Alles neu macht der Mai, so sagt man doch, oder?
Da ich am 2. Mai meine Nancy Kofte vollendet habe, und nur wenige Tage vorher den Prototypen vom Goosebumpsshawl und die Arne & Carlos Version der Pairfect Pants, hat der Mai wirklich neues gebracht. Unter anderem auch noch Familienzuwachs, aber dazu später.
Pünktlich zu den steigenden Temperaturen habe ich – mal wieder – Winterkram auf den Nadeln. Schon Ende Juni ist die erste Deadline für ein Megamonsterprojekt an dem ich gerade noch mit Hochdruck arbeite.
Naja “Hochdruck”, also die letzten zwei Wochen habe ich tatsächlich kaum was daran gemacht, denn für die Norwegenreise war es nicht transportabel genug, und im Anschluss habe ich mein Mega-Monster-Mini-Maschen-Projekt mit Vollgas voran getrieben:
Die Babydecke für meinen Neffen.
Auf dem Rückweg von Norwegen konnte ich mich vom wachsenden Bauch überzeugen. Beim Abschied habe ich noch gute Wünsche ausgesprochen, dass wir uns beim nächsten Treffen im Juni hoffentlich noch mit Bauch sehen. Aber der Zwerg hat seine angedrohte Eile ernst gemeint und ist jetzt halt ein paar Wochen zu früh gekommen – wie gesagt, mit Ankündigung, er ist gut vorbereitet worden, und ist abgesehen von der Größe wohl fertig gebrütet und wohlauf.
Für die Decke hatte ich Vorgaben und eigene Vorstellungen:
Vorgegeben war dass die Farbe zum schokobraunen Kinderwagen passen soll. Ansonsten recht freie Hand (Man vertraut mir offenbar).
Meine Überlegungen waren: maschinenwaschbar, (hoch-)sommer-tauglich, weich, zeitlos aber trotzdem mit etwas Pfiff. Eine schöne Rückseite wäre wünschenswert.
Herausgekommen ist eine quadratische Decke (85x85cm) in meliertem jeansblau und creme. Beim Garn habe ich mich für Lamana Como entschieden, da es extrem leicht und trotzdem belastbar ist. Man kann es waschen, und die Farbauswahl ist einfach riesig.
Die Form ist etwas ungewöhnlich für eine Babydecke, denn ich wollte gerne dass genau an der Diagonale die Farbe wechselt und sich das Muster spiegelt. Außerdem wollte ich eine Zweitverwendung als Tuch für die Mama ermöglichen. Dafür habe ich echt lange experimentiert und mit verschiedenen Konstruktionen herumgespielt.
Schlussendlich hatte ich viel zu lange um die Ecke gedacht und die simpelste Lösung ignoriert. Nach einigen Versuchen habe ich mich eines besseren besonnen, und so ist es ein absolut anfängertaugliches Projekt geworden. Besonders weil Como auch ein paar kleine Strickfehler in der ersten Wäsche quasi ausbügeln kann.
Blau und Creme sind vielleicht nicht die ersten Farben, an die man so als Kombination zum braunen Kinderwagen denkt, aber dieser Spruch mit braun und blau trägt nur die Sau, der ist sowas von überholt… braun und jeansblau passen super zusammen. Außerdem sehen einfach fast alle Babies super aus in blau. Genau wie in creme. Und im Hochsommer kann die creme-farbene Seite etwas Schutz gegen die Hitze bieten, also zwei Fliegen mit einer Decke und so 😉
Mir gefällt besonders, dass im Kinderwagen ja immer ein länglicher Ausschnitt der Decke zu sehen sein wird, der entweder mehr blau oder mehr creme zeigen muss. Obwohl die Decke also komplett symmetrisch ist, erweckt sie auf den ersten Blick einen geordnet asymmetrischen Eindruck. Als Tuch ist sie wiederum auch sehr vielseitig tragbar und zeigt immer unterschiedlich geometrische Ausschnitte. Und ja, keine Sorge, ich weiß dass ich nen Knall hab! Spätestens seit ich sonntagmorgens den befreundeten Doktor der Physik angerufen habe um mit ihm darüber zu fachsimpeln anhand welcher Formel man am besten ausrechnen könnte wie viele Maschen noch bis zur Fertigstellung übrig waren. Der lag noch im Bett, aber Minuten später hatten er und seine Doktorin der Physik die Strickkunst mathematisiert und ich konnte immer mal wieder meinen prozentualen Fortschritt berechnen und immer mal wieder in die Welt posaunen: Nur noch 8.000 Maschen!!!! … Noch 6.500!!!!*
* Übrigens hilft es, wenn man sich nicht schon in Integralen, Ableitungen, Wachstumsraten und Gauß’schen Summenformeln (das war die Physikerlösung) verhaspelt und sich erstmal überlegt was für eine Form man da strickt. Ein Quadrat! Es besteht aus zwei rechtwinkligen Dreiecken. Der noch ausstehende Teil ist immer auch ein kleines, gleichschenkliges, rechtwinkliges Dreieck.
Die Formel lautet daher : x = a²/2 – b²/2
wobei a die Anzahl der Maschen der aktuellen Reihe sind und b die Schlussmaschen, die endgültig abgekettet werden. Das Ergebnis x ist dann die Fläche des restlichen (oben geköpften) Dreiecks, gemessen in Maschen, also die übrigen Maschen bis Fertigstellung. Ja genau, sowas kommt dabei raus wenn man der strickenden Volkswirtschaftlerin einen “freien” Sonntag und ein relativ langweiliges Strickprojekt mit Fertigstellungsdruck gibt. Der Kopf sucht sich seine Kniffeleien auch in einfachsten Babydecken/Tüchern 😀
Die Decke ist passenderweise – wie der Neffe – nach dem Vorgänger-Volkswirtschaftler und Großvater benannt. Es steht zu befürchten/hoffen dass die Kniffelfreude gerade eine neue Generation erreicht hat!
Falls du Tuch / Decke nachstricken möchtest, hier gibt es den Bausatz von Garn und Anleitung.
Hier verlinke ich außerdem zu Maschenfein’s auf den Nadeln Mai (noch knapp dabei) und dem Creadienstag.