Von Frostbeulen und Hitzewallungen bei konstanter Temperatur
Vom Kopf her weiss ich, dass es nachts noch bitter kalt wird, und dass ein bisschen Sonne noch lange nicht Hochsommer bedeutet. (Und bisher hat sich bei mir noch keine Schwalbe eingenistet…)
Im restlichen Körper ist trotzdem Sommer ausgebrochen. Als wenn die ersten Sonnenstrahlen und der erwachende Garten da einen Schalter umgelegt hätten. Die dicken Pullis sind im Schrank, es treibt mich im T-Shirt in den Garten, die Heizungen sind ausgeschaltet und ich bin sogar schon eine lange Hunderunde in Shorts gelaufen! Offensichtlich hat mein winterliches Frostbeulendasein viel mehr mit dem Kopf zu tun als mit wirklicher Kälte.
#Knitfastersummeriscoming
Es dürfte niemanden überraschen, dass meine sommerlichen Tendenzen auch auf meinen Nadeln Platz gefunden haben. Denn nachdem ich letzte Woche mal wieder mein Skyggen Tuch aus dem Baumwoll- / Leinengemisch Creative Linen herausgekramt habe wuchs die Lust wieder mit diesem tollen Garn zu arbeiten. Aber diesmal in meiner 100%-Zufriedenheitsgarantie-Farbe blau. Im Designheft „Simple Shapes“ von Rowan für Creative Linen war doch noch dieser Entwurf, so ein blauer Sommerpulli der mich damals überzeugt hat noch ein Sommergarn ins Sortiment zu nehmen…

Der Pullover heisst Yarrow, und der Entwurf stammt (wie alle im Simple Shapes Heft) von Marie Wallin. Aufmerksame Leser heben jetzt vielleicht die Augenbraue und sagen: „Marie Wallin? War das nicht die Frau die auch Sage entworfen hat? Flucht Fia nicht seit Monaten über die Umständlichkeit des Entwurfs?“ – Ja! Recht habt ihr! Mir gefällt die technische Umsetzung der Dame wirklich nicht so gut. Aber ihre Designs sind super! Und mit etwas Erfahrung kann man die Anleitungen deutlich vereinfachen – vor allem wenn man einfach rund strickt anstatt alles „flat“ also hin und her zu stricken.
Kleiner Exkurs: Ich kenne niemanden, der linke und rechte Maschen ohne Tricks gleich fest strickt, besonders nicht als Multi-Tasking-Stricker. Daher empfinde ich das rundstricken als gleichmäßiger. Wenn es denn mal hin- und her sein muss, zum Beispiel für eine Decke oder einen Schal, dann stricke ich die Rückreihen auf 0,5mm kleineren Nadeln mit meinen austauschbaren Spitzen.
Das lange Elend
Zurück zu Yarrow: Wie eigentlich immer stricke ich den Körper deutlich länger als angegeben. Dabei orientiere ich mich an meinem Lieblingspullover, denn mit meiner Körpergröße rechnen die Designer höchst selten. In diesem Fall habe ich ganze 12cm verlängert, denn auch ein Sommerpulli darf den Hosenbund + halbes Hinterteil bedecken. Vermutlich werde ich etwa einen Strang mehr benötigen als in der Anleitung vorgesehen (6 statt 5).

Wie in der Anleitung stricke ich von unten nach oben. Auch die Ärmel stricke ich rund (der erste ist schon auf dem Nadelspiel), und füge sie zur Passe an den Körper an. Das kenne ich von einigen anderen Anleitungen… etwas friemelig, aber deutlich einfacher als nachträgliches Einnähen von flachen Ärmeln – finde ich. Da auch meine Arme länger als Durchschnitt sind, gilt die Verlängerung auch hier. Allerdings werden es hier eher 3-4cm, da meine Handflächen nicht so viel Bedeckung brauchen wie das Sitzfleisch 😉
Tja, was soll ich sagen… den bisherigen Stand habe ich de facto in einer Woche erstrickt. Das Garn haut mich wieder mal vom Hocker. Das Maschenbild ist gleichmäßig, viel besser als ich es bei 50% Baumwolle erwarte. Nach dem super einfachen Lochmuster am Anfang strickt man erstmal lange (ich länger) glatt rechts. Am Armausschnitt wird das Lochmuster noch einmal wieder aufgenommen, aber insgesamt ist Yarrow wirklich ein absolutes Basicteil das zur weißen Bluse passt, aber auch zu knalligen Accessoires und einer weißen Shorts.

So sehr ich auch über die Anleitungen von Marie Wallin jammere, Sage und Yarrow sind meines Wissens die einzigen Strickanleitungen, die ich jemals in Originalgarn und in Originalfarben gestrickt habe! Wir teilen offenbar eine Auffassung über das optimale Zusammenspiel von Farben und Formen.

Im Simple Shapes Büchlein lachen mich noch diese zwei weiteren Designs an, wobei ich das grüne Teil eher in grau stricken würde, aber nur weil mir dieses grün einfach ganz und gar nicht steht.

Übrigens läuft die Code-Aktion für meine Skyggen-Anleitung noch heute, wer „Welcome Springknitters“ beim Ravelry Checkout angibt, bekommt das Muster gratis!
Habt ihr schon was für den Sommer auf den Nadeln? Oder machen eure Nadeln Sommerpause?






Zur Realisierung versuche ich mir jeden Tag zwei Stunden einzuplanen. Der Spaten und ich sehen inzwischen schon aus wie ein eingespieltes Team. Nur leider sehen auch meine Hände aus als hätten sie Handarbeit falsch verstanden. Trotz Arbeitshandschuhe habe ich Hornhaut und aufgerissene Stellen, kennt ihr das wenn der Dreck in die Hornhaut eingerieben ist und auch nach halbstündigem Bad nicht mehr rausgeht? Den Punkt habe ich bereits erreicht, und es sind noch einige Schubkarrenladungen an Schutt zu bewegen…
Ja, der Pulli spricht mit mir, und ja er ist böse mit mir. Vielleicht projiziere ich auch nur auf den Pulli, aber eins ist klar: Ich brauche fachkundige Ratschläge von erfahreneren Extrem-Gärtner- & Strickerinnen, sonst bleibt der Pulli noch die Gartensaison über 






Das Garn liegt bereit und ich habe eine Maschenprobe im Muster gemacht (hin und her gestrickt!!!!!), gedämpft und in Form gezuppelt. Sieht soweit gut aus, ich komme auf haargenau die gleiche Maschenprobe wie in der Anleitung! Übrigens ist Felted Tweed nach dem Dämpfen viel weicher als im Knäuel – es wird kein kratziges Büßerhemd.








