Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Gratulera med dagen

Hipp Hipp Hurra Norge!

Blick aus meiner alten Wohnung

Der 17. Mai ist in Norwegen der Verfassungstag, denn heute vor 101 Jahren wurde in Eidsvoll das norwegische Grundgesetz verabschiedet.

Hierzulande kann man sich kaum vorstellen welch ein Volksfest jedes Jahr für die Verfassung veranstaltet wird: Die Menschen tragen größtenteils ihr “Bunad”, die traditionellen regionalen Trachten, und es werden lange Festzüge durch die Innenstädte veranstaltet – in Oslo geht es am Palast vorbei, wo die Königsfamilie in Bunad vom Balkon den Zug bewundert. Das Ganze ist wirklich ein grandioses Volksfest mit einem Meer von Flaggen! Man beglückwünscht sich zum Feiertag wie zum Geburtstag mit: Gratulera med dagen! (Gratuliere zum Tag!)

Warum sich die Norweger jedes Jahr wieder über ihre Verfassung so sehr freuen können?

Geschichtsexkurs

Nun…dazu muss man verstehen dass die Geschichte lange kein Siegerblatt an Norwegen ausgegeben hatte: In den Wirren des Mittelalters wurde fast der gesamte Adel durch eine Pestepidemie ausgelöscht, auch der König. Daraufhin ging man eine Union mit Dänemark und Schweden ein, die im 16. Jahrhundert endete. Dann geriet man unter dänische Herrschaft, dann 1814 wieder unter schwedische. Wie so oft gefiel es der Bevölkerung unter Fremdherrschaft nicht gut.

Mit der Verfassung erklärten die Norweger auch ihre Unabhängigkeit…ohne Erfolg. Erst 1905 gelang mit Unterstützung des deutschen Kaiser die Abspaltung von Schweden. Allerdings besetzten die Nazis im zweiten Weltkrieg das Land erneut. Insgesamt ist Norwegen also wirklich noch nicht viel unabhängig gewesen – da hat man natürlich eine ganz andere Wertschätzung.

Norsk Strikk

Auch wenn ich den 17. Mai dieses Jahr nicht in großer Runde gefeiert habe, so will ich euch zur Feier des Tages einige norwegische Strickinspirationen geben:

1. Das Koftebok! (Das Norweger Pulli Buch)

Das hier wird meine Sommerlektüre. Bei Instagram habe ich schon viele nachgestrickte Modelle aus dem Koftebok gesehen. Leider habe ich noch keine Möglichkeit gefunden es nach Deutschland liefern zu lassen, aber seit einigen Monaten zähle ich die Tage bis ich im Sommer mein eigenes in den Händen halte. Auch wenn ihr kein norwegisch sprecht, die Muster sind ja universal verständlich.

2. Pinneguri

Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Thistle
Schal von vor einigen Monaten? Das Muster stammt von Pinneguri (a.k.a Ann Myrhe). Bei Ravelry gibt es noch viele, viele andere Muster von ihr. Außerdem hat sie ein Buch über norwegische Handschuhe geschrieben (Noch so eine Idee für ein Mitbringsel). Ich bewundere wirklich wie irre produktiv sie ist, so viele Muster (und Muster schreiben dauert echt lange)!

3. Pickles.no

Heidi & Anna von Pickles betreiben ein Wollgeschäft in Oslo, und diesen Webshop. Die Muster gibt es auf norwegisch und englisch, und eigentlich gibt es immer eine Größe gratis – quasi zum ausprobieren. Mein aller-aller-erstes mehrfädiges Projekt war die Mütze “From Norway with Love“. Das Muster ist super geschrieben, leicht verständlich und absolut Fair-Isle-anfängertauglich.

4. Paelas

Stricken für Kinder macht richtig Spaß! Klar – es ist schnell fertig, und Kinder sehen hammerniedlich in Strick aus. Das wissen auch die Ladies von Paelas, und entwerfen so richtig schöne Stricksachen für Kinder von 0-6. Hier hat handgestrickter Kinderpulli nichts mehr von den kratzigen Oma-Geschenken von früher, hier gibt’s skandinavischen Chic für lütte Leute.

