar nicht verkehrt.

Der Garnhersteller Sandnes hat ein Anleitungsheft „Festtagskleidung“ für Kinder herausgebracht, das sich stark am Bunad orientiert. Sind die nicht knuffig?

Natürlich zeigen die stolzen Strickmütter auch bei Instagram ihre Kreationen, am eindrucksvollsten sind meiner Meinung nach der #17maistrikk und #strikkebunad .

Gibt es eigentlich auch in Deutschland so eine Art Festtagsmontur für die Minis?

 

 

Veröffentlicht am 4 Kommentare

Von flach zu rund II – Yarrow

 

Yarroworiginal
Original

yarrowhochkant
Vereinfacht, verlängert, geliebt!

Um mal das Pferd von hinten aufzuzäumen: Yarrow ist fertig, und sieht dem Original sehr ähnlich. Aber erinnert ihr euch noch an die Benotung des „Lösungswegs“ im Mathematik Unterricht? Das Endergebnis mag aussehen wie von meinem Banknachbarn (in dem Fall Rowan selber), aber mein Lösungsweg ist völlig anders.

Wie ich gestern angekündigt habe, versuche ich euch meine Herangehensweise zu erklären. Dazu fange ich erstmal mit Pullover-Theorie an:

Grundsätzlich ist ein Pullover wirklich simpel aufgebaut. Denn wenn man stark vereinfacht besteht das Grundmodell aus drei Schläuchen. Einer mit einer kleineren Öffnung oben (Kopf), und zwei Löchern an der Seite (Ärmel); außerdem zwei nach unten enger werdende Schläuche für die Arme.

Wer schonmal einen Loop-Schal gestrickt hat weiß: Einen Schlauch zu stricken ist die einfachste Übung. Ausreichend Maschen anschlagen, immer in Runden hoch stricken (gerne glatt rechts), abketten, fertig. Da immer die rechte Seite gestrickt wird, ist das Maschenbild im Zweifel viel gleichmäßiger als bei hin-und-her gestrickten Schals etc.

Aber wie bekommt man die passenden Öffnungen in den Körperschlauch, und wie befestigt man die Ärmel? yarrowparts

Eine Möglichkeit ist Einzelteile aneinander zu nähen. Also Rücken, Brust und zwei Ärmel stricken, und alles aneinander sticheln. So hat sich die Designerin von Yarrow, Marie Wallin, das gedacht. Für richtig alte Hasen ist das vermutlich die ultimative Lösung. Sie bietet auch wirklich Vorteile: Die einzelnen Teile sind recht klein, man schleppt keinen ganzen Pullover mit sich rum. Am Ende können die Einzelteile auch einzeln in Form gespannt werden, so optimal kann man ein komplettes Kleidungsstück leider nicht spannen.

Andererseits bin ich kein Fan. Man braucht schon etwas Erfahrung um bei den Teilen zu wissen – passt das? Was ist mit der Nahtzugabe?  Außerdem unterbrechen (selbst die saubersten) Nähte so unschön das glatte Maschenbild, zum Teil sind sie im Weg, und bei manchen Materialien neigen sie auch noch besonders zum pillen. Sehr zu meiner Schande muss ich auch gestehen, dass Pulloverteile gerne ein paar Wochen liegen bleiben bevor ich die Disziplin zum nähen finde…

yarrowschemaIV
Am Ende wollen wir also mit möglichst wenigen Nähten dieses Ergebnis

Im Fall von Yarrow erspare ich mir daher die Nähte an den Seiten, den Schultern, und entlang der Ärmel.

Dafür musste ich aus den Angaben für Vorderteil und Rücken den „Körperschlauch“ denken. Das ist relativ einfach, ich schlage einfach die Maschen für beide hintereinander an und schließe die Runde. Da ich keine Nahtzugabe brauche, kann ich noch Maschen am Rand weglassen, oder nicht. Bei Yarrow habe ich das nicht gemacht, ich versuche am Sonntag beim Sage nochmal genauer darauf einzugehen.

