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Waldemar ist wunderbar

Johnny aber auch!

Wenn du hier schon länger mitliest weisst du: Ich liebe die Sockenwunder!

So sehr dass ich seit Monaten immer mindestens ein Paar Socken auf den Nadeln habe, mindestens als Unterwegsprojekt geht es quasi gar nicht mehr ohne. Mein Mini-Projektbeutel ist immer in meiner Handtasche, man weiß ja nie wo man mal warten muss.

Nun habe ich hier inzwischen schon ein paarmal darüber geschrieben, dass ich ein Mega Fan der Afterthough Heel bin. Denn mit deren Hilfe kann man einfach die Socke als Schlauch stricken, und die Ferse irgendwann einfügen, zum Beispiel wenn man zu Hause nen paar ruhige Minuten hat. Oder wie diese Woche beim Reifenwechseln.

Wenn du selbst schon mit Sockenwundern gestrickt hast, oder noch aufmerksamer gelesen hast, dann weißt du auch, dass linke Maschen auf den Mini-Nadeln auf Dauer ein Rezept für schlechte Laune bei mir sind. Also zumindest meinem Handgelenk tun die linken Maschen so gar nicht gut. Für’s Bündchen geht’s gerade noch, und danach verweigere ich linke Maschen wo es nur geht.

Aber glatt rechts ist auch keine Lösung. Soooooo süchtig bin ich nun auch nicht, dass ich tagein tagaus rechte Maschen im Kreis stricken kann und nicht die Freude verliere. Darum experimentiere ich im Moment mit Strukturmustern, die weitestgehend ohne linke Maschen auskommen:

Fraulein Wunder

Die ersten zwei Muster habe ich mir schon ausgedacht, das erste Muster ist auch schon fertig getestet und in den Shop gewandert. Perspektivisch soll es mal eine Sammlung von mindestens fünf Mustern werden, die sich flüssig auf den Sockenwundern stricken lassen, und trotzdem interessante Effekte haben. Diese Sammlung nenne ich die „Fraulein Wunder Socken“, in Anlehnung an eine CD mit 20-er Jahre Chansons deutscher Sängerinnen, die ich immer im Auto habe.

Jedes Muster bekommt einen Songtitel mit Männernamen zum Titel, denn einerseits passen sie zu den singenden Damen, aber auch zu den besungenen Kerlen, außerdem haben alle das Potential zum Klassiker :-).

Das erste Muster heisst Waldemar, nach einem Lied von Zarah Leander. Zarah’s Waldemar ist offenbar „wunderbar“, wie passend! Meine Testerinnen und ich haben uns bei Instagram unter dem #waldemaristwunderbar über unsere Fortschritte informiert. Ursprünglich hatte ich Waldemar übrigens aus einem Arne & Carlos Garn mit Farbverlauf gestrickt um Größe 48 noch halbwegs interessant zu halten. Das zweite Paar mit roter Ferse war auch in Männergröße als Geburtstagsgeschenk. Ein weiteres Paar ganz für mich allein ist aber absolut möglich!

Das zweite Muster nenne ich Johnny, nach einem Song von Marlene Dietrich. Johnny ist eher noch einfacher zu stricken als Waldemar, aber trotzdem ist sein #johnnyisteinWunderkind . Und das ist er wirklich, denn je nach Farbwahl kann ich mir Johnny an Männern oder Frauen vorstellen, zum Anzug oder zum Hipster-Flanell, sogar zum Kleid! Johnny ist aktuell noch in der Testphase, aber mein erster ist fertig:

Gestrickt werden Waldemar und Johnny aus 4-fädiger Regia, das ist und bleibt einfach mein unangefochtenes Lieblingsgarn für Socken. Beide Muster kommen in schlichten und knalligen Farben, einfarbig und bunt zur Geltung – das Resteverwertungspotential muss ich nicht hervorheben, oder?

Die Strukturmuster sind wirklich nicht schwer zu stricken, und der eigentliche Clou ist die Konstruktion und die ausführliche Übersicht für Schuhgrößen 22-49. Mit der enthaltenen Tabelle kannst du ganz einfach auch andere Muster auf Sockenwunder und Afterthought Ferse umdenken.

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Wiederholungstäter

Oder: Bedford II.

Bedford und ich… das war eine Liebe auf den ersten Blick.

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Quelle im Bild

Damals. 2013. Als ich gerade angefangen hatte zu stricken, und auf Ravelry gestoßen bin. Meine allererste Kaufanleitung. Komischerweise bin ich damals direkt mit Oberteilen gestartet. Zuerst ein Driftwood von Isabel Krämer, dann ein Beatnik aus der Knitty, dann der Bedford von Brooklyn Tweed.

Direkt wusste ich: den muss ich haben. Bei eBay hatte ich einen ganzen Karton Lana Grossa Cool Wool in tollen Farben ergattert, das sollte – laut Banderole – mit den gleichen Nadeln gestrickt werden wie Bedford. Im Nachhinein erinnere ich diesen Gedankengang und kann nur über mich selbst mit den Augen rollen. Maschenprobe? Ach wieso denn, da steht ja die passende Nadelstärke, was sollte schon schief gehen.

Offenbar hatte ich mehr Glück als Verstand, denn Driftwood, Beatnik und Bedford passen und sehen aus wie normale Pullover, gestrickt von jemandem der weiß was er tut.

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Bis auf…die Garnwahl…

pillingCool Wool…beim Häkeln meiner Riesendecke kennengelernt und für mein absolutes Lieblingsgarn aller Zeiten erklärt. Tolle Farben, günstiger Preis, 100% Merino, und an der Decke ist bis heute nicht eine Noppe – obwohl ich sie seit 3,5 Jahren immer vorm Fernsehen um mich wickle.

Leider sind die Pullis nicht so belastbar geworden. Noppen, Noppen, Noppen, wohin das Auge blickt. Und das eigentlich direkt nach dem ersten Anziehen. Alle drei trage ich nur noch im Garten oder auf meinen Hundespaziergang wo mich keiner sieht.

Aber mein Traumbedford spukt mir weiterhin im Kopf herum. Der neue sollte näher am Original von Brooklyn Tweed liegen, grau und flauschig und baggy.

Dann hat Rowan dieses Jahr das Sortiment zusammengekürzt, und ich bin die Bestände an allen Garnen durchgegangen, die nicht mehr weiterlaufen. Und da war es… das optimale Bedfordgarn: Alpaca Cotton. Die Alpakafasern sind locker und fluffig um einen Baumwollfaden gesponnen, ein voluminöses aber wahnsinnig leichtes Garn. Meine Hotelgenossinnen beim Yarncamp und ich waren einstimmig der Meinung dass dieses Garn hätte weitergeführt werden müssen! Bei mir im Shop sind noch Restbestände für 2 Bedfords in M (meiner wiegt 500g).