5. Marte Helgetun

Wie Ann Myrhe ist auch Marte Helegetun unglaublich produktiv und bietet eine Riesenauswahl an eigenen Mustern an (meist auch schon auf Englisch). Hier sind weniger traditionelle norwegische Strickmuster das Thema, sondern wieder der klare skandinavische Stil. Es gibt Anleitungen und Garnpakete, sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene. Leider ist nur das About me der Webseite auf englisch übersetzt, ihr müsst euch also ein wenig durchraten. Aber auch hier sprechen die Bilder ihre eigene Sprache.

Vielleicht bin ich voreingenommen, aber ich finde es beeindruckend was so ein kleines Land an Kreativität hervorbringt. Und daher:

Hipp Hipp Hurra Norge!!

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Wolle wollen Creative Linen

Wollen wollen II

Rowan Creative Linen

Lang lang ist’s her, aber ich hatte mal angekündigt, hier zwischendurch Garne vorzustellen.

Vor ein paar Tagen habe ich mein Tuch aus Creative Linen von Rowan abgekettet.  Eine gute Gelegenheit um euch mal dieses tolle Sommergarn zu zeigen.

creative linen1
Die nüchternen Fakten:

Material: 50% Leinen, 50% Baumwolle
Strang à 100 g
Lauflänge: 200 m
Nadelstärke: 4,5 mm

Maschenprobe:
10 x 10cm = 21 M x 28 R

Leinen los!

Das erste, was an Creative Linen auffällt, sind die ungewöhnlichen Farben. Sie sind leicht matt, fast wie abgepudert. Das liegt am Leinenanteil, denn Leinen ist erstmal ein recht sprödes Material, es “reflektiert” also nicht so sehr wie etwa Merino. Im Laufe der Zeit wird Leinen durch Tragen und Waschen weicher, ein Lieblingsteil wird daher immer kuscheliger. Schon im Laufe des Tuchs habe ich gemerkt, wie das obere Ende sich anders angefühlt hat, als das untere. Dabei hab ich das unfertige Tuch doch nur ungefähr zwei Wochen immer dabei und überall mal rumliegen gehabt…creative_linen_candy

Das Taschen-Tuch

Das Muster ist so einfach, dass ich jede fünf-minütige Wartepause zum weiterstricken nutzen konnte, das Tuch hat also in meiner Handtasche gewohnt. Da ich bei meinen anderen Projekten im Moment recht empfindliches Garn benutze muss ich einmal kurz jubeln: Wie cool ist es bitte, dass ein Garn nicht pillt, sondern zarter wird? Gerade für die Draußen-Saison finde ich das eine herrliche Eigenschaft. Ab in die Handtasche, raus in den Park, ab in den Biergarten, und immer mal wieder ein paar Maschen stricken. So wünsch ich mir ein Sommergarn! (Und maschinenwaschbar ist es auch noch.)

Der Faden von Creative Linen

Das Garn kommt als Strang, und schon beim Wickeln merkt man wie der Faden etwas flexibler wird. Ich war von meiner Rowan Vertreterin vorgewarnt, und doch hat mich das Ausmaß der Veränderung wirklich erstaunt. Selbst beim ersten Anstricken habe ich noch damit gerechnet ein ziemlich brettiges Tuch zu bekommen, eins das man nachher nur als Deko hinlegen möchte, aber bloß nicht um den Hals haben will – aber nix da! Dass der Faden eher stabil ist, hat sich für mein Muster angeboten, es ließ sich deutlich einfacher in Creative Linen stricken, als die erste Variante aus Sockengarn. Mit 4,5mm Nadeln geht sowieso einiges schneller…

Licht und Schatten

creativelinensonneschattenIm Sonnenlicht kommen die Farben übrigens nochmal ganz anders zur Geltung: mein gelb hat im Haus den bei Farbe “mustard” zu erwartenden Senfton, im Sonnenlicht erinnert mich die Farbe eher an Raps. Und auch wenn gelb eigentlich überhaupt nicht meine Farbe ist, mag ich diese Farbe an mir total gerne. Macht sie nicht direkt gute Laune?