Bis unter die Arme kann ich jetzt einfach einen Schlauch stricken – mit dem Lacemuster aus der Anleitung.

Als nächstes habe ich dann die Ärmel gestrickt. Dazu habe ich einfach die Maschen auf einem Nadelspiel verteilt, die Runde geschlossen, und mit den Zunahmen der Anleitung auf die gewünschte Länge zwei Schläuche gestrickt. Da meine Arme überdurchschnittlich lang sind, habe ich ein paar Zentimeter dran gehängt. Dafür habe ich die Ärmel mit einem gut sitzenden Pullover verglichen.

Der nächste Schritt ist etwas friemelig, aber im Grunde auch ganz einfach. Und zwar werden die Ärmel jetzt an den Körper angestrickt. Dazu werden unter den Armen einige Maschen still gelegt, sowohl am Ärmel als auch am Körperschlauch. Diese Maschen werden später per Maschenstich unsichtbar (und unfühlbar) vernäht.

Bei Yarrow zeigt sich hier eine Besonderheit, denn es gibt keine Armkugel. Die Ärmel werden eigentlich auf der Höhe der Achseln angenäht, Brust und Rückenteil hängen quasi über die Schultern nach unten. yarrowschemaI

Also habe ich den rot markierten Bereich einerseits hoch zum Ausschnitt gestrickt, ihn aber auch gleichzeitig an den Ärmel befestigt. Und warum nähen, wenn ich doch viel besser stricken kann? (Nebenbei bemerkt garantiert meine Variante dass wirklich Masche auf Masche trifft, hier konnte nix schief werden.)

Bei anderen Schulterformen arbeite ich sonst mit Abnahmen an Ärmel und Körper gleichzeitig, hier habe ich mir die Technik der verkürzten Reihen mit Wrap & Turn zunutze gemacht. Und zwar habe ich Vorder- und Rückenteil getrennt fertig gestrickt – also quasi nach Anleitung – und immer die letzte Körpermasche mit einer Ärmelmasche zusammengestrickt. So geht das aber wirklich nur, wenn es gar keine Armkugel gibt, denn wie man oben im Bild erkennt werden zwei gerade Stücke miteinander verbunden.

Und so gehts:

Schritt1yarrow
Die äußerste Körpermasche wird mit der innersten Ärmelmasche zusammengestrickt

Den Maschenmarkierer habe ich vor die letzte Masche des Körpers gesetzt, damit ich die letzte Masche immer frei greifbar hatte.

schrittIIyarrow
Wrap & Turn (Umwickeln & Umdrehen)

Danach wird der Faden nach vorn genommen, die nächste Masche abgehoben, Faden wieder nach hinten gelegt, Masche zurück auf die linke Nadel gelegt, und die Arbeit wird gewendet. Klingt kompliziert, ist aber so einfach wie der englische Name… die Masche wird umwickelt, und es wird eine Rückreihe gestrickt. Am Ende der Rückreihe wird der andere Ärmel mit der gleichen Technik befestigt.

yarrownaht
Und so sieht die „Naht“ nachher aus. Die Löcher und Drehungen sind Teil von Yarrow, das Lacemuster wiederholt sich am Armausschnitt

Ganz ohne linke Maschen bin ich also nicht ausgekommen. Aber gute 90% habe ich mir gespart 😉

Auch an den Schultern habe ich wieder verkürzte Reihen gestrickt: Anstatt Maschen abzuketten, habe ich einfach jede Reihe weniger Maschen gestrickt, und die „abgeketteten“ auf der linken Nadel liegen gelassen. So konnte ich die Schulter formen, und anschließend mithilfe des Maschenstich auch die Schulternähte unsichtbar machen.

yarrowquer

Mir gefällt das Ergebnis sehr gut.