Im September habe ich also genug Garn für Bedford mit nach Schweden genommen, aber konnte bei 28°C partout nicht mehr als ein paar Zentimeter stricken. Zum Yarncamp war ich dann trotzdem schon bei den Ärmeln (der Pulli wird von unten gestrickt, ich war also weit gekommen). Noch im Oktober war dann der eigentlich Pullover laut Anleitung fertig. Aber ich wollte ja noch eine Kapuze. Kuschelige Chill-Pullover brauchen ein Kapuze! Aber bloß keine mit Zipfel, ich will eine schön gerundete.

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Die habe ich jetzt auch. Also fast. Denn es fehlt noch das letzte Stück Umrandung der Kapuze und des Ausschnitts. Jedenfalls habe ich die Kapuze quasi wie eine Käppchenferse gestrickt. Der Sitz wirkt bisher gut, aber noch ist sie wie gesagt nicht komplett fertig. Trotzdem kann ich schon abschätzen dass mein letztes Knäuel reichen wird, ich komme also mit genau 500g aus. Genau so viel wiegt auch mein erster Bedford, ist aber deutlich knapper.

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Übrigens habe ich noch etwas verändert: Im Original sind die Ärmel komplett links gestrickt. Der lila Erstlingsbedford hat dort am meisten gepillt. Um ein maximal widerstandsfähiges Gestrick zu bekommen habe ich die Ärmel auf kleineren Nadeln und auf der falschen Seite (also glatt rechts) gestrickt. Das Bündchen habe ich seitenverkehrt gemacht, dann sollten die Ärmel nachher einfach auf links gedreht werden und so eingefügt werden. Zwischenzeitlich ist mir dann aufgefallen dass ich die glatt rechten Ärmel lieber mag. Für optimale Symmetrie habe ich dann etwas längere Ärmel gestrickt, so dass man das Bündchen umkrempeln kann. Dann ist es auch wieder genauso wie unten und am Ausschnitt (2lx1r).

Eine Maschenprobe habe ich auch diesmal nicht gemacht. Mit dem Garn habe ich schon einmal ein Tuch gestrickt, ich wusste also wie es sich verhält. Statt nach Maßen zu arbeiten habe ich stumpf auf 5mm Nadeln genau die Angaben der Anleitung befolgt. Dass der Pullover sehr geräumig wird ist absolut gewollt. Normalerweise mache ich das nicht so. Eigentlich stricke ich inzwischen mit viel Freude meine Maschenproben, und ich warne auch ausdrücklich davor diesen Schritt auszulassen.

Leider haben mein Stativ und ich uns beim fotografieren missverstanden, ich wollte durchaus meinen Kopf mit auf die Bilder haben, er ist aber immer nur teilweise drauf gekommen. Daher heute kopflos.

Hier geht’s zu Auf den Nadeln bei Maschenfein, und zum RUMS

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Outdoorwolle

It’s the time of year…

giebelhausDas Wetter lässt es nicht vermuten, aber es ist nur noch etwa ein Monat bis Weihnachten. Seit dieser Woche hat der Weihnachtsmarkt in Münster auf, mit der vielen Beleuchtung und den Hütten mag ich unsere „gute Stube“, den Prinzipalmarkt besonders gern. Wenn die Giebelhäuser beleuchtet sind, und davor die kleinen Holzhütten Glühwein und Kunsthandwerk verkaufen.

Es war eigentlich immer meine liebste Zeit des Jahres, wenn kurz vor Weihnachten alle alten Freunde (und damals auch ich) wieder in die Heimat kamen, und warm eingemummelt über den Weihnachtsmarkt geschlendert sind. Und wenn’s nur für die spektakuläre Pommes beim Holländer war.

Seit meinem Unfall vor ein Paar Jahren bin ich aber zum Sommermensch geworden. Alles am Winter war auf einmal doof. Glühwein war wegen der Medikamente Tabu, auf Krücken bzw. nicht so sicherem Tritt danach sind so richtig kalte Tage eher Gefahr als Genuss. Menschenmengen auf rutschigem Kopfsteinpflaster sind mir bis heute etwas ungeheuer. Und wenn mir einmal kalt ist wird mir seitdem für Stunden nicht wieder richtig warm – mit ein Grund für’s stricken.

Meine Winteraktivitäten haben sich also verändert.
Einerseits verbringe ich weiterhin viel Zeit draußen. Nur anders. Mo braucht Bewegung, ich auch. Aber für die Hundetour braucht es so ganz andere Klamotten als für einen Glühweinstand oder den Stadtbummel.
Und zwar trage ich fast nur Wolle (bzw. andere tierische Fasern wie Alpaca und Cashmere).

Wieso?

moshe_walkingMo und ich spazieren zügig, einen Teil der Strecke laufen wir – so ein Jagdjunghund muss ja mal rennen können. Allerdings müssen wir am Anfang und am Ende an einer Straße ohne Gehsteig auch Autos ausweichen, daher gehen wir diesen Teil gemächlich und mit Leine. Jeder Jogger erkennt das Problem: erst gehe ich mit niedrigem Puls durch die Kälte, dann komme ich auf Touren, und wenn ich einmal richtig warm und verschwitzt bin verlangsame ich wieder und gehe langsam auskühlend durch den Wind nach Hause. Klingt nach einem Idealrezept für die fetteste Grippe aller Zeiten?!

Mach ich aber seit drei Jahren so. Und habe seitdem noch keine richtige Grippe gehabt. (Schniefnase oder ne Erkältung schon, aber nie schlimm genug um nicht wieder mit dem Hund rauszukönnen)

Ich behaupte es liegt an meinem Outfit. Oder besser gesagt: An der Wolle.

Mein wolliges Winter-Outdoor-Outfit:

wolloutfit2Eine Winterjacke würde mich zu sehr einschränken, außerdem würde es darin irgendwann zu warm. Also trage ich eine Weste mit Kapuze. Unter der Kapuze habe ich eine Wollmütze, dann kann ich die Kapuze abnehmen sobald mir zu warm ist. Diese Mütze ist noch ganz frisch, dazu sag ich ein andermal noch was.

Am Hals trage ich meistens mein Dimasq Tuch. Das ist groß genug um es so zu knoten, dass es beim laufen nicht abgeht. Wenn ich irgendwann die Weste aufmache, wärmt das Dreieck weiterhin den Brustbereich. Gestrickt aus Regia kann es außerdem jederzeit in die Wäsche – zum Glück, denn es ist schon ein paar Mal auf dem Boden gelandet. 