Das sommerlich gelbe Skyggen Tuch in Rowan Creative Linen

Die Allgemeinheit denkt:

Ich lese ja gern auch über Garne bei Ravelry, meist haben andere Stricker/innen wertvolle Erfahrungen geteilt. Zu Creative Linen wird relativ häufig gewarnt, das Garn verliere Fasern (“it sheds”), und würde splissen (“it splits”).

Das kann ich nun überhaupt nicht bestätigen. Ein Erfahrungsbericht weist darauf hin, dass es vielleicht am Material der Nadeln liegen könnte, da sie meint, dass Metallnadeln die Fasern zerstören können. Die Dame empfiehlt Bambusnadeln, mit denen stricke ich sowieso sehr gerne, und mit denen habe ich weder Spliss noch Abrieb gehabt.

Randgruppentauglich

Vor einiger Zeit habe ich ja schon mal über die Möglichkeiten philosophiert, wie man auch ohne Tierfasern – ganz vegan – stricken kann, und das ohne das von mir nicht so geliebte Acrylgarn. Auch Strickspleen hat sich kürzlich mit dem Thema ausführlichst beschäftigt, ihre Ergebnisse sind sehr lesenswert!

Da sowohl Leinen, als auch Baumwolle pflanzliche Fasern sind, können mit Creative Linen auch Allergiker, und eben Veganer glücklich werden.

Und wenn ihr auch noch auf der Suche nach einem tollen Garn für den Sommer seid:

Hier gibt es eine Auswahl an Creative Linen im Shop.

Zu Allerletzt: Skyggen wird gerade in Amerika testgestrickt, hat auf dieser Seite des Meeres auch noch jemand Lust drauf?

Veröffentlicht am 2 Kommentare

Tierisch verstrickt

Oder: Wie stricken Veganer?

Am vergangenen Wochenende war ich auf der H&H in Köln, vermutlich die Fachmesse im Bereich DIY und Handarbeiten. Klar habe ich einige Neuheiten gesehen, die ich in der nächsten Zeit ausprobieren werde und gegebenenfalls in den Shop aufnehme…

Abseits von den Lieferanten gab es natürlich viel Geschnatter unter uns Besucherinnen (auf Ausstellerseite waren auch Männer vor Ort, Besucher nur sehr wenige). Dabei kam wiederholt das Thema vegane Garne auf. Schon vor der Messe bin ich mehrfach angesprochen worden, wieso ich denn keine Acrylgarne im Shop habe, das wäre doch viel tierfreundlicher.

Also: Ich persönlich halte nicht viel von Kunstfasern. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber mir wird bei Acryl schwül.

Diese Postkarte von Strickimicki hab ich mir auf der H&H direkt gekauft.
Diese Postkarte von Strickimicki hab ich mir auf der H&H direkt gekauft.
Das Problem:

Acryl ist eine Kunstfaser, menschengemacht, und kommt an Naturfasern einfach nicht ran, denn:

1) Schon mal ne müffelige Sporttasche gerochen? So ähnlich riechen Klamotten aus Acryl eben auch gern…es wird halt schwül…

2) Ich gebe zu: Wolle richtig zu pflegen, das will gelernt sein. Aaaaaaber: Wenn man sich etwas Arbeit macht, dann halten Strickstücke gerne mal über Generationen. Ich habe noch eine Strickjacke von meiner Mutter, die sie in Norwegen gekauft hat, über ein Jahrzehnt vor meiner Geburt. Einen Pulli, den sie für meinen ältesten Bruder gestrickt hat, haben wir drei jüngeren noch (eifrig) getragen, und nun wartet er auf neue kleine Träger – nicht totzuspielen das gute Stück. Das zeig mir einer mal in Acrylgarn.

3) Vor kurzem lief im Fernsehen ein Bericht über Kunstfasern im Bier. Wie die dahin kommen? Nun… Fleecejacken. Bei jeder Wäsche geben die Dinger einige ihrer kleinen Plastikfäden ins Waschwasser ab, das geht in die Kanalisation, wird gefiltert, und am Ende landet es im Bier. Und bestimmt auch in Teichen und Seen. Ob das für Fische und andere Wasserbewohner gut ist? Kann ich nicht sagen. Kann ich mir aber nicht vorstellen.