Unter der Weste trage ich einen Alpaka Pullover. Im Moment noch einen gekauften von vor gefühlten 100 Jahren, aber der Nachfolger ist auf den Nadeln. Und zwar wird es ein leicht abgewandelter Bedford aus Alpaca Cotton von Rowan. Die Maschenprobe stimmt natürlich überhaupt nicht, aber ich habe trotzdem Größe M gestrickt, so wird es ein Oversize Teil, genau wie ich es mag. Es fehlt eigentlich nur noch die Abschlusskante an der (im Original nicht vorhandenen) Kapuze, dann kann ich den Pulli endlich ausführen. Nur ist er inzwischen so groß, dass ich nur noch auf dem Sofa dran stricken kann, und aufs Sofa schaffe ich es im Moment sehr selten. Auf den Bedford werde ich morgen noch einmal zurück kommen, der ist nämlich einen eigenen Beitrag wert.bedford2

Die nächste Zwiebelschicht ist übrigens  gekauft, vor zwei Jahren habe ich mir die Longsleeves von Icebreaker aus 100% Merino gegönnt. Nicht billig, und auf den ersten Blick ein verrücktes Produkt. Wer trägt denn bitte Wolle zum Sport? Jeder der weiß, dass Wolle optimal temperaturausgleichend ist. Auch wenn man mal nassgeregnet wird oder wirklich vom Sport klitschnass geschwitzt ist, so ein Merinoleibchen hält noch lange warm. Das schafft kaum ein hypermodernes Supersonderfunktionsshirt aus noch so patentierten Spezialfasern. Und im Sommer hält es auch noch kühl: Meine Mutter hat sich mal solche Longsleeves als Sonnenschutz für einen Afrikaurlaub gekauft, da hab selbst ich gedacht sie übertreibt. Aber sie hat Recht behalten. Wolle ist toll. Übrigens garantiert Icebreaker, dass alle für sie geschorenen Merinos mulesingfrei und auch sonst unter tierfreundlichen Bedingungen leben – Daumen hoch!

Was ich eben über Supersonderfunktionsfasern gesagt habe… ich nutze sie schon auch. Und zwar an den Beinen: Laufleggins, 100% Kunstfaser. An den Beinen friere ich nicht so, da geht es mir um die Funktionalität. Unsere Route geht über Stock und Stein. Da bleibe ich mal an einem Zweig hängen, im Sommer wird man von Mücken überfallen, der Hund springt manchmal an mir hoch und und und. Die Leggins hält es aus. Für diese Leggins mache ich ausdrücklich eine Ausnahme, denn normalerweise versuche ich Kunstfasern komplett zu vermeiden, seitdem ich weiß dass diese Funktionsklamotten bei jeder Wäsche Fasern ins Grundwasser abgeben. So viele, dass man inzwischen Polyester in Getränken nachweisen kann. Die BrandEins hat letztens sehr interessant über die zwei Gründer von Guppyfriends geschrieben, die versuchen das Problem einzudämmen. Hoffentlich spricht sich das rum, denn nachdem ich mich dieses Jahr an unserem eigenen Brunnenwasser vergiftet habe (hallo dauerdüngender Nachbarbauer, ich schau dich an!!!!), mache ich mir wirklich noch mehr Gedanken was wir da alles unbedacht ins Wasser leiten.moshe_tired

Wenn ich nach unserem Lauf nach Hause komme ziehe ich nach einer warmen Dusche einen anderen Wollpulli und andere Wollsocken an, mache mir einen Kaffee und setze mich an meinen Schreibtisch*. Mo legt sich dann meist noch eine Runde hin. Meinen Laufpulli ziehe ich am nächsten Tag wieder an, denn Alpaka hat eine Selbstreinigungsfunktion, und nimmt so gut wie keine Gerüche an. Einfach nur aufgehangen, und das Teil ist am nächsten Tag so gut wie neu! Gewaschen wird er maximal 2x pro Winter.

sofa*Zugegeben…als es letztens so richtig kalt war saß ich mit Walkdecke und Arbeit auf dem Sofa – das Home-Office muss ja nen Vorteil haben 😉

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Testament of Youth

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Quelle: Wikimedia

In schwedischen Supermärkten gibt es meistens eine Auswahl an DVDs zu wirklich günstigen Preisen. Quasi als „Sprach-Wegzehrung“ für die Zeit in Deutschland bringe ich mir immer ein paar mit schwedischer Tonspur mit. Bei einer meiner Einkaufstouren ist mir dieses Jahr ein Film ins Auge gefallen, von dem ich noch gar nicht gehört hatte. Und zwar „Testament of Youth“ mit Alicia Vikander und Kit Harington. Der gute Kit sagt mir gar nichts, aber Alicia Vikander ist Schwedens Liebling #1 im Moment. Dementsprechend Alicia-fokussiert sind auch die Rezensionen auf der schwedischen Hülle.
Nun denn… gekauft, gesehen und für absolut sehenswert befunden – und das obwohl es keine schwedische Tonspur gibt.

Worum es geht:

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Quelle: Harper’s Bazaar

Um Vera Brittain, von der ich noch nie in meinem Leben gehört hatte, und ihre Erfahrungen im ersten Weltkrieg.
Offenbar ist Frau Brittain eine renommierte Autorin und wichtige Pazifistin im 20. Jahrhundert gewesen (sagt Wikipedia). Außerdem hat sie wohl einen ziemlichen Modetick gehabt…

Die Storyline ist kurz gefasst die: Als Tochter eines Industriellen geboren wünscht sich Vera in Oxford Literatur studieren zu dürfen. Mithilfe der Überzeugungskraft ihres Bruders wird der Herr Papa weichgekocht. Nebenbei verliebt sie sich in einen Freund des Bruders. Kurz vor Beginn des ersten Semesters bricht der erste Weltkrieg aus, Vera’s Bruder und seine Freunde melden sich direkt freiwillig um ja etwas vom Krieg mitzukriegen. Den Rest spoiler ich jetzt mal nicht.

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Quelle: Harper’s Bazaar

Der Film basiert auf der Autobiographie mit dem Namen „Testament of Youth“, laut Klappentext ein klassischer Augenzeugenbericht aus der Sicht einer Frau.

Also mir hat der Film gut gefallen. Natürlich kennt man die Story des ersten Weltkriegs, die eifrige Begeisterung der jungen Männer auf beiden Seiten ist sicherlich schon häufiger beleuchtet worden. Auch in diesem Film wird das Gemetzel an einer ganzen Generation nicht geschönt und am Ausgang des Krieges ändert sich natürlich auch nichts.

Üblicherweise halte ich überhaupt nichts vom Hypen einzelner Schauspieler, aber in diesem Fall muss ich den Kritikern recht geben… Alicia Vikander spielt wirklich sehr gut. Allein ihr Part macht den Film sicherlich sehenswert.

Wo ist der Oscar für die Kostüme??!!!!

Ganz ehrlich, wenn ich vielleicht eines Morgens mal aufwache und die passende Figur dafür habe will ich jedes einzelne der Vera Outfits aus diesem Film haben!

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Quelle: Harper’s Bazaar

Ein paar Strickpullis… zum Niederknien!

Die Form der Oberteile ist für die heutige Mode etwas ungewöhnlich, und selbst wenn die Klamotten teilweise nur kurz auftauchen, man erkennt verdammt gute Handwerkskunst (zum Beispiel ist eine Bluse der Professorin so dermaßen genial gearbeitet, ich könnt hüpfen vor Freude!). Mindestens aus Interesse an textiler Geschichte und ungewohnten Schnitten und Stilen hat sich der Film für mich total gelohnt.

Mit dieser Meinung bin ich auch nicht allein, selbst Harpers Bazaar hat den Kostümen einen Bericht gewidmet, und auch dieser Blog und dieser Tumblr sind voll des Lobs.

Daher: 124 Minuten, in denen du vielleicht kein allzu kompliziertes Muster auf den Nadeln haben solltest, die du aber nicht bereuen wirst.

Übrigens wird in einer Szene auch gestrickt – allerdings widerwillig und mit wenig Erfolg – eine Professorin strickt Socken für die Soldaten. In diesem Blog wird eingehend über das stricken für Soldaten Phänomen berichtet, als alter Geschi-LKler finde ich sowas ja immer spannend 🙂

Auf Deutsch heißt der Film genauso und hier gibt’s ihn bei iTunes, hier bei Amazon. Ich hab jedenfalls vor  mindestens einen der Pullover als Inspiration zu nutzen.

 

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Skandinavischer Stricksamstag #37

Kofte, die 1431.

Auf die Gefahrt hin, dass der Eindruck entsteht es ginge hier nur noch um Handschuhe und Koften, tadaaaaaa: Das heutige Thema ist … die Kofte. minifairisle

DIE Kofte.

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Husfliden 35 als Strickjacke

Denn ich hatte ja im September schon angefangen einen Mini-Norweger zu stricken.

Husfliden 35 aus dem Koftebok 2 von Lene Holme Samsøe und Liv Sandvik Jakobsen, allerdings in der Pullover Variante.

Gestrickt aus Lamana Milano in Marmor und Eisblau – die hatte ich vom Magazin noch übrig. (Eisblau vom Pullover #25, Marmor vom Schal #27)

Für Größe 1 Jahr habe ich insgesamt 4 Knäuel verbraucht, erstaunlich, denn für den Erwachsenen Pullover waren es auch nur 7!)

Mit diesem Projekt wollte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits hatte ich meiner besten Freundin für ihren Zwerg noch einen Winterpulli in Aussicht gestellt. Andererseits wollte ich (an einem kleinen Projekt) ausprobieren, ob sich das Milano Garn für’s Steeken eignet.

Eigentlich sagt man, dass rutschige Garne wie Merino oder Cashmere keine gute Wahl für Projekte mit Schnittkante sind. Der Grund dafür ist, dass sie die glatte Oberfläche des Fadens sie leichter aufribbeln lässt als zum Beispiel eine Gotlandschafwolle. Und trotzdem hatte ich die Hoffnung, dass ein Garn aus Merino UND Cashmere funktioniert.

Wieso?

Weil Milano fluffig ist. Und weil ich auch schon das reine Cashmere von Cardiff erfolgreich geschnitten habe – es ist wohl einfach nur eine Frage der Vor- und Nachbereitung.

Es hat jedenfalls geklappt. Der Husfliden 35 ist fertig und es ribbelt nix, die Schnittkanten halten.

Und da er morgen endlich den Besitzer wechselt (leider fahre nicht ich nach Italien, der Berg kommt in diesem Fall zum Propheten), zeige ich das fertige Stück jetzt noch mal im Detail.

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Total Zucker, oder?! Und kuschelweich!

Da der Lütte erst von Juli ist, dachte ich Größe 1 Jahr wird erstmal noch im Schrank verschwinden. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass italienische Milch wohl ähnlich mästet wie Spaghetti Carbonara… il piccolo principe ist ungewöhnlich riesig und wird vermutlich schon diese Weihnachten im Husfliden eingemummelt.

Im Nachhinein würde ich Mama-freundlichere Farben wählen, denn ich fürchte dass der erste Karottenbrei einen dauerhaften Eindruck hinterlassen wird. Wobei mir Lamana extra noch geschrieben hat, dass Milano grundsätzlich in die Waschmaschine darf, aber halt nur ins kalte Wollprogramm. Wir werden sehen.

Wie du siehst hat der Pulli auf der Schulter drei Knöpfe. Früher war ich beruflich in Sachen Kindermode unterwegs, und da habe ich gelernt: Kleine Kinder hassen es wenn ihnen etwas enges über den Kopf gezogen wird. Die Knöpfe sind also nicht nur modisches Statement, sondern Funktion!

Das fertige Teil hat aber auch noch andere Tricks eingebaut, damit der Mini-Mensch sich wohl fühlt. Nicht dass es in ein paar Jahren heißt „Die Tante Fia hat immer so kratzige Pullis geschenkt“. husfliden5

Die Schnittkanten an den Ärmeln sind schön verdeckt und drücken nicht in der Achselhöhle.

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Für Knöpfe und Ärmel kann er noch den Tanten Lene und Liv, genauer gesagt deren Anleitung danken. Den Halsausschnitt habe ich mir ausgedacht. Und zwar habe ich nicht – wie vorgegeben – die Maschen abgekettet und später neu aufgenommen, sondern immer nur stillgelegt. So konnte ich direkt anstricken, und es gibt keine Hubbelkante. Außerdem habe ich das Bündchen umgeklappt, und innen glatt rechts weiter gestrickt. So steht der Kragen etwas stabiler, und wenn mal etwas an den Hals kommt ist es flauschig weich.

Und falls du nun Lust hast auch eine kleine Kofte zu stricken, aber noch nicht weißt wie es geht, dann habe ich gute Nachrichten: Makerist und ich arbeiten gerade an einem Videokurs zu genau dem Thema! Im Kurs werde ich eine zeigen, wie man eine Strickjacke nach norwegischer Art strickt. Gezeigt wird es an einer Kindergröße, aber die Technik ist für Erwachsene genau gleich. Gedreht wird im Januar, es dauert also noch ein paar Tage, aber wir sind im Hintergrund schon mächtig am werkeln. Das macht irrsinnig viel Spaß, und ich werde auf jeden Fall noch ein paar Mal über die Fortschritte berichten.

Aber jetzt freu ich mich erstmal darauf den kleinen Mini-Menschen kennenzulernen, und ihm zu seinen drei eigenen Nationalitäten auch noch norwegisches Kulturgut in die Wiege zu legen 🙂

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Socktober 2016

Da ist er schon vorbei, der Socktober 2016.