4) Richtig gutes Strickgarn ist nicht billig. Das kann man ganz klar so sagen. Am fertigen Strickstück sind die Kosten für Wolle trotzdem meist nicht das teuerste. In jedes Gestrick geht eine Menge Zeit. Und wenn wir uns alle auch nur den Mindestlohn für Strickzeit zahlen würden, dann würden wir erkennen: Wenn ich so viel in einen Schal / Pulli / Socken investiere, dann sollte ich nicht am Material sparen. Denn so viel Zeit sollte nachher das bestmögliche Ergebnis liefern.

Die Lösung(svorschläge):

Natürlich gibt es valide Argumente trotzdem auf Tierhaare verzichten zu wollen. Manch einer hat Allergien. Andere haben Bedenken wegen der Tiere, die nun keine warmen Haare mehr haben.

Aber gerade bei den Sommergarnen gibt es pflegeleichte, pflanzliche Garne aus Leinen, Baumwolle, oder Modal. (Modal wird zwar künstlich hergestellt, besteht aber aus Pflanzenfasern)

Und auch für die tierischen Garne muss ich nochmal eine Lanze brechen:

Es gibt problematische Wollen, ganz klar. Gerade bei Angora und Merino wünsche ich mir deutlich mehr Aufklärung über die zum Teil widerwärtigen Methoden, mit denen manche Tiere für die Wollgewinnung gequält werden. Auf der anderen Seite hat mir eine schwedische Herstellerin auf der Messe erzählt, dass in Schweden der Großteil der Schafwolle einfach verbrannt oder weggeworfen wird. Die Schafe werden für Milch und Fleisch gezüchtet, außerdem dienen sie dem Landschaftsschutz. Wenn im Sommer das dicke Fell zu viel wird, dann kommt es eben ab und weg. Und so eine Ressourcenverschwendung kann doch auch niemand wollen.

Wie seht ihr das? Möchtet ihr mehr wissen über die Herkunft eures Garns?

Veröffentlicht am 2 Kommentare

Stricktherapie

Von Träumen und Traumata

In der ZEIT Magazin Reihe “Ich habe einen Traum” werden regelmäßig Prominente zu ihren Träumen befragt, und meist kommen wirklich interessante Gedanken dabei raus.
Vor kurzem war Iris von Arnim dran.
Sie ist wahrscheinlich die bekannteste Cashmere Designerin überhaupt, und wenn man mal nicht selberstricken mag, dann könnte man bei vielen Entwürfen glatt schwach werden!

Im Artikel erzählt sie, wie ein schwerer Autounfall sie zum Stricken, und damit zum Grundstein ihres Unternehmens gebracht hat. Sie sagt:

Durch den Albtraum meines Unfalls habe ich meinen Platz in der Welt gefunden.”

gehsteig
“Kopfsteinpflasterübergang” für Rollstuhlfahrer und High Heels Trägerinnen (am Prinzipalmarkt in Münster)

Aus dem Stehgreif fallen mir mehrere Menschen ein, die auch in einer wirklich schweren Phase ihre Kreativität (wieder-) entdeckt haben. Erstaunlich viele davon hängen auch Jahre später noch an der Strick-/Häkelnadel. Ich selbst eingeschlossen.

Wie man die Nadeln in die Finger kriegt…

Ich bilde mir ein, dass mich das Stricken/Häkeln vor dem Wahnsinn bewahrt hat. Nach einem eigentlich unbedeutenden Sturz (und einer nicht so gelungenen OP) habe ich ein Jahr lang nur mit Krücken laufen können, musste Unmengen von Medikamenten nehmen, und konnte nur warten. Eigentlich haben wir alle, Ärzte, ich, meine Familie, nur auf den Tag gewartet an dem ich durchdrehe, das endlose Sitzen nicht mehr haben kann. Die passenden Medikamente lagen für den Ernstfall schon in meinem Schrank, denn ein Arzt rechnete fest mit einer tiefen Depression. Zum Glück hat er damit daneben gelegen. Stattdessen hat die Erfahrung mich wahrscheinlich eher gefestigt.

krücken
Man kann Krücken “verschleißen”

Schwierig war es. Ich habe immer viel Bestätigung daraus gezogen, wenn ich etwas geschafft hatte, wenn ich in Studium oder Beruf etwas erreicht hatte. Doch jetzt vergingen die Tage, es war kein einziges Ergebnis vorzuweisen, nichts woraus ich Bestätigung ziehen konnte.