Gefühlt habe ich schon den ganzen Sommer über Socken gestrickt und darüber gebloggt, denn die Entdeckung der Sockenwunder und Regia Pairfect in Kombination mit der Afterthought Ferse war einfach so ein Aha-Moment. Und so ist der Socktober vorbei gegangen, ohne dass ich weiter über Socken geschrieben habe. Immerhin passiv habe ich mit meinem aktuellen Pairfect Fimmel bei Tanja eine Socktober-Rolle gespielt 🙂

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Ja und der Pairfect Fimmel ist auch nicht vorbei. Er ruht nur. Weil die Sockenwunder diesen Monat anderweitig belegt waren. Einerseits habe ich Fargerik auf ihnen gestrickt, aber eben auch Socken. Drei weitere Paar Weihnachtssocken – denn ich bin früh dran dies Jahr. Nur für den Yetifußbruder fehlt jetzt noch ein Paar, sonst hab ich alle erledigt.

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Der älteste Bruder ist kürzlich umgezogen. Altbau. Ohne Fußbodenheizung. Daher bekommt er dicke Socken aus Alpakka Strømpegarn. Die habe ich Anfang des Monats im Flieger angeschlagen und auch recht weit gestrickt. Der erste ist ganz fertig geworden, der zweite fast. Es fehlt noch die Spitze und Ferse. Zwischenzeitlich brauchte ich aber die 3,5mm Nadeln für eine Maschenprobe mit höherer Priorität, also hab ich aufs Nadelspiel umgezogen und seitdem ruht die Socke. Kommt aber heute Abend mit vor den Fernseher und dann sollte meine Projektliste bei Ravelry auch wieder um ein WIP ärmer sein.

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Für den nächsten Bruder gab es letztes Jahr keine Socken, er verkündete dass er von Sockenwolle Schweißfüße bekäme. Aber dieses Jahr bin ich vorbereitet. Und zwar teste ich mich aktuell durch alle möglichen Garne, man will ja wissen was es so auf dem Markt gibt. Dabei gibt es positive Überraschungen und echte Reinfälle. Und eben auch ein Garn mit Bambusanteil. Besagter Bruder schwört seit einiger Zeit auf Bambussocken weil die auch in Baustellenschuhen ein gutes Fußklima machen würden. Na dann. Im Sommerurlaub hatte ich den ersten Socken schon fertig gestrickt, als Kontrastprogramm zur Pairfect mal mit „richtigem“ Muster, traditionelle Selbu-Rosen um den Schaft wurden es. Und im Socktober ist jetzt also der zweite Socken auch fertig geworden. Also fertig bis auf die Ferse. Durch die Afterthought Ferse habe ich eher kein Second Sock Syndrome mehr, aber dafür ein Heel-Syndrome!

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Denn als ich gerade mit der Ferse beginnen wollte brauchte ich mal wieder ein Unterwegsprojekt und hab mal fix auf den Sockenwundern ein weiteres Testgarn angeschlagen. Größe: Mutter. Dachte die Farbe passt, Farbverläufe findet sie prima, und ihr Blick auf das Knäuel war schon lange recht gierig. Ich erwähnte Reinfälle, ne? Das Garn trägt den Beinamen „Luxury Sock Yarn“, und hat einen wirklich stolzen Preis von 12,95€/100g. Und den ist es meiner Meinung nach nicht wert. Selbst mit den stumpfen Nadeln splitte ich den Faden in einer Tour. Eigentlich kein Wunder, denn der Farbeffekt kommt daher, dass zwei verschieden farbige Fäden verzwirnt sind. Aber nicht besonders fest. Meine Unzufriedenheit kommt aber auch daher, dass ich mir vom Farbverlauf viel mehr versprochen hatte.

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Die Farbteile sind jeweils sehr lang. Und irgendwie nicht besonders stimmig (finde ich). Entweder möchte ich dunkle Socken, oder helle. Beides zusammen eher nicht. Zum Teil finde ich die Abschnitte einfach nur unruhig, während andere Teile fast schwarz wirken. Und auch wenn ich meine Pairfectliebe ja einschränke, und sage dass ich gar keine 100% identischen Socken brauche – man darf ruhig sehen dass die selbstgemacht sind – hier ist selbst mir der Unterschied zwischen den zwei Socken etwas zu krass. Ein Außenstehender würde vermutlich meinen man hätte die Pippi Langstrumpf Variante mit zwei unterschiedlichen Socken gewählt. Nicht dramatisch, aber mir gefällt’s halt nicht so. Meiner Mutter übrigens auch nicht mehr. Dazu der mangelnde Strickspaß wegen Fadenspalterei, und mein Mojo für diese Socken ist echt dürftig.

Trotzdem kämpfe ich mich weiter. Zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden. Es gibt beschenkungswürdige 40er Füße genug in meinem Umfeld, und zur Not wäre mir auch egal welches Farbschema da meine Füßchen wärmt. Als #Tatortsocken werde ich sie fertig stricken. Hauptsache ich hab erstmal meine Sockenwunder wieder frei. Denn es wird auch ein Sockvember. Ein Paar in Größe 48 steht wie gesagt noch aus (Arne & Carlos wird mit Resten auf Yetigröße gestreckt). Und außerdem nahen die Geburtstage von zwei (jeweils erträglich mittelgroßen) Fußpaaren und es wurde um Socken gebeten (!!!).

Grundsätzlich stricke ich ja nur für sehr spezielle Menschen, meist solche die ich ewig kenne. Aber Ausnahmen bestätigen die geistige Fleixbilität: Den einen Empfänger kenne ich streng genommen kaum. Kennengelernt haben wir uns erst im Mai beim Rugby in Nashville. Aber es gibt halt so Menschen, mit denen klickt die Seele. Freundschaft auf den ersten Blick – und zwar wirklich! Vom anderen Ende des Raums und so. Also geht ein Paar Socken nach Schweden. Möglicherweise Pairfects.

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Das zweite Geburtstagspaar geht nach Berlin. Weil man da zu schnell kalte Füße kriegt. Daher auch hier das dicke Alpakka Garn. Wahrscheinlich gestreift in diesen beiden Farben. Aber das wird die Zeit zeigen, denn damit habe ich Zeit bis Anfang Sockzember 😉

Und weil hier noch so viel unfertig auf den kleinen Rundnadeln hängt verlinke ich diesen Teilaspekt meiner aktuellen Projekte zu Marisa’s auf den Nadeln Oktober.

 

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Skandinavischer Stricksamstag #36

Immer wieder samstags…kommt das schlechte Gewissen.

Es ist im Moment so viel zu tun, an allen Fronten. Nicht mal zum stricken komm ich so richtig. Also so richtig, richtig. Zum bloggen halt auch nicht, weil ich es nie schaffe tagsüber die Fotos zu schießen. Es ist ein Elend.

Also gut, es ist kein Elend. Das wäre übertrieben. Denn es macht mir ja alles total Spaß. Und dass ich hier gestern so gebannt am Rechner saß und Muster bearbeitet habe, das ist nun wirklich das Gegenteil von Elend. So konzentriert war ich am Werke, dass ich total die Zeit vergessen habe. Auf einmal war es dunkel und ich hatte keine Bilder für den Blog gemacht. Dabei stand das ganz groß auf meiner to-Do Liste…vermaledeite frühe Dunkelheit in diesen Tagen 🙂

Naja, aber anstelle von Blogfotos gibt es halt ein neues Muster. Und zwar haben sich beim letzten Mal auf meinen Testaufruf für die bunten Handschuhe ein paar fleißige Strickerinnen gemeldet. Und mit den hilfreichen Hinweisen konnte ich dann das Muster auch guten Gewissens bei Ravelry reinstellen. Dafür einen lieben Dank!

katharinas fargerik
Katharina @katharinaknits hat eine dunkle Variante gestrickt. Link zu ihrem Blog im Bild

Das Muster hat jetzt einen norwegischen Namen bekommen: Fargerik – Farbenfroh. Denn die Form ist traditionell norwegisch. Also ein Thema für den Samstag:

Bevor ich selbst angefangen habe Muster zu schreiben habe ich mir kein Bild davon machen können was eigentlich dahinter steckt. Als einigermaßen kreativer Mensch mit gewissen Computer-Skillz stellte ich mir das so vor:

Eingebung.
Umsetzung.
Tippen
Fertig!

Ja, also… wie soll ich sagen… das stimmt so nicht ganz. Die Eingebung nehmen wir mal als gegeben (und glaub mir, die kommt auch nicht auf Bestellung). Die Umsetzung ist auch noch recht klar. Aber dann.

Mit Tippen & Fertig ist echt nicht. Denn das was ich unterbewusst im Umsetzungsschritt mache, das muss ich auch erstmal a) richtig erinnern und b) für andere verständlich erklären. Also habe ich mir immerhin schonmal angewöhnt Notizen zu machen wenn ich was neues ausprobiere. Hilfreich, aber auch noch lange kein verständliches Muster (vor allem da meine Sauklaue eigentlich den Beruf des Arztes vermuten lässt).

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Und da kommen die Testerinnen ins Spiel. Wenn ich meine Notizen abgetippt habe gebe ich sie gerne an Carina. Die hat Adleraugen und sieht sofort wo ich Fehler im Chart habe oder wo Zahlen nicht aufgehen. Dass sie das dann auch noch total verlässlich macht – der Wahnsinn! Carina, du bist meine Miss-Muster-Marple, und dafür danke ich dir!!!

Sobald Carina’s mentaler Test durch ist kann ich dann den nächsten Schritt gehen und die Notizen an experimentierfreudige Damen schicken. Und mit deren Hinweisen und Kommentaren gewappnet kann ich mich dann hinsetzen und die Worte um meine Idee finden.

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Bei einem Tuch oder Kleinkram ist es mit den Worten dann ja getan. Tippen und das Dokument ein wenig schön gestalten. Fast alle meiner Muster sind so aufgebaut, dass man mit mehr oder weniger Wiederholungen die Größe des fertigen Teils beeinflussen kann – Fargerik übrigens auch.

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Etwas komplizierter war da der Entwurf für den Pullover im Lamana Magazin. Denn da wollen Kleidergrößen bedacht sein. Und dafür braucht man ein paar Mathegrundkenntnisse. Nix dramatisches, mit einer Maschenprobe, einer Maßtabelle und dem Dreisatz kommt man meist hin, aber tun muss man es trotzdem.

Im Moment befinde ich mich an genau diesem Punkt für ein großes Projekt, das auch irgendwann ein optimales Samstagsthema wird. Noch geheim, aber du weisst ja… immer wieder samstags 🙂

PS: Diese Woche hat Carina noch ein Muster für mich begutachtet und korrigiert. (Sie ist wirklich ein Schatz!) Falls du Lust hast den Nachfolger von Dimasq zu testen, sag doch Bescheid!

Du solltest das zweifarbige stricken in Runden, und Zunahmen beherrschen, außerdem feste Maschen häkeln können, und den Mut haben unter Anleitung in den Gestrick zu schneiden – also steeken.

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Skandinavischer Stricksamstag #35

Vottedagen

Gestern war Vottedagen („Wottedahgen“), der Handschuhtag. Jaaaaaaaaaaa, ich kann mir denken was du dir jetzt denkst: Es gibt einen Tag für alles. Bestimmt auch einen Wollsockentag, den Tag des Strickpullis, oder oder oder. Irgendwelche Interessenverbände verkünden ja immer mal einen Tag als „den Tag des…“ und keinen interessiert’s.

Stimmt.

In diesem Fall ist es ein klein wenig anders. Und zwar basiert der Vottedag auf dem altnordischen Kalender, dem Primstab. Der teilt das Jahr nach Mondphasen auf und zeigt die Feiertage als Runen und Symbole an. Dieser Kalender kennt jedenfalls ganze zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter. Wer schon mal länger in Skandinavien war wird sagen: Passt doch gut! Allerdings sind auf dem Stab beide Jahreszeiten gleich lang, und das kann man vom skandinavischen Sommer meist nicht sagen 😉

Jedenfalls wird zum Jahreszeitenwechsel der Stab umgedreht um die zweite Jahreshälfte anzuzeigen. Und das erste Symbol auf der Winterseite des Primstabs ist ein Handschuh:

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Ich gebe zu, man braucht Fantasie um den Handschuh als solchen zu deuten. (Quelle: https://snl.no/primstav)

Wettertechnisch passt der Vottedag dieses Jahr relativ gut, beim nächtlichen Spaziergang mit Mo trage ich wirklich schon wieder Handschuhe. Und zwar meine Fingerhandschuhe mit Selbumuster, die ich ziemlich genau letztes Jahr um diese Zeit gestrickt habe…wobei es da noch deutlich wärmer war.

Selbuhandschuhe

Diese Handschuhe habe ich bis in den April hinein wirklich jeden Tag getragen (zumindest nachts), von daher kommt das mit dem halbes Jahr Winter / Handschuhwetter erschreckend gut auch für Westfalen hin! Grundsätzlich liebe ich diese nächtlichen Touren mit Madame, denn hier draußen kann ich Sterne gucken wie sonst nur im schwedischen Wald. Es braucht halt nur die passende Garderobe…

Eine „Bauernregel“ sagt übrigens, dass das Wetter am Primstabdrehtag (also gestern) für den ganzen Winter bleibt. Bei uns war das ganz ordentlich, kalt zwar, aber trocken. Damit kann ich leben. Bitte nicht noch so ein verregneter Winter mit Überflutungen wie letztes Jahr.