Heilende Nadeln – ganz ohne Akupunktur

Dann habe ich mir mithilfe von Youtube selbst erst das Häkeln, dann das Stricken beigebracht. Und auf einmal konnte ich am Ende des Tages sagen: Heute habe ich etwas geschafft. Entweder hatte ich etwas neues gelernt, oder eben etwas fertig gemacht.

nadelmagie

Über kurz oder lang kam dann doch der körperliche Fortschritt. Zwar werde ich vermutlich nie einen Marathon laufen können, und sollte mich auch vorsichtshalber von Risikosportarten fern halten; aber ich laufe, nehme keine Medikamente mehr, kann wieder ohne Hilfe mein Leben meistern. (Man macht sich kein Bild davon, was alles mit Krücken unmöglich wird: Angefangen beim Nahrung vom Herd zum Tisch befördern, über Staubsaugen, bis hin zum Besuch eines Restaurants, das vom Bordstein zwei Treppenstufen ohne Geländer hoch liegt.) Vielleicht hätte ich auch ohne Nadeln das Ganze irgendwie überstanden, aber geschadet hat es bestimmt nicht. Das ist sogar wissenschaftlich erforscht.

Die Krise als Keim für Veränderung?

Der Ökonom Joseph Schumpeter hat die These der “schöpferischen Zerstörung” aufgestellt. Vielleicht gibt – so betrachtet – eine Lebenssituation, in der man nicht mehr weitermachen kann wie bisher, auch erst die Möglichkeit zu Neuem.

Für mich hat sich so vieles ergeben, dass ohne Unfall nicht denkbar gewesen wäre, das ich aber auch nicht mehr missen möchte: Stichfest, mein Hund, ein neues Zuhause, und die Erfahrung auf welche Menschen man sich wirklich verlassen kann. Und natürlich habe ich ein tolles neues Hobby!

Wisst ihr noch wie ihr an die Nadeln gekommen seid? Sind das eher gute Erinnerungen, oder auch eher nicht so gute?

 

Veröffentlicht am

Der Nest-Bau-Kasten

Eine warme Schlafmöglichkeit für die Brut

Gestern ist der Nachwuchs meines Cousins auf der Welt angekommen: Es ist ein kleines Mädchen!

Für den Neuzugang wollte ich gerne ein Willkommensgeschenk bereit haben. Heraus gekommen ist dabei mein ‘Nest-Bau-Kasten’:

Man nennt ja die Zeit kurz vor der Geburt auch die Nestbauphase, das wollte ich aufgreifen. Das Geschenk ist also ein Wärmespender für menschliche, und einer für tierische Brut 🙂
Beide Eltern sind sehr musikalisch, die Mama ist sogar Musiklehrerin. Daher kam mir die Idee das ganze Geschenk an den Kinderliedern von die Vogelhochzeit anzulehnen. Sie da: ein Vogelhaus. Für die beiden Schwedenfans in falunrot. Dazu eine Babydecke.

Tock-Tock-Tock; was klopft denn da im Ei?

Bis gestern wussten nicht mal die Eltern, ob eine kleine Henne, oder ein Hahn die Familie erweitern würde. Die Oma gab daher den Tipp, sich an Naturtöne zu halten.

nestbaukasten4Gehorsamst habe ich Pure Wool Worsted in den Farben hellbeige und creme doppelt genommen und eine Wagendecke gestrickt. Ohne jetzt Babys diskreditieren zu wollen, so müssen ihre Sachen ja doch was häufiger gewaschen werden … Pure Wool Worsted kann man bei 30C in die Waschmaschine stecken!
Das Muster ist wirklich ganz ganz einfach, ein krauser Rand und ein rechts gestrickter Mittelteil.
Das Ergebnis erinnert mich in meiner Farbkombi an Sandstrand.
Und am Sandstrand sieht man oft Vogelspuren, also habe ich auf die fertige Decke auch noch “Vogelabdrücke” gestickt.