Gestrickte Handschuhe haben in den skandinavischen Ländern eine größere Bedeutung als bei uns, einige Traditionen habe ich euch in diesem Rahmen schon vorgestellt: Selbu, Lovikka, Nålbinding, Tvåändsstickning, und das sind nur einige der typischen Varianten.

Eine besonders engagierte Freundin des Handschuhs ist Ann Myrhe aka Pinneguri, die mit einigen anderen Strickerinnen eine Handschuhmannschaft (vottelauget) gegründet hat. Gemeinsam haben die Damen schon zwei Musterbücher für Handschuhe geschrieben, jeweils zum Oberbegriff „Märchenwald“ (eventyrskogen). Auf die Initiative von Ann und dem Vottelaug wurde der vottedag dann auch bei Instagram unter dem Hashtag #vottedagen2016 gefeiert. Schaut euch mal die tollen Beiträge an!

Und? Hab ich dir Lust auf eigene selbstgestrickte Handschuhe gemacht? Dann ran an die Nadeln! Ich empfehle Sockenwunder und klassische Regia Strumpfwolle – schön und robust! Falls es was bunteres sein soll, vielleicht magst du meine Anleitung für diese bunten Handschuhe teststricken?

carnavalmitten

Wenn du zwar total Lust auf Handschuhe, aber noch ein wenig Berührungsängste mit der Technik hast, dann kann ich dir nur den Handschuhkurs von Marisa bei Makerist ans Herz legen. Da ich bei ihr deutlich trockenere Themen (Finance) gelernt habe, und ihren Maschenprobenkurs so unendlich super finde, lege ich meine Hand ins Feuer dass dieser Kurs auch sein Geld wert sein wird!

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Skandinavischer Stricksamstag #34

Home at last!
Und es ist quasi Winter. Auf einmal.

Umso mehr Spaß macht es natürlich wieder in Strickanleitungen zu wälzen und den ein oder anderen warmen Pullover herbei zu träumen. Also wieder ab ins Kofteland:
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Das dritte (und vorerst letzte) Koftebuch, das ich euch vorstellen möchte ist der Nachfolger vom letzten. Passenderweise heißt es Kofteboken 2, und kann / will seine Verwandtschaft auf optisch nicht leugnen.

Der Buchrücken ist diesmal grün, so dass man immer weiß welches der beiden Bücher man gerade aus dem Regal zieht.

Alles, was ich am ersten Koftebok toll fand finde ich auch am zweiten Band einfach super, Haptik, Optik, Inhalt, Stimmigkeit, Liv Sandvik Jacobsen und Lene Holme Samsøe haben ihr Handwerk zwischendrin nicht verlernt.

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Ganz am Anfang wird diesmal erklärt, wie man die Anleitungen umdenken kann um entweder von unten nach oben, oder von oben nach unten zu stricken. Im Grunde genommen kann man damit auch die Form des Pullover oder der Jacke bestimmen. Denn während die von unten gestrickten Teile eingesetzte Ärmel bekommen, kann von oben in einem Stück mit einer Rundpasse gestrickt werden. Das Umdrehen der Anleitung ist nicht immer möglich, denn eine Rundpasse hat eine ganz andere Muster-Anordnung als die traditionelle Kastenform.

levlantligkofte1Was mir besonders gut gefällt: Diesmal wurden viele der Strickjacken direkt in mehreren Farben gestrickt und fotografiert, das macht es natürlich deutlich einfacher, sich die Wirkung anderer Farbkombis vorzustellen. Zum Beispiel fand ich diese Strickjacke zuerst total uninteressant. Aber siehe da! Auf den folgenden Seiten gibt es noch zwei Farbvarianten, und auf einmal kann ich mir das Muster total gut an mir vorstellen. (Merke: mit grau & blau kann man mich offenbar leicht hinter’m Ofen hervor locken) Dabei ändere ich sowieso schon bei fast jeder Anleitung die Farbe und passe den Look auf meinen Typ an.

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Auf einem der kleinen Bilder erkennt man, dass die Steek-Kante hier mit einem Stoffband verdeckt wurde. Das habe ich schon mehrfach gesehen, und will das bei Gelegenheit unbedingt mal ausprobieren. Wie zu erwarten war, sind die Buch-Koften natürlich mit optimal abgestimmten Bändern versäubert worden. Und nicht nur Webbänder… auch eine Spitzenborte ist dabei! Und die Idee werde ich 100%ig umsetzen!

blondekant

Natürlich ist es gar nicht notwendig eine Steekkante zu überdecken, aber mal ganz ehrlich… schön ist es schon!

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Meine Lieblingskofte im zweiten Koftebok ist Bitten. Etwas gröber gestrickt eignet sich dieses Modell bestimmt toll für die gemütlichen Winterabende. Bitten kommt auf jeden Fall auf meine Shortlist für den Kofte-Along den Kathi, Julia und ich für nach Weihnachten planen. Machst du auch mit?

husfliden

Übrigens konnte ich nicht widerstehen. Ein Modell aus dem zweiten Koftebok ist schon auf meinen Nadeln gelandet. Obwohl ich mir eigentlich ja schon vor Monaten striktes Neuprojekt-Verbot erteilt hatte. Aber dann war noch Garn von den Lamana Projekten übrig, und das Baby meiner besten Freundin wächst so schnell, und und und. Außerdem wollte ich testen, ob man Milano steeken kann, denn eigentlich sagt man dass Cashmere und/ oder Merino dafür zu glatte Fasern haben. Es hat geklappt, und den Zwergen Pullover zeige ich demnächst nochmal in voller Pracht. Inzwischen habe ich aber das gleiche Muster auch noch aus Como ausprobiert (wieder um das Steeken zu testen), und wie du oben siehst: es klappt!

Hier gibt’s das Buch zu kaufen. Damit sich der Versand lohnt kann man direkt auch noch den ersten Teil (im Moment ausverkauft!) und das Koftebok von Sandnes mitbestellen 🙂 Ist ja bald Weihnachten…

Hier gibt es eine Übersicht der Muster auf Ravelry. Leider sind diesmal nicht alle Anleitungen zu sehen, zum Beispiel der Husfliden 35 oben ist nicht mit zu Ravelry gewandert.

 

 

 

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Eins nach dem Anderen

Kennt ihr den Witz von der Blondine, die stirbt weil man ihr die Kopfhörer absetzt? Denn ihr Walkman (Gott ist der alt…) erinnert in Dauerschleife:

„Einatmen … Ausatmen … Einatmen … Ausatmen …“

Leider kann ich diese Blondinenplaylist bei Spotify nicht finden.

Denn: Die letzte Woche war stressig. Aber auch so toll! Und ich will euch alles erzählen und kann es aber gar nicht alles in Worte fassen. Daher werde ich eins nach dem anderen berichten, der Reihe nach und ganz ruhig atmend. Wobei ich leider ein paar Details noch aussparen muss, aber ich weiß ja wie gern ihr auf Überraschungen wartet, nicht wahr?