Nestaukasten1Ab damit in den Nistkasten, fertig ist der Nest-Bau-Kasten!

Und falls ihr auch einen haben / verschenken wollt: hier habe ich ihn als Gesamtpaket zum selber stricken zusammengestellt.

Hoffentlich fühlen sich die tierischen und menschlichen Beschenkten Pudel-wohl in ihrem neuen Wärmespender.

Willkommen im Leben kleine Nichte zweiten Grades, wir sehen uns im Sommer bestimmt in Schweden!

Veröffentlicht am Ein Kommentar

Lace ist Spitze!

Ein fliederfarbener Schwalbenschwanz

Als ich im Januar nach Mustervorschlägen für ein Lace Tuch gefragt habe, da hat Carina vom Häkelmonster eine echt traumhaft schöne Idee abgeliefert: Der Peacock Wedding Shawl. Das Muster passt wie Faust aufs Auge! Es soll ein Geschenk zur Hochzeit (“Wedding”) sein, und bei den Brauteltern daheim laufen Pfauen (“Peacock”) herum.

Danke liebe Carina, der Wedding Shawl landet auf jeden Fall noch auf meinen Nadeln! Leider nicht zu dieser Hochzeit, denn dieses Monstrum schaff ich bis zur Abreise nicht mehr. Es sei denn ich kuriere ganz flott mein Strick ADHS, und stricke ganz fokussiert nur noch Tuch. Und ganz ehrlich: Das kommt im Moment nicht in Frage, dazu machen mir meine Februar Projekte viel zu viel Spaß. Es kommen ja in der nächsten Zeit noch ein paar Hochzeiten.

Für die aktuellste habe ich also dann doch ein Muster von Ravelry genommen, das ich letztes Jahr schon mal für mich gestrickt hatte. Das Schwalbenschwanztuch in rot war mein erster Versuch Lochmuster zu stricken, und es hat so gut geklappt!

Ich hatte ja so meine Zweifel was Lace angeht…

Warum soll ich mir einen Schal stricken, der nicht wirklich wärmt? So ein Schultertuch sieht jawohl total nach Großmutter aus den Karpaten aus! Außerdem scheint das irre viel Aufwand zu sein!  Und: Dieses fisselige Garn macht doch bestimmt keinen Spaß auf den Nadeln!Lamana-Piura

Aaaaaber, Lamana hatte mir Piura zum ausprobieren geschickt, ich bin halt doch neugierig, und das Muster sah machbar aus. Auf los ging’s also los.

Fazit: Immer wieder!

Fisseliges Garn stimmt erstmal gar nicht. Auf den 4er Nadeln lässt sich Piura sehr gut hantieren. Überraschenderweise ist es vergleichsweise einfach mit Lochmustern extrem raffinierte Muster zu stricken, zum Beispiel im Vergleich zu Zopfmustern! Man muss Umschläge können, und auf drei Arten Maschen zusammen stricken können. Alles wird bei Youtube ausführlichst erklärt. Die Musterwiederholungen sind meist kurze Rapporte, die kann man sich wirklich gut merken.

 

Und auch wenn ein Lacetuch sicher keine passende Bekleidung bei -10°C ist, ein bisschen wärmen tut es schon. Außerdem schmückt es ungemein! Der Verbrauch für ein Schwalbenschwanztuch liegt dazu auch noch bei weniger als einem Knäuel, und wer kann da noch widerstehen?

KarpatenomiKarpatenomi hat übrigens auch noch keiner zu mir gesagt.

knüddeliges WollblubbDas tollste am Lace stricken – finde ich – ist der Effekt beim Spannen. Noch beim Abketten hat man des Gefühl einen unförmigen, löchrigen Blob gestrickt zu haben…alles ist irgendwie knüddelig. Aber dann!

Spannen ist Magie!

lace spannenBei Lacegarnen lasse ich das fertige Teil eine halbe Stunde in lauwarmen Wasser richtig vollsaugen. Gerade Alpakagarne brauchen immer eine Weile, bis sich alle Hohlfasern gefüllt haben. Danach wird sorgfältig, aber ganz sanft!!, ausgewrungen, und auf Spannmatten gelegt. Das Teil wird so lang wie eben möglich gezogen, und mit Spannnadeln in Form gezwungen. (Ich habe am Anfang gedacht, dass ich mit meinen Stecknadeln auskomme, und keine extra Spannnadeln brauche. Faaaaaaalsch! Rostflecken im Tuch sind echt schwer zu entfernen. 🙁 )

Dank Fußbodenheizung ist das Lacegarn schon nach ein paar Stunden eigentlich trocken, ich hab es trotzdem 24 Stunden liegen lassen. Insbesondere bei Geschenken gehe ich lieber auf Nummer sicher.

Man würde ja denken, dass das Tuch ohne Nadeln sofort wieder zusammenschrumpelt, aber nix da. Es bleibt in Form. Ein Hexenwerk.

schwalbenschwanz gespannt

Wichtig ist, dass man die losen Fäden erst nach dem Spannen vernäht, so bleibt die maximale Dehnbarkeit garantiert.

Wenn das Spannen nicht so nötig wäre, ich hätt’ den Riesenschal doch noch im Flugzeug fertig gestrickt und ne Schleife drum gebunden…aber Spannmatten nehm’ ich nicht mit in die USA. Soweit ist die Strickmanie noch nicht gekommen. Noch nicht.

 

Veröffentlicht am 6 Kommentare

Wen die Distel sticht

Ein Loblied auf die gründliche Recherche

thistle nadelspiel

Diesen Monat hatte meine Mutter einen halbrunden Geburtstag zu feiern, und glücklicherweise hatte ich das perfekte Geschenk:
Im Oktober bin ich bei Pinterest über Pinneguris Tuch “Thistles” (Disteln) gestolpert, und habe direkt gedacht: perfekt für meine Mutter! Erstens friert sie auch immer so wie ich, zweitens liebt sie Tücher und Schals, und drittens kann sie abschätzen wie viel Arbeit dieses Geschenk war.

Wen die Distel sticht weiterlesen

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Man kann noch Wollen wollen I -Cardiff Cashmere

Oder: und was kann dein Garn so?

Ein frohes Wochenende erstmal, und direkt herzlich Willkommen in meiner neuen Stichfest Rubrik:

Wollen wollen

wollen

Als Volkswirtschaftlerin habe ich gelernt dass Informationsasymmetrien einen Markt stören. Also wenn eine Seite mehr über das Produkt weiß als die andere. Beispiel sind gern gebrauchte Autos und die Ungewissheit ob am Tacho gedreht wurde.
Bei meinen ersten Häkel/Strickansätzen hab ich mich beim Wolle kaufen auch als Opfer der Informationsasymmetrie gefühlt, vollkommen überfordert mit der Fülle an Informationen. Da werden Nadelstärken empfohlen, Verbrauchsmengen angegeben, Maschenproben geschätzt und Materialien angegeben, und ich war wirklich von Grund auf verwirrt.

Man kann noch Wollen wollen I -Cardiff Cashmere weiterlesen

Veröffentlicht am 2 Kommentare

Regenbogengrau

Der Wettstreit der Wärmespender

Bunt oder grau – wer wärmt besser?

Beim Wort Häkeldecke dürften bei vielen Kindern der 80er die Haare zu Berge stehen. Wahlweise erscheinen weiße Häkeldeckchen auf Oma’s Kaffeetisch vor dem inneren Auge, oder eine Wolldecke in den Trendfarben der 70er, die wahrscheinlich über dem Gästebett lag. Jedenfalls dürfte neben dem Klorollenhut kaum etwas selbstgemachtes so für Spießigkeit stehen wie die Häkeldecke. Ich hab trotzdem eine gemacht:-) ripple3

Wettkampfteilnehmer I: Der Wollregenbogen

Regenbogengrau weiterlesen

Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Auf ein Neues!

Happy 2015!

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr!