Angefangen hat es mit einer Fahrt nach Berlin. Das mach ich ja öfters, nur war diesmal der Haupt-Anlass ein besonders garniger:

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Prym, der OZ Verlag und Makerist hatten mich und 29 andere Strick-Social-Media-Nerds in die heiligen Hallen bei Makerist geladen.
Dort durften wir eine Neuheit ausprobieren: Die Prym Ergonomics Nadeln.

Schon im Frühjahr hatte ich die ersten Prototypen auf der H&H in Köln gesehen und war total fasziniert. Man muss dazu wissen: Ich bin ein Fan von Familienunternehmen. Meine Abschlussarbeiten in Bachelor und Master habe ich über die deutschen Familienunternehmen und ihre Bedeutung für den Standort Deutschland geschrieben, und ich bin weiterhin fest davon überzeugt dass die vielen inhabergeführten Firmen ihren Teil dafür tun dass unser Land so verhältnismäßig glimpflich durch die Finanzkrise kommt.

Jedenfalls war mir Prym als das älteste deutsche Industrieunternehmen in Familienhand schon aus meinen Recherchen von damals bekannt. Die wechselhafte deutsche Geschichte seit 1530 kann man nur durch immerwährende Innovation und gutes wirtschaften überleben, das ist kein Glück… das ist Können!

Die aktuelle Innovation konnten wir nun also in den Händen halten. Und ausprobieren. Und mit nach Hause nehmen.

Um ehrlich zu sein war ich etwas zwi-gespalten. Auf der Messe hatte ich wie gesagt schon ein Auge auf die „Weltneuheit“ geworfen und gesehen: Die sind ja aus Plastik!
Vielleicht erinnert ihr euch noch an meine mäßige Begeisterung beim Neko Nadelspiel? Andererseits fand ich die Idee dass man die Jackennadeln zusammenknippsen kann schon ne gute Idee. (Falls jemand im letzten Winter irgendwo zwischen Oslo und Münster eine KnitPro Holz Jackennadel in 2,5mm gefunden hat… die zweite liegt hier)
Außerdem konnte ich beim ersten Anfassen sofort die Vorteile der Form erkennen: Die Nadeln sind dreieckig, mit abgerundeten Seitenflächen, das liegt unerwartet gut in der Hand.
Verdattert war ich aber über die Spitze, beziehungsweise das Fehlen derselben.
Die Nadeln verjüngen sich erst, um dann in einem kleinen Knubbel zu enden.
Ich mag meine Nadeln spitz. So richtig spitz. Meine Maschen sind stramm, strammer, am strammsten. Stumpfe Nadeln gehen da gar nicht. Folglich: Prym Ergonomics sind nix für mich. Punkt.

Dachte ich bis vergangenen Donnerstag.

Die Makerist-en hatten uns einen richtig tollen Raum vorbereitet, die perfekte Location für eine wildgewordene Horde Nadeltrinen in Schnatterlaune. Leider konnte ich nicht lange mitschnattern, da mich ein Infekt komplett aus den Socken gehauen hat. Die Mitstreiterinnen sind aber bis teilweise nach Mitternacht geblieben, so gemütlich war es.
Mein Nadeltest fand dann also in privaterem Rahmen statt.

Es gibt die Ergonomics wie gesagt als klickbare Jackennadeln, aber auch als Rundnadeln und als Nadelspiel. Testen konnten wir jeweils die 5mm Variante. Auf dem Event gab es auch allerlei Garne zum anschnuppern und rumprobieren, meine Wahl ist auf das Bändchengarn Softness von Lala Berlin / Lana Grossa gefallen, denn das hatte Marisa mir auf dem Weg nach draußen noch in die Hand gedrückt.

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Versuchsaufbau 1: Rundnadeln

Die wiegen echt nix. Das Seil fühlt sich metallisch an, und irgendwie nicht 100% glatt.
Kreuzanschlag sitzt. Erste Reihe recht auch. Aber linke Maschen gehen ja bestimmt nicht, da kommt man mit dem Knubbel doch eh nicht in die engen Maschen, oder?
Doch! Und wie!
Nach ein paar Reihen bin ich verliebt. So ein gleichmäßiges Maschenbild erreiche ich sonst nur auf Metall.

Versuchsaufbau 2: Jackennadeln

Weiterhin gefühltes Eigengewicht der Nadeln: 0,00g.
Mir sind sie zu lang und irgendwie steh ich mir selbst im Weg.
Das Maschenbild bleibt phänomenal, es flutscht aber nicht so schön, da die Nadeln und ich eher miteinander ringen als stricken.
Ich stricke nur eine Hin- und eine Rückreihe, danach bin ich genervt.

Versuchsaufbau 3: Nadelspiel

Auch fünf Nadeln wiegen nix. Es läuft einfach wie ne eins!
Die Maschen flutschen, linke und rechte Maschen haben die gleiche Spannung, das Ergebnis ist gleichmäßig wie von einer Maschine.

Fazit
Mega!
Ich brauche aktuell keine neuen Nadeln, aber wenn könnte ich mir zumindest diese Rundnadeln und das Nadelspiel gut vorstellen. Dass ich kein Fan von Jackennadeln bin ist nicht Prym’s Fehler.
Der Knubbel an der Spitze ist super! Wie versprochen verhindert er runterfallende Maschen, und kommt auch in wirklich feste Maschen. Außerdem splittet man mit dem Knubbel keine Fäden, und das ist für mich und meine Dolch-Nadeln ein wirklicher Konfliktpunkt.
Allerdings habe ich Bedenken:
5.0mmm benutze ich sehr sehr sehr selten. Eigentlich komme ich selten über 3,5mm. Ob die Nadeln auch in dünn noch stabil sind? Meine KnitPro Holznadeln brechen mir bis 4,5mm in schöner Regelmäßigkeit durch, Bambusnadeln verbiege ich auch ungefähr bis zu der Stärke. Die Neko Nadeln fühlten sich bei 3.0mm an wie gekochte Spaghetti.
Die Ergonomics in 5.0 sind stabil, keine Frage (habe wirklich rabiat gezogen und gedrückt), aber ob das bei Sockenstärke auch klappt?
Diese Frage kann ich leider im Moment nicht beantworten, denn die Nadeln sind erst im Winter im Handel, und vorher gibt es eben nur die 5mm Stärke zu testen.
Für Fans von dickeren Nadeln und auf jeden Fall für Anfänger kann ich mir die Ergonomics auf jeden Fall gut vorstellen.
Es kann außerdem gut sein, dass ich mir für Unterwegsprojekte ein paar Stärken zulege, denn Plastik heisst ja auch kein Stress im Flugzeug.