Meins hat leider sehr unschön begonnen, musste heute Morgen bei der Polizei eine Strafanzeige wegen Silvester stellen:-(
Aber das Jahr ist noch jung, das Wetter ist schön, wir werden schon noch Freunde – 2015 und ich. Das kann auch eine marodierende Bande von studentischen Nachbarn nicht verhindern.

Eine Liste von schönen Dingen, die in 2015 auf dem Plan sind:

IMG_5772.JPGwoolfolkIMG_5743.JPG

nestbau1savethedatering

1. Thistle

mein Tuch “thistle” wechselt – dann hoffentlich fertig – nächste Woche den Besitzer. Meine Mutter feiert einen halbrunden Geburtstag, da ist ein etwas aufwendigeres Geschenk durchaus mal drin…

2. meeeeeehr Woolfolk

ein Freund bringt mir aus den USA noch ein paar Knäuel Woolfolk mit; ich habe inzwischen einen Plan für meinen eigenen Import vom November, dafür brauche ich aber meeeeeeeeehr:-)

3. Raus auf’s Land

die große Landverschickung geht los: Ich ziehe um aufs Land. Da gibt es dann auch keine bewaffneten Studenten mehr. Nach knapp über einem Jahr Bauzeit ist die Hütte fertig und Mo bekommt einen richtigen Garten. (Und ich ein großes Arbeitszimmer mit dekadentem Garnschrank)

4. Baby im Landeanflug

mein Cousin wird wieder Papa. Das erste Mal mit seiner richtig netten neuen Freundin. Ich freu mich total für die beiden, daher bin ich eifrig am basteln. Und weil meine Idee bisher überall so positive Reaktionen hervorruft: Nach der Geschenk-Ankunft stelle ich das Geschenk genau vor und werde es auch als Geschenkidee im Shop anbieten. (Hoffentlich freuen sich die drei auch so wie ich :-o)

5.Hochzeit I

Liz heiratet. Liz ist eine sehr gute Freundin aus meiner College Zeit in Rom, ein quirliger kleiner Wirbelwind aus den Südstaaten der USA. Im März werde ich dafür eine Woche nach Atlanta fliegen und dort auch die anderen aus unserer alten Clique wieder sehen. Ich freue mich total auf diesen Trip. Nebenbei bemerkt habe ich mir schon die Garnhändler in der Gegend aufgelistet, mein Kumpel Tom und ich werden da noch den ein oder anderen Dollar investieren.
Wie ich letzten Monat geschrieben habe, es befindet sich ein Strumpfband auf dem Weg zur Braut. Die deutsche Post hat aber wohl gepennt, denn angekommen ist es immernoch nicht 🙁

6. Hochzeit II

die zweite Mo in meinem Leben heiratet und wird jetzt quasi Deutsche!! Diese Mo heißt eigentlich Morgan, ist ein wunderbarer Mensch, und heiratet einen ebenso wunderbaren Deutsch-Italiener (auch wir kennen uns aus Italien). Ursprünglich war das Projekt Stichfest! als Kooperation von uns beiden geplant, leider hat uns das Ausländeramt einen Strich durch die Rechnung gemacht…

Jedenfalls: Das Mädel kann hexen: in einem Moment sieht sie aus als würde sie im Bademantel auf der Couch leben, dann dreht man sich um und *zack* da steht ein komplett gestyltes Powerweib neben einem. Was bei mir das Ergebnis von drei Stunden Outfit/Make up/Haare sein würde (an einem guten Tag;-)) entsteht bei ihr in drei Minuten -kein Witz. Eine Fähigkeit um die ich sie wirklich sehr beneide! Am großen Tag werde ich mich wieder fragen wie dieses kleine Glamourluder die gleiche Person sein soll wie der verknautschte Mensch den ich häufig genug morgens zur Kaffeemaschine geleitet habe:-)

 

Das also waren sechs konkrete Anlässe auf die ich mich dieses Jahr freue (alle irgendwie mit Bezug zu Wolle – ist das dann Wolllust?). Ein paar mehr hab ich auch noch in der Hinterhand – die sind aber noch nicht spruchreif. Insgesamt verspricht mir dieses Jahr jedenfalls ein gutes zu werden.

Was ist mit euch? Wisst ihr schon worauf ihr euch in 2015 freut?